Die enttäuschendsten Charaktere 2014/15
Elsa Mars (American Horror Story, Staffel 4)

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Keine Frage, Jessica Lange ist eine großartige Schauspielerin. Qualifiziert genug, um sämtliche Rollen, sämtliche Nuancen zu spielen. An ihr lag es sicherlich am allerwenigsten, dass Elsa Mars aus der fünften Staffel von "American Horror Story" sich immer weiter ins Aus manövrierte, immer pathetischer, unglaubwürdiger und irgendwie auch langweiliger wurde. Sie soll stellvertretend in dieser Liste für den Totalausfall der Figurenzeichnung in "American Horror Story: Freak Show" stehen, die in ihrer Gesamtheit zu Wünschen übrig ließ, ganz besonders aber in Hinblick auf ihre Protagonisten. Das Sammelsurium an so genannten Freaks, angeführt von Elsa Mars, bot keinen einzigen Charakter, mit dem man sich auch nur ansatzweise identifizieren oder mit dessen Schicksal man mitfiebern konnte. Und so versank "Freak Show" zusehends in der Bedeutungslosigkeit.

"Das Leben will gelebt werden. Life is to be lived."

Foto: Jessica Lange, American Horror Story: Freak Show - Copyright: Michele K. Short/FX
Jessica Lange, American Horror Story: Freak Show
© Michele K. Short/FX

Problematisch ist Elsa Mars in zweierlei Hinsicht: Zum einen gelingt der Versuch, ihr Tiefe zu verleihen, indem man ihr eine grausige Hintergrundgeschichte verpasst, überhaupt nicht – zum anderen erinnert Elsa in ihren Grundzügen viel zu oft an die Protagonistinnen, die Lange in den Vorgängerstaffeln schon verkörpert hatte. Elsa ist prinzipiell nichts anderes als eine Version von Constance Langdon aus Staffel 1 bzw. Schwester Jude und Fiona Goode aus den Folgestaffeln. Ryan Murphy zeigt hier bei seiner Figurenkonzeption nur wenig Variation und lässt Lange eigentlich immer dieselbe Rolle spielen: Eine elegante ältere Frau, die mit dem Verlust ihrer Jugend zu kämpfen hat, in irgendeiner Weise nach Ruhm/Macht strebt, eine schlimme Vergangenheit hinter sich hat und eigentlich nur geliebt werden will, allerdings am laufenden Band Intrigen spinnt. Elsa wirkt daher schon nach den ersten Folgen langweilig und austauschbar, wie der Teil einer Endlosschleife, die mit Constance und Co. begonnen hatte.

Elsa funktioniert zudem weder als Sympathieträgerin noch als richtige Hassfigur. Der Versuch, irgendeine Art von Komplexität zu erreichen, muss angesichts der Sprunghaftigkeit, der widersinnigen Entscheidungen und der teilweise hanebüchen zusammengestopselten Charaktereigenschaften scheitern. Elsa ist einerseits ein alternder Star mit Hollywoodambitionen, zeigt auf der Bühne jedoch kein Talent; sie ist ein Missbrauchsopfer, das beide Beine verloren hat, offenbart gegenüber anderen jedoch keinerlei Gnade oder Mitgefühl; sie behauptet, dass ihre Zirkusfamilie ihr wichtig sei, doch hintergeht sie sie nach Strich und Faden. Elsas Ruhm- und Rachsucht wird auf die Dauer ermüdend, ihr Gehabe anstrengend. Noch dazu verpasst man es, Elsa irgendeine bedeutungsvolle Beziehung zu geben (höchstens Ma Petite und Pepper könnte man hier nennen), eine Bezugsperson, der gegenüber sie ihr angeblich so fragiles Selbst zeigen könnte. Stattdessen ist Elsa nur: fies, egoistisch, herrschsüchtig.

Ganz besonders ungünstig ist, dass man eigentlich über fast alle Charaktere aus "Freak Show" behaupten kann, dass sie ermüdend und anstrengend sind. Elsa ist nur Repräsentantin einer Vielzahl unausgegorener und schlecht konzipierter Figuren, die "Freak Show" letztlich zu dem uninteressanten Tohuwabohu machen, das es ist. Da ist keine Substanz, keine Komplexität, nichts. Dass Jessica Lange in der fünften Staffel von "American Horror Story" namens "Hotel" nicht mitwirken wird, könnte vielleicht den nötigen Schubs geben, damit Ryan Murphy sich mal wieder was Neues einfallen lässt. Die Serie braucht keinen weiteren Constance/Jude/Fiona/Elsa-Verschnitt – sondern wirkliche Innovation.

Maria Gruber - myFanbase

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