Die besten Staffeln 2014/2015
Mad Men, Staffel 7

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Als "Mad Men" 2007 startete, befand sich die US-amerikanische Serienlandschaft in einem momentären Vakuum. "Die Sopranos" war soeben zu Ende gegangen und die finalen Staffeln von "The Wire" und "The Shield" waren bereits angekündigt. HBO suchte in den Folgejahren erstmal vergeblich nach einem qualitativ ebenbürtigen Nachfolger für genannte Formate, während dafür an anderen Stellen Kabelsender wie Showtime, FX und AMC mit neuen, innovativen Serien aufwarteten. Letzteres Network hätte sich damals wahrscheinlich noch nicht erträumen lassen, zu welch einem Kritikererfolg sich "Mad Men", das HBO übrigens abgelehnt hatte, in den kommenden acht Jahren mausern würde. Wie kaum eine andere Serie zementierte "Mad Men" in seiner finalen Staffel und mit der Endepisode #7.14 Sie erkannten einander seinen Status als Kultserie und verdeutlichte ein letztes Mal, wieso es all die Jahre auf sämtlichen Top-Listen (inklusive unserer) zu finden war, ja geradezu zu finden sein musste.

"Stop looking over your shoulder at what other people have."

Foto: Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels III/AMC
Mad Men
© Frank Ockenfels III/AMC

Und so war es natürlich überaus spannend, wie Matthew Weiner die letzten sieben Episoden gestalten und wie das Ende für die einzelnen Protagonisten aussehen würde. Mit absoluter Konsequenz führte er dabei jede einzelne Geschichte zu ihrem logischen Ende: Der ewige Frauenheld Roger Sterling findet mit Marie Calvet sein womöglich endgültiges Liebesglück; der ewig unzufriedene Pete Campbell springt über seinen Schatten, heiratet seine Ex-Frau Trudy zum zweiten Mal und stellt endlich die Familie über seine Arbeit; Peggy führt den harten Kampf fort, als Frau in ihrem Job anerkannt zu werden und findet in Stan einen Mann, der zu ihr passt; Joan emanzipiert sich auf beeindruckende Weise von ihrem ehemaligen Job und ihrer Beziehung und gründet eine eigene Firma; Betty erkennt durch ihren tödlichen Krebs die wahre Bedeutung und Wichtigkeit ihrer Familie; und Don Draper, der Mann auf der immerwährenden Sinnsuche, lässt alles hinter sich, kommt am absoluten Tiefpunkt an und gelangt zu einer Art Erkenntnis, die ihm einen Neuanfang ermöglicht.

Doch so zufriedenstellend das Ende für die (meisten) Charaktere ist, so sehr unterstreicht Weiner doch auch, dass diese vermeintlichen Happy-Ends nur temporär sind, ja nur von kurzer Dauer sein können. Er bettet diese ewige Sinnsuche jeder Figur ein in den größeren Kontext des gesellschaftlichen Umbruchs in Amerika und verbindet die sozialen Umstände auf beeindruckende Weise mit den persönlichen Schicksalen der Protagonisten. Sie alle sind Kinder ihrer Zeit, geprägt von dem, was um sie herum passiert, und sie alle müssen sich immer weiter vorkämpfen, sich immer wieder aufraffen. Genau das macht "Mad Men" als Serie so unglaublich authentisch und allgemein gültig: Alle Figuren tragen ihre Konflikte mit sich und der Welt aus, scheitern daran oder schaffen es, sie zu lösen. Doch wie das Leben eben so ist, stellt es sie sehr bald wieder vor neue Aufgaben. In diesem Zuge liefert die Serie gerade in seinen finalen Episoden emotionale Höhepunkte und grandiose Charaktermomente, und macht es so dem Zuschauer letztlich umso schwerer, sich auf den Abschied vorzubereiten.

Mit seiner unglaublich detaillierten Inszenierung, den über die Jahre hinweg phänomenalen Schauspielleistungen des Ensembles, den unvergleichlich vielschichtigen und tiefgründigen Dialogen, die stets enormen Freiraum für Interpretation ließen, und besonders dem Mut, den Zuschauern eben diese Interpretationsmöglichkeiten zuzutrauen, verewigt sich "Mad Men" als eine der besten Serien der vergangenen Jahre, die in solch einer Form ihresgleichen sucht. "Mad Men" füllte 2007 nicht nur ein Vakuum, es sorgte dafür, dass komplexe Seriendramen sich etablieren und vervielfältigen konnten, es revolutionierte das televisionäre Storytelling und es zeigte, wie qualitativ hochwertige Serienunterhaltung aussehen kann. Ein absolutes Serienjuwel.

Maria Gruber - myFanbase

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