Die besten Staffeln 2015/2016
Person of Interest, Staffel 5

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Lange Zeit war nicht klar, wie es mit "Person of Interest" nach diesem großartigen Finale der vierten Staffel weitergehen würde. Zwar erhielt die Serie eine Verlängerung für Staffel 5, diese wurde jedoch schon bei den Upfronts auf 13 Episoden festgelegt – ein untrügliches Zeichen, dass man bei CBS das Vertrauen in die einst hochgehypte Serie längst verloren hatte. Sie fehlte im Herbst-Line-Up und auch als sie zur Midseason noch immer nicht im Programmplan auftauchte, war eigentlich klar, dass man nicht mehr allzu viel Hoffnung auf eine Verlängerung haben sollte. Die gab es am Ende tatsächlich nicht und die finalen Episoden wurden von CBS binnen weniger Wochen mit teilweise drei Episoden pro Woche an zwei unterschiedlichen Tagen verbraten. Ein demütigender Abschied, den die Serie absolut nicht verdient hat.

"I'm going to kill you. But I need to decide how far I'm willing to go... how many of my own rules I'm willing to break to get it done."

Foto: Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Das Positive an einer verkürzten Staffel ist die Tatsache, dass man sich nicht mehr mit langweiligen Füllerepisoden aufhalten muss, sondern mit stetigem Schritt einem Ziel entgegen steuern kann. Und da Jonathan Nolan und sein Team gewusst haben müssen, dass es für ihre Serie keine Zukunft mehr geben wird, brachte man die Geschichte zu einem vernünftigen Ende.

Man konzentrierte sich ganz auf den Kampf Team Maschine gegen Samaritan und seine Schergen, verwob die typischen Fälle der Woche immer wieder mit der übergeordneten Handlung, so dass es kaum Durchhänger gab. Die anfängliche Hilflosigkeit, die das Team Maschine angesichts der ihnen zur Verfügung stehenden limitierten Ressourcen überkam, weicht mit der Zeit Wut und Ärger, aber auch Entschlossenheit und Kampfeslust. Egal wie viele Rückschläge das Team erleidet, wie übermächtig der Gegner auch erscheint, man gibt nicht auf.

Treibende Kraft ist einmal mehr Root, die nicht locker lässt und Finch immer wieder fordert. Sie will, dass er die Maschine von den letzten Fesseln befreit, so dass sich die künstliche Intelligenz weiterentwickeln und eine Strategie gegen den übermächtigen Feind entwickeln kann. Wie schon in den Staffeln zuvor prallen hier zwei unterschiedliche Sichtweisen aufeinander und Finch ist zu Beginn der Staffel noch immer nicht bereit, seiner Erfindung freie Hand zu lassen, egal wie sehr Root ihn anbettelt. Erst als Root sich für ihn opfert, erkennt er, dass seine Herangehensweise zu passiv ist. Wenn man Samaritan schlagen will, dann muss man alles aufwarten, was man hat. Jede noch so kleine, unwichtige Idee wird dann zum Zünglein an der Waage. Dass es am Ende ausgerechnet ein übermächtiger Computervirus ist, der Samaritan in die Knie zwingt, könnte man fast schon als lächerlich einfach erachten.

Die allmähliche Wandlung von Finch von einem zögernden Computerspezialisten zu einem entschlossenen Kämpfer ist eindrucksvoll inszeniert und von Michael Emerson mal wieder unglaublich intensiv dargestellt. Es sitzt jede Gestik, jede Mimik, jeder Gefühlsausdruck in seinem Gesicht.

Doch nicht nur Finchs Entwicklung kann überzeugen. Roots unablässige Suche nach Shaw, deren Kampf mit Greer um ihren Verstand und ihre Freiheit, Fuscos verzweifelte Versuche, einer Welt entgegen zu treten, die er nicht kennt, Elias Freundschaft mit Finch, Reese letzte noble Handlung – all diese Storylines fügen sich am Ende zu einem tollen Finale zusammen, in dem man einmal mehr beginnt, mit einer Maschine mitzufühlen. Mit ihr zu leiden. Sich mit ihr zu freuen. Sie fast schon als menschlichen Mitstreiter unseres Teams zu sehen. Das Finale ist sehr emotional, spannend bis zur letzten Minute. Ein jeder Protagonist bekommt ein Ende, das nachvollziehbar und stimmig ist, auch wenn die Serie nicht für jeden gut enden kann. Man verlässt die Welt um "Person of Interest" mit einem guten Gefühl und in dem Wissen, dass man Teil einer Serienperle war, die ihresgleichen im Networkfernsehen noch lange suchen lässt. Dass die Serie letztendlich nur deswegen nicht weitergeführt wird, weil sie CBS eben nicht genug Profit einbringt, ist eine echte Schande und der Zuschauer darf froh sein, dass immer mehr Streaminganbieter wie Netflix, Amazon oder Hulu sich dem Thema Serie angenommen haben und dort viel mehr freie Hand haben, als es amerikanisches Network-Fernsehen jemals geboten hat. Mir wird "Person of Interest", Michael Emerson, Jim Caviezel und Jonathan Nolans Händchen für spannende Fälle unglaublich fehlen.

Melanie Wolff - myFanbase

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