Die besten Charaktere 2015/2016
Elliot Alderson (Mr. Robot, Staffel 1)

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Wo soll man nur anfangen bei dieser Figur namens Elliot Alderson? Bei seiner illegalen Tätigkeit als Hacker für fsociety? Bei seinem Hass auf die immer virtueller werdende Konsumgesellschaft? Seiner Paranoia, Depression und Manie? Seinem regelmäßigen Konsum von Morphin und Suboxone? Seiner Unfähigkeit, mit anderen Leuten eine emotionale Bindung aufzubauen? Den Sitzungen mit Krista, der komplizierten Beziehung zu Darlene, seiner einzigen Freundin Angela? Man könnte eine ganze Abhandlung über den Protagonisten in Sam Esmails Ausnahmeserie "Mr. Robot" schreiben, ist er doch nicht nur ein psychologisch hochkomplexes Rätsel, er ist vor allem auch ein überaus vielschichtiger, faszinierender und mitreißender Charakter. Ein Charakter, den man so schnell nicht wieder abschütteln kann.

"This is the world we live in. People relying on each other’s mistakes to manipulate one another and use one another, even relate to one another. A warm, messy circle of humanity."

Foto: Rami Malek, Cologne Conference 2015 - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Rami Malek, Cologne Conference 2015
© myFanbase/Nicole Oebel

Elliot ist eine Figur, die den Zuschauer vom allerersten Moment an packt. Wenn im Piloten Rami Maleks bedächtige Stimme langsam aus dem Off ertönt und den Zuschauer in die Welt von Elliot mitnimmt, hört man gebannt zu und man ist die gesamten zehn Episoden der ersten Staffel gebannt von diesem komplizierten wie irrsinnigen, verlorenen wie brillanten Mann, der die Welt um sich herum mit einer gespenstischen Genauigkeit zu analysieren vermag, während er für seine eigenen Probleme keinen Ausweg findet.

Die Komplexität Elliot Aldersons ist einzigartig und sie macht diese Figur so ungemein interessant. Elliot ist im wahrsten Sinne des Wortes zutiefst gespalten, oszilliert ständig zwischen verschiedenen Polen: seine innere Leere und der gleichzeitige Versuch, sie zu füllen; seine Unfähigkeit, Intimität zuzulassen und der Wunsch nach menschlicher Nähe; die Abscheu gegen Kapitalismus und Konsum und die Notwendigkeit, sich nach außen hin angepasst und möglichst normal geben zu müssen. Elliot ist das Produkt der Postmoderne, aufgewachsen in der Virtualität des Kommerz- und Kreditwahns, der mit 0 und 1 mehr anfangen kann als mit seinen Mitmenschen, der aber umso dringender nach realer Nähe sucht. Er ist ein einsames Individuum, verloren im anonymen Moloch der Großstadt, auf der Suche nach einem Weg, diese Gesellschaft, deren Leere und Oberflächlichkeit er nicht mehr ertragen kann, zu verändern.

Sein Hass auf die Gesellschaft kollidiert mit einer gleichzeitigen Fürsorge für den Einzelnen, die Elliot für den Zuschauer trotz aller Destruktivität und Desolation dennoch so greifbar und sympathisch macht. Immer wieder versucht Elliot als Hacker, bösen Leuten das Handwerk zu legen und denjenigen, die ihm wichtig sind, zu helfen, wie etwa seiner Psychologin Krista. Er ist geprägt von einer aufrichtigen Sorge für seine Jugendfreundin Angela, für seinen Boss Gideon, für Shayla, die für ihn kurzzeitig die Tür zu so etwas wie echter Nähe öffnet. Und dann ist da natürlich noch der mysteriöse Mr. Robot, sein neuer Begleiter, durch den er zu fsociety findet und der ihm eine Mission aufträgt, die seinem Leben das ersehnte Ziel vor Augen führt und ihn schließlich an seine äußersten Grenzen treibt.

An seine äußersten Grenzen ging für diese Rolle auch Rami Malek, dessen unübertreffliche Schauspielleistung den Charakter des Elliot Alderson überhaupt erst zum Leben erweckte. Ihm und Serienmacher Sam Esmail gebührt letztlich die Bewunderung des Publikums für die Erschaffung eines solch eindrucksvollen Protagonisten, der zweifellos eine enorme Bereicherung für die Serienlandschaft darstellt.

Maria Gruber - myFanbase

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