Die besten Momente 2014/2015
The Walking Dead, #5.10 Lebende Tote

"The Walking Dead" hatte schon immer ein Händchen für grandiose Momente, die nicht selten zu schockieren wussten. Doch auch wenn es dieses Jahr weiterhin etliche Tode gab und wir uns von vielen Charakteren verabschieden mussten, so sind es nicht die gruseligen, spannenden Situationen, die wirklich zu fesseln vermögen. Es sind vielmehr die ruhigen Momente, in denen klar wird, wie sehr die Menschen an der Hoffnungslosigkeit zu verzweifeln drohen, die sie jeden Tag umgibt.

"We do what we need to do and then we get to live. But no matter what we find in DC I know we'll be okay. Because this is how we survive. We tell ourselves... that we are the walking dead."

Foto: The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Es gibt einen kleinen Moment in der Episode #5.10 Lebende Tote, in der Rick mit der Gruppe am Lagerfeuer sitzt und von seinem Großvater im zweiten Weltkrieg erzählt. Er spricht darüber, wie dieser jeden Tag aufgestanden ist und sich dem Feind gestellt hat, wohl wissend, dass jeder Tag sein letzter sein kann. Er trat jedem neuen Morgen damit entgegen, dass er sich bewusst gemacht hat, dass er eigentlich bereits tot ist und nichts zu verlieren hat. So konnte er sich davon abhalten, angesichts der Schrecken mit denen er konfrontiert war, durchzudrehen. Er hat sich mit der Situation arrangiert und einfach weiter gemacht, weil er keine andere Wahl hatte.

Der Gruppe geht es ähnlich. Sie finden sich in einem Krieg um ihr Leben mit einem Feind der übermächtig scheint. Sie alle scheinen den Kampf bereits verloren zu haben und befinden sich in einer Situation, an der sie nichts weiter machen können, als jeden Morgen aufzustehen und sich bewusst zu machen, dass sie nichts dagegen ausrichten können. Alles, was sie tun können, ist zu versuchen, am Leben zu bleiben und die Welt, in der sie leben zu akzeptieren.

Als Rick entgegnet, dass sie in Wahrheit die Wandelnden Toten sind, da läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. In seinen Worten schwingt eine gewisse Trostlosigkeit mit, dass sie alle in einer Welt gefangen sind, aus der es kein Entrinnen vor dem sicheren Tod in all seinen hässlichen Facetten gibt. Gleichzeitig gibt seine Erzählung jedoch Mut, weiter zu machen und nicht aufzugeben, denn auch wenn es ihnen jetzt vielleicht unwirklich erscheint, so wissen sie doch nicht, was sie alle noch erwarten wird. Rick scheint just in diesem Moment zum ersten Mal wirklich zu akzeptieren, dass sie an der Welt und ihrer jetzigen Situation nichts mehr ändern können. Sie werden weiter durch das Land streifen und versuchen zu überleben.

Die Szene in der Scheune am Lagerfeuer ist unglaublich kraftvoll. Es ist der Beginn einer Veränderung, von dem die Charakteren jedoch noch nichts ahnen. Die Welt ist am Dunkelsten kurz bevor die Sonne aufgeht, heißt ein Sprichwort. Wenige Tage zuvor hat die Gruppe erst Bob Stookey, dann Beth und zum Schluss auch noch Tyreese verloren. Sie haben keinen sicheren Hafen mehr und kein Ziel, auf das sie zuarbeiten können. Was also bringt es, immer weiter zu machen, wenn sie sich doch sicher sein können, dass sie am Ende alle sterben werden.

Dass sie bald schon auf einen (scheinbar) sicheren Hafen zusteuern werden und aufhören zu können, zu fliehen, ahnen sie zu diesem Moment noch nicht. Und daher ist es gut, dass Rick sie hier ermahnt, nicht aufzugeben, auch wenn sie sich mit der Realität auseinandersetzen müssen, dass die Welt, so wie sie jetzt ist, nicht verändern können und sie akzeptieren müssen. Seine Worte sind trist und melancholisch und doch erwecken sie in dem ein oder anderen den Willen, weiter zu leben. Und genau deswegen ist diese Szene um das Lagerfeuer eine solch kraftvolle Szene. Sie zeigt den Zusammenhalt der Gruppe, ihren noch ungebrochenen Willen, etwas zu finden, was sie alle retten könnte, aber sie illustriert auch die Ausweglosigkeit und die Hilflosigkeit der Menschen in der Welt, so wie sie ist. Sie alle haben keine Wahl, als weiter zu machen und zu kämpfen. Sie sind lebende Tote, die auf ihren Tod warten, doch vielleicht zeigt sich irgendwann ein Silberstreif am Horizont, der ihr Durchhalten belohnt.

Melanie Wolff - myFanbase

Zum vorherigen Moment | Zurück zur Übersicht

Kommentare