Die besten Staffeln 2014/2015
Game of Thrones, Staffel 5

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Auch im fünften Jahr konnte "Game of Thrones" in vielerlei Hinsicht überzeugen und hat einmal mehr eine spannende, atemberaubende, überraschende und spektakuläre Staffel hervorgebracht. Natürlich gibt es auch einige Punkte zu bemängeln, so bspw. den Aufbau der Storyline in Dorne oder den flachsigen Umgang mit Sansas Vergewaltigung - vor allem in Hinblick darauf, wie sensibel man dieses Thema zur gleichen Zeit in "Outlander" angegangen ist, sodass man leider sagen muss, dass die Vergewaltigung in "Game of Thrones" lediglich als Schockelement genutzt wurde, nicht aber, um wirklich Charakterarbeit zu leisten... Doch selbst wenn man diese Schwachstellen der hiesigen Staffel mit einrechnet, bleibt unterm Strich immer noch eine phänomenale Staffel.

"We all must choose, man or woman, young or old, lord or peasant, our choices are the same. We choose light or we choose darkness. We choose good or we choose evil."

Dies liegt zum einen daran, dass die Serie sich mit der fünften Staffel stellenweise von der Buchvorlage entfernt hat und somit auch für Kenner der Romane immer wieder Überraschungen bereit hielt, die das Sehvergnügen entsprechend steigerten, da sie eben das Unbekannte und das Unerwartete mit sich brachten. Doch ohne weiter auf die Unterschiede/Ähnlichkeiten zwischen Serie und Romanvorlage einzugehen, hat diese Staffel vor allem mit den Handlungssträngen rund um die Nachtwache und die Weißen Wanderer, den Ereignissen in Meereen, Cerseis Stellung in Königsmund, Aryas Ausbildung im Haus von Schwarz und Weiß, Sansas Anwesenheit in Winterfell und Stannis' bitterlicher Sturheit im Kampf um den Thron auf ganzer Linie überzeugen können.

Jeder einzelne Handlungsstrang wusste zu überraschen, barg Schockmomente und konnte die Zuschauer in seinen Bann ziehen. Die Unruhen an der Mauer nach dem ersten Kampf gegen die Wildlinge, die Neuordnung der Hierarchie der Nachtwache, Jons bedingungslose Aufopferung bei seinem Einsatz in Hartheim, seine Vision von einer gemeinsamen Armee gegen die Weißen Wanderer, um ganz Westeros zu retten bis hin zu seinem Caesar-esken Mord - ein perfekt aufgebauter Handlungsstrang, der die Zuschauer am Ende verzweifelt zurück lässt und die Frage aufwirft, wie die Invasion der Weißen Wanderer jetzt überhaupt noch gestoppt werden kann.

Ebenso grandios wie der langsame aber nicht minder spannende Aufbau der Storyline rund um Jon Schnee, gestalteten sich auch die anderen Handlungsstränge der fünften Staffel. Jeder hatte mindestens ein Highlight zu verbuchen, viele waren durchzogen von genialen Szenen und alle setzen unsere Charaktere am Ende der Staffel vor eine vollkommen neue Ausgangssituation.

Die fünfte Staffel wird von einigen Zuschauern im Nachhinein als so genannte 'Übergangsstaffel' betrachtet, was für mich allerdings den faden Beigeschmack einer Staffel hat, die nicht selbstständig überzeugen kann. Dies trifft auf die fünfte Staffel allerdings nicht zu, denn sie konnte überzeugen, vor allem, weil sie uns nun eine extrem spannende Ausgangssituation für die kommende Staffel schafft.

Betrachtet man allein Tyrion, der zu Beginn dieser Staffel noch ein versoffener, hoffnungsloser Fall gewesen ist, der nach dem Mord an seinem Vater auf der Flucht ist. Durch seine Zeit mit Varys, seinen gemeinsamen Weg mit Jorah und letztlich sein meisterhaftes Zusammentreffen mit Daenerys, findet er sich am Ende der Staffel als 'Herrscher' über Meereen wieder. Nachdem man Tyrion nach seiner unschlagbaren Führung in der Schlacht um Schwarzwasser gnadenlos abgesägt hat, wird er nun sein wahres Talent endlich voll ausspielen können. Allein der Weg zu diesem Wendepunkt in Tyrions Leben, wurde in der hiesigen fünften Staffel spannend gezeichnet, aber zusätzlich noch mit absolut brillanten Dialogen und atemberaubenden Szenen (Stichwort: Drogon in der Arena) ausgestattet.

Gleiches gilt für Stannis' Handlungsstrang, der den (verdienten!) Abstieg des theoretisch letzten Baratheon eindrucksvoll erzählt hat. Auch hier hat man mit der Verbrennung von Shireen sowie der imposant dargestellten Schlacht gegen die Boltons absolut grandiose Höhepunkte eingebaut. Ebenso spannend war Aryas innerer Kampf zu beobachten, die sich zwischen ihrem alten und eventuell neuen Leben entschieden musste. Als Zuschauer bangte man mit, ob Arya nun ein 'Gesichtsloser' werden wird oder weiterhin Arya Stark bleiben sollte. Und wie sehr hat man das kleine Mädchen gefeiert, als sie endlich ihre verdiente Rache bekam, aber wie beeindruckt war man gleichermaßen davon, dass sie bereits einen Teil der Kunst der 'Gesichtslosen' beherrscht, sodass man sich eigentlich auch wünscht, dass sie dem Vielgesichtigen Gott dient.

Selbst Sansas Storyline war eigentlich extrem spannend, wenn sich die Autoren nicht den Fauxpas der fehlenden Nacharbeitung der Vergewaltigung geleistet hätten. Aber niemand kann bestreiten, dass es fantastisch war, als Kleinfinger sie plötzlich zu den Boltons brachte und ihr Handlungsstrang somit mit dem der Boltons und vor allem mit dem von Theon verknüpft wurde. Und man darf natürlich nicht Cersei vergessen, die wir erstmals am Abgrund gesehen haben, die erstmals vollkommen machtlos war und sich erstmals erniedrigen lassen musste - und das aufgrund ihrer eigenen Intrigen. Cersei hat sich ihr Grab wahrlich selbst geschaufelt, doch als sie am Ende der Staffel ihren 'Walk of Shame' laufen musste und die Serienmacher uns jede Sekunde daran teilhaben ließen, wandelte sich zumindest bei mir kurzfristig der Blick auf sie und ich empfand letztlich sogar Mitleid! Etwas, womit ich nicht mehr gerechnet hätte...

Es mögen viele die fünfte Staffel also als 'Übergangsstaffel' bezeichnen, aber Grund dafür hat sie uns kaum geliefert. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es derzeit unter der Oberfläche extrem brodelt, aber es bisher noch keinen deutlich großen Ausbruch gab. Aber es braucht auch nicht immer große Ausbrüche, um geniale Geschichten zu erzählen. Jeder einzelne Charakter ist in dieser Staffel einen Pfad gegangen, der ihn letztlich an einen Ort gebracht hat, an dem nun etwas vollkommen neues auf ihn wartet. Und ich warte nicht nur gespannt darauf zu sehen, wie es ab diesem Zeitpunkt weitergehen wird, sondern habe vor allem den Weg dorthin wirklich Woche für Woche genossen.

Annika Leichner - myFanbase

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