Die herausragendsten Episoden 2014/2015
Looking, #2.07 Looking for a Plot
Von den vielen tollen romantischen, platonischen und sonstigen Beziehungen, die der kleine HBO-Dramedygeheimtipp "Looking" zu bieten hatte, hat mir persönlich eine immer besonders gut gefallen: die Freundschaft zwischen Dom (Murray Bartlett) und Doris (Lauren Weedman). Dabei könnte deren Beziehung zueinander komplizierter fast nicht sein: Beide sind zusammen aufgewachsen und waren als Teenager ein Paar, bis Dom sich als schwul outete. Das hielt die zwei aber nicht davon ab, weiterhin eng befreundet zu sein, sodass sie als Erwachsene nun auch in einer WG zusammen wohnen, ja wie Familie füreinander sind. Episode #2.07 Looking for a Plot beleuchtet diese besondere Beziehung zwischen Dom und Doris vor dem tragischen Hintergrund des Todes von Doris' Vater etwas genauer und produziert dabei eine 30-minütige Wunderkiste voller packender emotionaler Momente.
"There's nobody that I'd rather invest in more than you."
Die Folge beginnt mit einem Katerfrühstück der Freunde: Patrick ist völlig fertig angesichts einer peinlichen betrunkenen Rede, die er vor sämtlichen Bekannten auf einer Halloweenparty gehalten hat, während Dom, Doris und Frankie sich über ihn lustig machen. Die Stimmung ist erschöpft, aber gut, als Doris plötzlich eine Nachricht erhält: Ihr Vater ist verstorben. Dom ist sofort bereit, mit ihr in die Heimatstadt zu fahren, während Patrick sich nicht nur anschließt, um Doris zu unterstützen, sondern vor allem auch, um seinem persönlichen Chaos in San Francisco zu entfliehen, selbst wenn dies den Besuch einer Beerdigung bedeutet.
Für alle drei Charaktere wird die Reise in Dom und Doris' Heimatstadt in unterschiedlicher Hinsicht bedeutsam. Der Zuschauer lernt in dieser Episode sehr viel über Doris' Hintergründe, ihre komplizierten Familienverhältnisse, und beginnt zu verstehen, wie sie zu der resoluten, sarkastischen und loyalen Person wurde, die sie ist. Nicht zuletzt Dom hat sie in ihrem Leben extrem geprägt. Die beiden zurück in der Welt ihrer Jugend zu sehen, zeigt einem auf wunderbare Art und Weise und mit vielen kleinen Details, wie großartig es ist, eine Freundschaft zu haben, die bis in die eigenen Anfänge zurückreicht und die so tief ist, dass es oftmals keiner Worte braucht. Diese Verbundenheit strahlen Dom und Doris zu jedem Zeitpunkt aus und selbst Patrick ist in einem kurzen Moment der latente Neid anzusehen, dass ihm solch eine Konstante fehlt.
Die Episode bietet mit dem Roadtrip von Dom, Doris und Patrick, der bewegenden Beerdigungszeremonie – bei der Patrick einen Heulkrampf bekommt und alle Emotionen endlich aus ihm rausbrechen, die sich in den letzten Episoden aufgrund der komplizierten Situation mit Kevin angestaut hatten –, und schließlich der herausragenden Szenen auf dem Friedhof und später im Krankenhaus so viele erinnerungswürdige Momente. Da haben wir Dom, der das Grab seines eigenen Vaters nicht mehr auf dem Friedhof findet und dem es immer noch zu schaffen macht, dass er jenem nicht sagen konnte, dass er schwul ist. Da haben wir den Moment, als Patrick das Auto um den Friedhof herumfährt, während Dom aus dem Fenster über die Gräber hinausschreit, dass er schwul ist in der Hoffnung, die Nachricht werde seinen toten Vater erreichen. Da haben wir den plötzlichen Schock, als das Auto der Freunde auf ein anderes prallt.
Und dann haben wir die Szene im Krankenhaus zwischen Doris und Dom, die zweifellos zu den besten der Staffel, wenn nicht gar der ganzen Serie gezählt werden kann. Beide sind noch benommen von dem Autounfall, in Trauer um Doris' und auch irgendwie um Doms Vater, emotional jedenfalls völlig durch den Wind. Doris gesteht Dom, dass sie eine nennenswerte Summe Geld geerbt hat und will ihm dieses Geld geben, damit er sich den Traum eines eigenen kleinen Restaurants erfüllen kann. Diese Selbstlosigkeit, dieser enorme Freundschaftsbeweis und die Liebe, die Doris hier zeigt und die auch Dom gar nicht fassen kann, sind geradezu überwältigend. Hier umarmen sich zwei Menschen, die füreinander noch viel mehr sind als Familie, Seelenverwandte der besonderen Art, die füreinander da sind und sich umeinander kümmern, und zwar bis ans Lebensende.
#2.07 Looking for a Plot ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, eine ganz wunderbare kleine Episode mit vielen großen Momenten – und darin vergleichbar mit der genialen Staffel-1-Episode #1.06 Looking for a Future. Sie ist beispielhaft für Lauren Weedmans tolle Leistung in der Serie und für die gelungene Charakterzeichnung sämtlicher Figuren insgesamt. Ein Musterbeispiel für das, was diese kleine, aber feine Serie zu produzieren vermochte – schade, dass HBO "Looking" dann doch nicht mehr über die Season 2014/2015 hinaus verlängerte.
Maria Gruber - myFanbase
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