Die enttäuschendsten Staffeln 2014/15
The Strain, Staffel 1
Buchverfilmungen sind aus der heutigen Serien- und Filmlandschaft kaum mehr wegzudenken. Selbst große Werke wie "Game of Thrones" stellen Serienmacher nicht mehr vor schier unlösbare Aufgaben und ziehen ein Millionenpublikum vor die Bildschirme. Guillermo Del Toros Vampir-Trilogie "Die Saat" reiht sich in die zahlreichen Versuche der Romanverfilmungen ein, anders als "Game of Thrones" jedoch scheitern die Serienmacher daran, die Atmosphäre der Bücher auch auf die Leinwand zu transportieren.
"Have you come here to destroy me? The old professor has a new pupil. To fail as he failed. I have taken everything from him and I will take everything from you. Your wife, your son. I am a drinker of men."
© 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX
Zunächst schafft Del Toro es zwar, einen atmosphärisch sehr dichten Piloten von "The Strain" zu präsentieren und auch die Tatsache, dass Vampire endlich einmal wieder als blutrünstige Monster ohne menschliche Gefühlsregungen präsentiert werden, ist eine nette Abkehr von den momentan sehr beliebten Gefühlsduseleien im Bezug auf Vampire. Man punktet vor allem mit einer genialen Maske und (im positiven Sinne!) grauenerregenden Effekten, hat aber gerade am Ende mit Einführung des zentralen Antagonisten anscheinend nicht mehr genug Kreativität oder Geldgeber, um diesen nicht lächerlich aussehen zu lassen. Der Meister wirkt in seiner Gestalt wie einem trashigen B-Horrofilm entstiegen und trübt den Spaß an der ansonsten wirklich grandiosen Optik doch gehörig.
Das allein lässt "The Strain" jedoch nicht zu einer großen Enttäuschung werden. Wie sooft hapert es gewaltig an der Charakterzeichnung. Protagonist Ephraim Goodweather handelt nicht nur kaum nachvollziehbar, sondern erhält die gesamte Staffel über keinerlei Profil, so dass es schwer ist, auch nur annähernd mit ihm mitzufühlen. Seine familiären Probleme, ebenso wie seine Affäre mit seiner Mitarbeiterin können dem Zuschauer nicht eine Sekunde berühren und auch seine standhafte Weigerung, ein manifestes Problem als solches zu erkennen, wird nach einer Zeit lang schwer zu ertragen.
Goodweathers Sohn Zach ist ein weiteres charakterliches Lowlight der Serie. Nicht nur, dass der junge Schauspieler Ben Hyland in manchen Situationen heillos überfordert wirkt, sein Charakter stolpert immer wieder von einer leidlich spannenden Situation in die nächste und wirkt dabei wie ein naiver Fünfjähriger, der vom Leben keinerlei Ahnung hat. Als grandioses Beispiel dafür ist die Szene, in der er seinen Vater mit trauriger Miene fragt, wann sie endlich wieder nach Hause gehen können, obwohl er mit eigenen Augen gesehen hat, dass es in der Stadt von blutrünstigen Monstern nur so wimmelt.
Die Goodweathers sind nur beispielhaft ausgewählt aus einer Reihe von Charakteren, die momentan komplett austauschbar scheinen und kaum nachvollziehbare Handlungen tätigen. Da treten interessante Figuren wie Thomas Eichhorst oder Abraham Sertrakian fast schon in den Hintergrund.
Zu einer sehr rudimentären Charakterzeichnung kommen noch Logiklöcher am laufenden Band und dämliche Entscheidungen der Charaktere durch die ganze erste Staffel hinweg, dass es schwer ist, überhaupt etwas Positives an der Serie zu finden. Daher landet die Staffel in diesem Rückblick auch unter der Rubrik "Enttäuschendste Staffeln". Sicherlich gibt es auch einige sehr spannende Szenen, witzige Dialoge und tolle Momente, doch diese können leider nicht über die eklatanten Schwächen der Serie hinwegtäuschen. Die Frage, ob man am Ende vielleicht doch für eine zweite Staffel dranbleiben könnte, stellt sich eigentlich nur für Buchkenner, die sich vielleicht darauf freuen, einige Elemente der Bücher verfilmt zu sehen. Da jedoch bereits angedeutet wurde, sich mit zunehmender Laufzeit mehr von der Vorlage entfernen zu wollen, bleib offen, ob es sich lohnt, sich weiterhin mit der Serie zu quälen, die sich so bierernst nimmt und dabei manchmal so lächerlich wirkt.
Melanie Wolff - myFanbase
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