Die enttäuschendsten Charaktere 2014/15
Gabriel Stokes (The Walking Dead, Staffel 5)

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Der Cast bei "The Walking Dead" ist zwar nicht unüberschaubar groß, aber im Laufe der vergangenen vier Staffeln haben sich einige Charaktere zusammen gefunden, so dass es sicherlich für die Autoren nicht einfach ist, jedem eine adäquate Storyline zu verschaffen. Bislang gelang es Scott Gimple und seinen Leuten jedoch, interessante Geschichten zu jeder Person zu erzählen. Jedenfalls bis sich in der fünften Staffel Gabriel Stokes zu der Gruppe um Rick Grimes gesellte.

"I'm a sinner. I sin almost every day. But those sins, I confess them to God, not strangers."

Foto: Seth Gilliam, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Seth Gilliam, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Der Priester wirkte von Beginn an wenig interessant. Er kauerte hilflos auf einem Felsen und rief um Hilfe und führte nach seiner Rettung die Gruppe in seine Kirche, in der er sich seit dem Ausbruch der Seuche verbarrikadiert hatte. Um das Ereignis, das ihn tief verstört hatte, wurde lange ein Geheimnis gemacht, als es letztendlich enthüllt wurde, war man als Zuschauer ob der vielen Dinge, die unsere Gruppe bislang erlebt hatte, ein wenig ernüchtert. Wie sich herausstellte, hatte er Panik bekommen und sich in der Kirche verschanzt. Seine Gemeinde hatte er draußen vor den Türen versauern lassen.

Die Schuld, die er hier auf sich geladen hat, begleitet ihn die gesamte Staffel hindurch. Sie lässt ihn einen Außenseiter bleiben, der sich nicht recht in die Gruppe integrieren lässt, was aber zunächst kein Problem wäre, würde man ihn wenigstens irgendwie in die Geschichten integrieren. Stattdessen lässt man ihn meist wortlos mitlaufen, hin und wieder mal mit einem entsetzten Blick durchs Bild rennen oder einfach ganz von der Bildfläche verschwinden. So wird zu Beginn des zweiten Teils von Staffel 5 nicht einmal klar, ob er mit nach Alexandria gekommen ist.

Irgendwann taucht er wieder auf, schwärzt Rick und die anderen bei Deanna Monroe an, begibt sich außerhalb der Mauern, nur um beim Anblick eines von Beißern zerfressenen Menschen heulend auf der Straße zusammen zu brechen. Es ist nicht sein letzter Zusammenbruch. Nur ein paar Episoden später gerät er mit der zweiten, fast komplett uninteressanten und nutzlos gewordenen Person, Sasha, in einen handfesten Streit, an dessen Ende Gabriel erneut verzweifelt am Boden kauert und noch immer nicht überwunden hat, dass durch sein Tun so viele Menschen ein brutales Ende genommen haben.

Es ist durchaus nachvollziehbar, dass es auch in einer Zeit wie dieser Menschen gibt, die Tod und Verwesung, die die Zombieapokalypse mit sich bringt, nicht so einfach verkraften können und eine Art posttraumatische Belastungsstörung entwickeln können. Doch die Art und Weise, wie Gabriel dem Zuschauer hier präsentiert wird, ist schlichtweg uninteressant, weil man seinen Schmerz nicht nachvollziehen kann. Ich denke, dass die Autoren ihn als Charakter präsentieren wollten, der sich durch seine selbst gewählte Separation von den Ereignissen in der Welt an der Brutalität zerbricht, die mittlerweile darin herrscht. Das scheitert aber immer wieder daran, dass viel zu Lange hinausgezögert wird, was genau ihm auf der Seele liegt und dass er einfach folgenlang in der Versenkung verschwindet und keinerlei Interaktion mit der Gruppe hat. So bleibt er über weite Strecken profillos, so dass es ärgerlich ist, dass er es ist, der fast dafür sorgt, dass die Gruppe aus Alexandria ausgeschlossen wird und die kleinen Ressentiments, die es gegen die Gruppe unter den Bewohnern der Gemeinde sowieso gibt, so aufgebauscht werden, dass es am Ende zu einem offenen Konflikt kommen muss.

Ich sehe noch immer nicht, warum man einen Charakter wie ihn einführt. Klar, er dient vor allem zum Ende hin als 'plot device', das herhalten muss, um Geschichten ins Rollen zu bringen. Nachvollziehbar sind sie deswegen noch lange nicht. Das macht Gabriel Stokes zu einem der überflüssigsten und uninteressantesten Charaktere der vergangenen TV-Season.

Melanie Wolff - myFanbase

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