Die besten Episoden 2013/2014
#4.05 … To Miss New Orleans (Treme)

Die Mardi-Gras-Episoden der HBO-Serie "Treme" gehörten bereits seit der ersten Staffel jedes Jahr zu den absoluten Highlights eines jeden Serienjahres und es ist nur folgerichtig, dass die vierte und letzte Staffel, wenn sie schon nur aus fünf Episoden besteht, an Mardi Gras endet. So verbringen wir zum letzten Mal Zeit mit den liebgewonnen Figuren und feiern ein letztes Mal Mardi Gras mit ihnen. Wenn wir nun das nächste Mal dieses unvergleichliche Feeling erleben möchten, müssen wir uns wohl selbst in den Flieger setzen und endlich den Traum vom New-Orleans-Besuch wahr machen.
Do you know what it means to miss New Orleans, when that's where you left your heart?
Der Abschied wird uns aber dadurch versüßt, dass "Treme" wieder einmal eine wunderschöne Mardi-Gras-Episode produzierte und damit der Serie einen würdigen Schlusspunkt verpasst. In guter alter "Treme"-Manier handelt es sich dabei weniger um einen inhaltlichen Abschluss, als um eine letzte Stippvisite in New Orleans. Denn "Treme" war noch nie eine Serie der Handlung, sondern immer standen Atmosphäre, kulturelle Identität, Kunst, Musik und vor allem aber die Charaktere und deren Alltag im Fokus der Geschichte. Ich will hier nicht das alte Vorurteil bestätigen, dass in "Treme" gar keine Handlung vorkommt und nichts passiert, denn ich halte diese oberflächliche Aussage über die Serie für grundverkehrt. Aber "Treme" ist mehr wie ein Besuch bei Freunden, an deren Leben man dabei eine Zeit lang mit allen Höhen und Tiefen teilnimmt. Und wie auch im eigenen Leben gibt es lange Zeiträume, in denen der Alltag unspektakulär vor sich hinplätschert, und dann wieder Zeiten, in denen ein einschneidendes Ereignis das nächste jagt. Und so passieren auch im Serienfinale von "Treme" zahlreiche einschneidende Dinge: eine Legende wird betrauert, ein Baby geboren, eine Beziehung endet, eine andere wird gefestigt, ein Album aufgenommen, alte Traditionen werden fortgesetzt und neue begründet und vieles mehr. Aber wie immer ist nicht das was entscheidend, sondern das wie und vor allem wie unsere Charaktere damit umgehen.
Der Eindruck, es gäbe in "Treme" keine Handlung entsteht wohl auch deshalb, weil die Ereignisse immer wie am Rande und in einer nahezu beiläufigen Art präsentiert werden. Der einzelne Moment befindet sich immer im Vordergrund, während das große Ganze ganz von selbst entsteht. Wenn Delmond seinen gerade verstorbenen Vater ehrt, in dem er dessen Haus weiter in stand setzt, er sich aber gleichzeitig über dessen Willen hinwegsetzt und nicht das Erbe als Big Chief des Mardi-Gras-Indian-Stammes von Albert antritt, dann sind das kleine Puzzleteile, aber vom Gefühl und der Anteilnahme für uns Zuschauer wichtige Bausteine. Wir wissen, dass Delmond seine eigene Verbindung zur Stadt und zur Tradition hat, die sich von der seines Vaters signifikant unterscheidet, die von dem aber enorm geprägt wurde. Und das wissen wir, weil wir die beiden in den letzten vier Jahren in unzähligen kleinen und großen Lebensmomenten beobachten durften, die uns beide als Charaktere ganz nahe gebracht hat.
Und so ergeht es dem Zuschauer mit allen wichtigen Figuren im Serienkosmos von "Treme". Dabei hat wohl jeder seine Favoriten, aber egal ob man nun Nelson Hildago oder Davis McAlary mag oder nicht, sie sind spezifisch, sie sind einzigartig und wenn man sich auf deren Welt einlassen konnte, dann weiß man mittlerweile genau wie sie ticken.
So erhält im Serienfinale jeder der Hauptcharaktere einen würdigen Abschlussmoment, auch wenn nicht alle im totalen Fokus stehen. Sonnys Leben hatte sich bereits mit dem Ende der dritten Staffel enorm gewandelt und nun ist er einer der Menschen, die New Orleans bevölkern und die Mardi Gras genießen, aber sein unerwartete Wiedervereinigung mit Annie der anderen Art, die noch einmal einen Bogen zum Beginn der Serie schließt ist dennoch einer der einprägsamen Momente dieser Episode.
Davis erhält dagegen einen viel größeren Anteil in dieser Episode, und dabei macht er so etwas wie eine kleine Midlife-Crisis durch, um am Ende aber doch wieder der alte zu sein und mit seinen wie immer treffenden Worten und natürlich der dazu passenden Musikauswahl die Serie endgültig zu verabschieden.
Dabei charakterisieren seine letzten Worte, in denen er von einem Song erzählt, den man plötzlich mit ganz anderen Augen sieht, obwohl er sich doch nicht verändert hat, auf wunderbare Art und Weise die Botschaft, die uns "Treme" in den letzten vier Jahren vermitteln konnte. Manche Dinge bleiben immer gleich, während gleichzeitig zahlreiche Veränderungen stattfinden, ob zum guten oder schlechten und diese Veränderungen beeinflussen unser aller Blickwinkel auch auf die Konstanten und so befinden wir uns im Wechselspiel des Lebens.
Und wie auch das Leben Licht und Schatten hat, schreckte auch "Treme" trotz allem zugrunde liegenden Optimismus nie vor den dunklen Seiten der Stadt und deren Kultur zurück, wie hier durch die Schießerei während der Parade und Panik danach in den Augen von LaDonna und ihren Kindern verkörpert wird. Und natürlich begann "Treme" seinen Lauf während einer der dunkelsten Geschichte der Stadt, nach dem verheerenden Sturm Katrina. Aber "Treme" feierte von Beginn an die Kraft der Gemeinschaft, die Magie der Musik und damit, so kitschig es klingen mag, das Gute im Menschen. Aber nicht das Gute im Sinne von heroischen Taten, auch wenn manche der Herkulesaufgaben einer Toni Bernette sicher als Heldentaten gelten könnten, sondern die Fähigkeit, sich immer wieder aufzuraffen, das Streben nach Gemeinschaft und auch den unbezwingbaren Drang zur Musik und zur Kunst. "Treme" spiegelte wie kaum eine andere Serie das Musiker-Milieu wieder und hat diesen damit ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt.
Die letzte Episode setzt ihnen allen noch einmal ein Denkmal, wenn auch vielleicht nur im Herzen der wenigen aber dafür treuen Fans. Wir werden sie vermissen, die einzigartigen Figuren aus "Treme": Antoine und LaDonna, Janette und Davis, Albert und Delmond, Sofia und Toni, Annie und Sonny, und auch die später dazu gestoßenen Nelson, Tony und L.P..
Cindy Scholz - myFanbase
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

23.04.2025 14:34 von Sophie
Reviews: The Last of Us - Review #2.02 Through The Valley
Zunächst mal nein, man muss Abby nicht retten, sondern... mehr
24.04.2025 21:30 von Lena
News: Kurz & Knapp: Ahsoka, Clean Slate, The Neighborhood-Spin-Off, The Equalizer-Spin-Off, CIA, Einstein, DMV, Poppa's House, The Rookie,...
Ja, ich denke, sie wird beides parallel entstehen... mehr