Die besten Staffeln 2013/2014
Defiance, Staffel 1

Foto:

Es ist nicht so, dass "Defiance" von Beginn an Vollgas gegeben hat. Die ersten Episoden der Sci-Fi-Serie waren nicht mehr als gutes Mittelmaß. Als Zuschauer konnte man jedoch von Woche zu Woche mitverfolgen, wie sich "Defiance" förmlich aus einem Kokon geschält hat und immer spannender, vielschichtiger und kontroverser wurde. Spätestens mit der Episode #1.06 Waffenbrüder begann sich die erste Staffel dem Prädikat herausragend anzunähern.

Neue Erde, Neue Regeln

Parallel zur Serie "Defiance" wurde vom Spielehersteller Trion Worlds ein passendes Videogame entwickelt. Eine solche Kooperation ist die erste ihrer Art. Ich persönlich interessiere mich allerdings nur für die Serie und das alleine lohnt sich schon völlig.

"Defiance" spielt im Jahr 2046 auf einem Planeten Erde, der nicht mehr allein von den Menschen beherrscht wird. Sieben außerirdische Spezies haben auf unserem Planeten notgedrungen eine neue Heimat gefunden und die Natur durch ihre Technologie versehentlich völlig verändert. In der Stadt Defiance, die früher einmal St. Louis war, versuchen die Menschen und die Außerirdischen friedlich zusammenzuleben und sich allen Widrigkeiten gemeinsam zu stellen, doch Machtstreben, Vorurteile, religiöse Konflikte und dunkle Geheimnisse zersetzen die Gesellschaft von Defiance zusehends und machen sie wehrlos gegen die Bedrohungen von außen.

Die Zuschauer werden nicht mit Erklärungen überschüttet, vielmehr dürfen sie die Welt von "Defiance" Stück für Stück selbst erkunden und machen dabei viele erstaunliche Entdeckungen. Zahlreiche überraschende Enthüllungen und faszinierende Entwicklungen ziehen die Zuseher immer mehr in den Bann dieser Serie. Obwohl "Defiance" aus unserer Sicht 30 Jahre in der Zukunft spielt, ist die Handlung reich an interessanten Metaphern, die sich auf unsere nähere und weiter entfernte Vergangenheit beziehen lassen. So offenbaren sich im Verhältnis zwischen den Menschen und den Außerirdischen einige Parallelen zum Kalten Krieg zwischen der USA und der Sowjetunion, während das außerirdische Volk der Irathier an die amerikanischen Ureinwohner und deren Schicksal erinnert. Darüber hinaus halten uns viele Situationen und Ereignisse im Laufe der ersten Staffel einen Spiegel bezüglich unserer gegenwärtigen Probleme mit Rassismus und religiöser Intoleranz vor.

Die Spiritualität der Irathier, die mit der fortschrittlichen Technologie anderer außerirdischer Spezies im Widerspruch steht, oder zu stehen scheint, verleiht "Defiance" eine außergewöhnliche und rätselhafte Note, die sich deutlich von Sci-Fi á la "Star Trek" abhebt. Der Zuschauer wird bewusst in einem Zustand zwischen Wissenschaft und Glaube gehalten und darf nie eine der beiden Möglichkeiten außer Acht lassen.

Im Verhältnis der Charaktere untereinander bedient sich "Defiance" bei William Shakespeare, so zumindest wirkt es gelegentlich. Neben "Romeo & Julia" schwebt auch ein Hauch von "Lady Macbeth" durch die Serie. Am Ende gibt es dann tatsächlich den klassischen "Romeo & Julia"-Gifttod aus Liebe, allerdings bei "Lady Macbeth". Wer verstehen will, was ich damit meine, der fühle sich frei, die erste Staffel von "Defiance" zu betrachten, denn wie Shakespeare schon schrieb: Behauptung ist nicht Beweis.

Das Herzstück der Serie ist in der ersten Staffel der Charakter Irisa (Stephanie Leonidas). Als Iratherin, die von einem Menschen großgezogen wurde, steht sie quasi zwischen den Welten und wird mit der Erkenntnis konfrontiert, dass sie für etwas Großes bestimmt ist, dass sie erst noch entdecken muss. Zusammen mit uns Zuschauern.

Nach einem durchschnittlichen Beginn mausert sich die erste Staffel von "Defiance" zu einer spannenden und faszinierenden Serie mit vielen unerwarteten Wendungen, Metaphern und Kontroversen. Damit gehört sie zu den absoluten Highlights der Fernsehsaison 2013/2014.

Maret Hosemann - myFanbase

Zur vorherigen Staffel | Zur Übersicht | Zur nächsten Staffel

Kommentare