Die besten Staffeln 2013/2014
Louie, Staffel 4
"You know what the sad thing is? It's all I want. I mean, I can get laid. Any woman who is willing can get laid. I don't want that. I don't even need a boyfriend or a husband. All I want is to hold hands with a nice guy, and walk and talk..."
© 2014, FX Networks. All rights reserved; Frank Ockenfels/FX
Am 22. September 2012 lief das Finale der dritten Staffel des außergewöhnlichen Comedy-Projekts "Louie" auf dem Kabelsender FX und läutete damit eine längere Wartepause für die Fans des ambitionierten Projekts ein, entschied sich Louie C.K. doch dafür zwischen der dritten und vierten Staffel eine längere kreative Pause einzulegen. Am 5. Mai 2014 hatte das lange Warten dann aber endlich ein Ende und "Louie" kehrte mit einer Doppelfolge auf die Bildschirme zurück und es stellte sich die Frage, in welche Richtung sich diese schwer berechenbare Serie in der vierten Staffel entwickeln würde und in welcher Weise C.K. die ausgedehnte kreative Schaffenspause zu nutzten wusste. Schon die erste Szene der ersten Folge deutete den Weg, der dann folgen sollte dezent an, spielte C.K. hier doch geschickt mit dem Surrealen, welches sich langsam in den Alltag frisst und setzte damit den ersten großen Lacher.
Doch was dann über die insgesamt 14 Folgen der vierten Staffel folgte war schlussendlich keine Staffel der großen Lacher, sondern eine der großen und kleinen Experimente, in der sich C.K. schließlich immer weiter von der klassischen Generierung komödiantischer Elemente entfernte und sich weiter und weiter in Richtung dramatischer Elemente und Ansatzpunkte bewegte. Insgesamt sechs Folgen und damit fast die Hälfte der Staffel fokussierten sich auf einen ausgiebig erzählten Storystrang, in dem Louie sich in eine Frau verliebt, die seine Sprache nicht spricht und mit der er deshalb fast nur nonverbal, mit Händen und Füßen kommunizieren kann. Die klassischen Themen, um die sich in "Louie" auch in den vorherigen Staffeln viel gedreht hat, werden wieder aufgriffen, weiter fokussiert und mit viel Absurdität und Weltschmerz angereichert. Eine Mischung aus tiefer Melancholie, Surrealität und zwischenmenschlicher Wahrhaftigkeit, die man auch im rein-dramatischen Bereich so nirgends findet. Die Angst vor dem Alleinsein, der Kampf mit den generellen Widrigkeiten des Lebens und der stetige Versuch irgendwann vielleicht doch ein glückliches Leben zu führen, werden hier dezent angesprochen und verhandelt. Und irgendwann wirken Teile der vierten Staffel von "Louie" plötzlich gar nicht mehr wie eine Fernsehserie, sondern vielmehr wie ein Genregrenzen-sprengender Experimentalfilm, den man eher auf dem Sundance-Filmfestival, als im Fernsehen erwarten würde und das ist das Besondere an dieser Staffel, die wie nichts anderes in der Welt der TV-Serien ist und einen Woche für Woche schier sprachlos macht.
© 2014, FX Networks. All rights reserved; KC Bailey/FX
Louie C.K. hat mit der vierten Staffel ein künstlerisches Gesamtkonzept erschaffen, was seinesgleichen sucht und direkt auch nicht mit den vorherigen Staffeln vergleichbar ist, da hier doch schlussendlich vieles noch gewagter, noch konventionsloser und noch wahnwitziger ist. Neben der sechs Folgen umfassenden Geschichte "Elevator" gibt es noch den Zweiteiler "In the Woods", welcher einen bewegenden Einblick in Louies Vergangenheit darstellt und sich mit dem Verlust jugendlicher Unschuld auseinandersetzt und den Dreiteiler "Pamela", in der die aus den vorherigen Staffeln bereits bekannte, nicht auf den Mund gefallene und von der wunderbaren Pamela Adlon gespielte Pamela im Zentrum steht und mindestens eine Szene enthält, die wohl noch länger zu kontroversen Diskussionen führen wird.
Dazu gibt es noch die Einzelfolge "Model", in der die ehemalige "Chuck"-Hauptdarstellerin Yvonne Strahovski im Zentrum steht und in der Rolle einer unerreichbaren Traumfrau ihr Können voll ausspielen kann, die Auftaktfolge "Back", in der vor allem ein Patienten-Doktor-Gespräch über Rückenschmerzen im Gedächtnis bleiben wird und das Meisterwerk "So Did the Fat Lady", welches weniger als einzelne Folge, sondern vielmehr als aufrüttelndes und wahrhaftig-ehrliches Kurzfilm-Kunstwerk betrachtet werden sollte, welches besonders mit der letzten Dialogsequenz und der Leistung von Sarah Baker schon jetzt unvergessen in der Serienhistorie bleiben wird.
Die vierte Staffel "Louie" ist anders, gewagter, nachdenklicher, bitterer, aber auch abstruser, surrealer, irrwitziger, als alles was der begnadete Comedy-Künstler Louie C.K. bisher erschaffen hat und dringt schließlich in tiefdramatische Sphären vor, in die sich bisher sonst noch keine Comedy-Serie je gewagt hat. Die für mich beste Staffel der vergangenen TV-Saison. Ganz großes Kino!
Moritz Stock - myFanbase
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