Die besten Storylines 2013/2014
Der Mord an Emmett & Leanne und die Folgen (The Americans)

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Bereits die erste Staffel der in den 80er-Jahren spielenden Spionageserie "The Americans" konnte sowohl die Kritiker als auch die Zuschauer überzeugen, aber mit der in der vergangenen Season ausgestrahlten zweiten Staffel legte man in fast allen Aspekten noch einmal eine gehörige Schippe drauf. Es ist nicht selten, einen solch deutlichen Qualitätssprung einer Dramaserie gerade in der zweiten Staffel zu beobachten, die FX-Schwesterserie "Justified" hatte es mit ihrer herausragenden zweiten Season schon einmal vorgemacht. Und auch "The Americans" vertiefte im zweiten Jahr sowohl die komplexe Beziehung zwischen den beiden Protagonisten Elizabeth und Philip Jennings, aber auch zahlreiche Nebenhandlungsschauplätze wie der Status der Botschaftsmitarbeiter Nina Sergeevna als Doppelagentin und die Coming-of-Age-Entwicklung von Paige Jennings erhielten ihre tiefere Betrachtung. Umrahmt wurden die diversen Handlungsstränge von der politischen Lage inmitten des Kalten Krieges mit solch zeitgeschichtlichen Bezügen wie dem Versuch der russischen Geheimdienste, wichtige technische Entwicklungen der US-Amerikaner (Stichwort Stealth und Arpanet) zu stehlen.

I hope the Russians love their children too

Foto: Matthew Rhys & Keri Russell, The Americans - Copyright: Craig Blankenhorn/FX
Matthew Rhys & Keri Russell, The Americans
© Craig Blankenhorn/FX

Man kann eigentlich gar nicht auf einen Punkt innerhalb dieser wirklich großartigen Staffel deuten, an dem man den Qualitätssprung deutlich machen kann, denn es wurde wirklich in allen Aspekten noch präziser und dadurch mit noch höherer emotionaler Wucht gearbeitet. Als sich in der letzten Episode der Staffel aber eines der großen Rätsel dieser Season auflöste, der schockierende Mord an den beiden Spionen Emmett und Leanne Connor in der Auftaktepisode, fanden in beeindruckender Manier nahezu alle Handlungsstränge der Staffel einen thematischen gemeinsamen Nenner und Dinge, von denen man vorher noch nicht ahnte, dass sie einmal zum gleichen erzählerischen Element gehören sollten, bildeten plötzlich eine Einheit.

Anfangs dienten Emmett und Leanne als Spiegelbild der Jennings, die ebenfalls tief undercover in den USA lebten, weiterhin für Russland spionierten und nun kurz davor standen, ihren Kindern reinen Wein über ihre wahre Identität einzuschenken. Ihr plötzlicher und brutaler Tod gab der Staffel schon früh eine Dringlichkeit und trieb besonders Elizabeths Handeln an. Gleichzeitig löste dieser Mord in ihnen Denkprozesse aus und zog ihr Handeln in Zweifel. Die direkte Gefahr sowohl für sie selbst als auch ihre Kinder, entweder durch direkte Gewalt, oder das potentielle Trauma, dass ein ähnliches Schicksal wie das ihrer Freunde in ihren eigenen Kindern auslösen könnte, war eines der zentralen Themen dieser Staffel, welches bei Elizabeth und Philip dauerhaft in ihrem Handeln spürbar wurde. Dabei wurden sowohl die beiden grandiosen Darsteller Keri Russell und Matthew Rhys, als auch das Drehbuch der schwierigen Aufgabe gerecht, dem Zuschauer nahe zu bringen, warum beide erst jetzt mit diesen Fragen so deutlich ringen und wie sich dies auf ihre Arbeit, ihr privates Leben als Ehepaar, aber auch in ihrer Beziehung zu den Kindern auswirkt.

Aber nicht nur als emotionaler Antrieb wurde der Mord genutzt, auch in Sachen Spannung und Handlungsantrieb wurde dieser immer wieder auf organische Art und Weise eingearbeitet, so dass am Ende die große Konfrontation zwischen den Jennings, dem Tatverdächtigen Andrew Larrick und dem überlebenden Sohn Jared der Connors seine gewollt schockierende Wirkung entfalten kann. Als so herauskommt, dass Jared der wahre Mörder ist, der von der Geheimidentität seiner Eltern wusste, bereits für den KGB rekrutiert wurde und nachdem dies von seinen Eltern abgelehnt wurde, vollkommen durchdrehte, muss man als Zuschauer den Schock erst einmal setzen lassen. Nicht nur ist dies eine wirklich clevere Auflösung eines staffelübergreifenden Krimiplots, es birgt auch unendlich viel Konfliktpotential für die Jennings, die nun vor der Frage stehen, was sie mit ihren Kindern tun, die vom KGB als nächste Versuchsobjekte auserkoren wurden. Dabei schließt sich der Kreis zu Paiges bis dato recht normalen Sinnsuche eines Teenagermädchens, und dem moralischen Dilemma in dem ihre Eltern stecken. Dies allein wäre schon faszinierend genug, aber die Tatsache, dass viele Elemente dieser Storyline auf den wahren Methoden der Geheimdienste aus der Zeit des Kalten Krieges stammen, fügt allem noch eine weitere spannende Ebene hinzu. In Sachen emotionalem und inhaltlichem Storytelling ist die Handhabung dieses Todesfalles und all seiner Folgen mit Abstand eine der besten Storylines der vergangenen TV-Season.

Cindy Scholz - myFanbase

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