Die besten Staffeln 2014/2015
Person of Interest, Staffel 4

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Als die vierte Staffel von "Person of Interest" startete, konnte man sich noch nicht vorstellen, wie sich die Serie entwickeln würde. Am Ende von Staffel drei hatte die Regierung grünes Licht für die Inbetriebnahme einer Maschine gegeben, die die komplette Überwachung des gesamten Landes übernehmen sollte. Finch, Reese, Shaw und Root blieb nichts anderes übrig, als ihr Scheitern zu akzeptieren und erst einmal zu verschwinden. Glücklicherweise war es Root gelungen, ihnen neue Identitäten zu verschaffen, die sich unter dem Radar von Samaritan und als harmlos angesehen wurden. Es war ein trostloses Ende, weil das „Böse“ gewonnen hatte und das „Gute“ in den Untergrund getrieben hatte.

"Friendliness is something that human beings are born with. A.I. are only born with objectives. I need to constrain it, control it. Or one day it will control us."

Foto: Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die neue Situation erwies sich jedoch schnell als Segen, denn es gab der Serie eine neue Richtung. Es ging nicht länger einfach nur darum, Fälle der Woche zu bearbeiten, sondern einen Weg zu finden, Samaritan Einhalt zu gebieten. Dabei wurde die riesige Übermacht, die Greer und Samaritan zu haben schienen, immer wieder durchbrochen, so dass das Gefühl der Hoffnungslosigkeit sich immer mehr auflöste und einer Aufbruchstimmung wich. Jedenfalls so lange, bis Shaw unter die Räder zu kommen schien und dem Team entrissen wurde. Es ist schon der zweite wichtige Charakter, der die Serie innerhalb ihrer Laufzeit verlassen hatte. In der dritten Staffel musste sich der Zuschauer von Detective Carter verabschieden. Nun verließ Shaw das Team und riss ein weiteres tiefes Loch in den Cast. Immerhin musste Shaw nicht den Serientod sterben, sondern verschwand einfach, nachdem sie ihr Leben in Gefahr gebracht hatte und steckt nun wohl mit dem Feind unter einer Decke. Es ist schade, dass man Shaw aus der Serie schreiben musste, aber die Schwangerschaft und anschließende Babypause von Sarah Shahi ließen den Autoren einfach keine andere Wahl. Umso schöner ist es, dass es eine Hintertür für Shahi gibt und sie jeder Zeit zurückkehren kann, sollte die Serie nur lange genug noch über die Bildschirme flimmern.

Shaws plötzliches Verschwinden prägt die Gruppe, allen voran Root, sehr. Sie verschwindet und lässt Finch und Reese etwas hilflos zurück. Egal was sie unternehmen, Samaritan schien ihnen immer einen oder zwei Schritte voraus zu sein. Und dennoch geben die beiden nicht auf. Sie arbeiten weiter daran, Samaritan irgendwie Einhalt zu gebieten, auch wenn dieses Unterfangen schier unmöglich erscheint.

Während sich der Kampf gegen Samaritan immer mehr intensiviert, bleibt dennoch genügend Zeit, um auch die innere Zerrissenheit der Charaktere zu thematisieren. So lässt man Reese sich in seiner Funktion als Polizist endlich einmal einer Person öffnen. Seine langsame Annäherung der Psychologin Ines ist dabei sehr subtil und vorsichtig und gibt dem Charakter genug Raum, zu reifen und sich zu finden. Und während der Kampf von Reese mit seinen privaten Dämonen in der Mitte der Staffel im Vordergrund stehen, so nimmt Reese im letzten Drittel der Staffel eine sehr passive Rolle ein und man fokussiert sich stärker auf Finch, der zwischenzeitlich den Glauben an seine Schöpfung verloren hat und sich eine Mitschuld daran gibt, dass die Welt zu einem unsichereren Ort geworden ist. Und die andauernden Rückschläge im Kampf gegen Samaritan, sowie der Verlust von Shaw scheinen Finch zu zermürben. Er hört auf, mit seiner Maschine zu kommunizieren und beginnt, sich offen von ihr abzuwenden. Das Finale, in dem Schöpfer und Maschine schließlich zum ersten Mal mit offenen Worten kommunizieren, hat daher eine unglaubliche Sogkraft. Es ist fast so, als wende sich ein hilfloses Kind an seinen Vater und bittet für jegliche Verfehlungen um Verzeihung. Dass es den Autoren dabei gelingt, dass man als Zuschauer mit einer Maschine mitfühlt, ist wirklich bemerkenswert.

Es sind in "Person of Interest" nicht mehr nur die Fälle, die überzeugen können. Es ist nicht nur die actiongeladenen Sequenzen, die zu fesseln wissen, nicht der trockene Wortwitz zwischen Jim Caviezel, Amy Acker und Sarah Shahi der zu begeistern weiß. Es sind die persönlichen Beziehungen der Charaktere untereinander, ihre Kampf um sich selbst und den Rest der Welt, der zu den Zuschauer berührt und mitreist und die vierte Staffel von "Person of Interest" zu einer der durchdachtesten und am besten ausgearbeiteten der vergangenen TV-Season werden lässt.

Melanie Wolff - myFanbase

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