Die besten Storylines 2014/2015
Paiges Rekrutierung (The Americans, Staffel 3)

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Bereits im letzten Jahr wählte ich eine Storyline aus der zweiten Staffel von "The Americans" aus, um sie hier bei den besten Handlungsbögen der Season zu würdigen. Und auch in diesem Jahr findet sich diese Serie genau hier wieder, da eben diese Storyline auch in der dritten Staffel mit enorm viel Sorgfalt, Qualität und emotionaler Wucht weitergeführt wurde und wieder einmal das Highlight einer sehr guten Serie darstellt, die durchaus auch an anderen Stellen viel Lob verdient hat.

Foto: Holly Taylor, The Americans - Copyright: 2014 Frank Ockenfels/FX
Holly Taylor, The Americans
© 2014 Frank Ockenfels/FX

Denn "The Americans" bleibt weiterhin eine der unterschätzten Perlen der Serienlandschaft. Dabei macht es auch die dritte Staffel den Zuschauern wahrlich nicht leicht, denn es ist keine Serie zum Nebenbeischauen. Dafür gehen die Emotionen zu tief und die moralischen Fragen, die immer wieder aufgeworfen werden, lassen auch die Zuschauer immer wieder mit einem beklemmenden Gefühl im Magen zurück. "The Americans" ist keine Geschichte, die ein leichtes Urteil über die Taten der Protagonisten zulässt. Im Gegenteil, deren Motive für ihre Handlungen werden nie zu offensichtlich, aber doch sehr tief durchleuchtet, so dass man diese gut nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen, kann. Viele Momente der Serie gehen enorm unter die Haut und man kann sie eigentlich nur mit halbgeschlossenen Augen, verfolgen, so beklemmend sind sie, in dieser Staffel waren dies vor allem Philips Zahnarztbehandlung von Elizabeth und die Hinrichtung des Apartheid-Aktivisten, die mir den Magen umdrehten. So würde ich die Serie auch niemals zum Binge-Watching empfehlen, ist sie doch so beanspruchend, dass eine Woche Pause zwischen den Episoden enorm gut tut. Aber diese Aufruhr der Gefühle lohnt sich dennoch, denn zum einen ist "The Americans" in der Darstellung der Gewalt nie zu explizit was die gezeigten Bilder angeht, was meiner mittlerweile stark ausgeprägten Abneigung gegen zur Schau gestellte Brutalität in Form von Folter-Pornographie sehr entgegen kommt. Die Serie ist großartig erzählt und die präsentierte Gewalt dient niemals dem reinen Selbstzweck. Sie hat immer die Funktion, unser eigenes Verhältnis zur Gewalt und zu den Extremen, die wir begehen würden im Namen einer tief verwurzelten Überzeugung, zu durchleuchten und in Frage stellen. Zwar handelt die Serie vom kalten Krieg und von russischen Spionen, aber in Zeiten von erstarkender menschenverachtender Gewalt, sei es durch weiße Nationalistin hier in Deutschland oder im Serienheimatland USA, oder durch islamistischen Terror wie dem IS, sind diese Fragen aktueller denn je. "The Americans" liefert darauf keine leichten Antworten, aber es bietet nachvollziehbare Motive für viele derartige Taten, ohne die Täter von ihrer individuellen Schuld freizusprechen. Das ist kein leichtes Unterfangen, aber gerade im Rahmen der Handlung rund um Paiges, der Tochter von Elizabeth und Philip Jennings, Rekrutierung für den KGB, wird dies noch einmal klar verdeutlicht.

Paiges potentielle Mitarbeit in der Undercover-Aktion ihrer Eltern wurde bereits von den Drehbuchautoren von langer Hand vorbereitet, und sie ist mit der dritten Staffel noch lange nicht dauerhaft gelöst, endet die Staffel doch mit einem Cliffhanger genau in dieser Hinsicht. Aber wie man die Fragen - Sollten die Jennings sie einweihen? Wann geschieht dies? Wie wird Paige darauf reagieren? - über die gesamte Staffel aufbaute und dann auflöste, war einfach nur meisterhaft. Dazu kam, dass die innere Krise der Jennings, die sich in Bezug auf Paige die ganze Zeit über uneins waren, von Philips Undercover-Arbeit an der jungen Kimberly begleitet wurde, die genauso alt ist wie Paige, und die er verführen sollte, um an Informationen über die Arbeit ihres Vaters zu gelangen, der beim CIA arbeitet. Nie ist man dabei davor zurückgeschreckt, was für ein monströser Akt diese Verführung darstellt und auch Philip war sich die ganze Zeit schmerzlich dessen bewusst. Gepaart mit dem Dilemma um Paige war man so als Zuschauer, ebenso wie Elizabeth und Philip, immer bis zum Zerbersten gespannt. Aber selbst als Paige dann endlich die Wahrheit erfuhr, und sogar mit ihrer Mutter einen Teil von deren wahrer Familie kennenlernen durfte, baute man diese innere Spannung nicht wirklich ab. Ich befürchte fast, dieser Nervenzustand wird sich bis zum Ende der Serie nicht wirklich auflösen. Allerdings wird man so Zeuge einer der großartigsten Langzeiterzählungen der aktuellen TV-Landschaft.

Cindy Scholz - myFanbase

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