Die enttäuschendsten Beziehungen 2015/16
Carol & Tobin (The Walking Dead, Staffel 6)

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In "The Walking Dead" hat Liebe und Zuneigung nur wenig Platz. Die Serie konzentriert sich auf die dunkelsten Stunden der Charaktere, die kaum eine Chance bekommen, einen glücklichen Moment zu finden und den dann auszukosten. Das Leben wird geprägt von Tod und Verzweiflung, von Hoffnungslosigkeit und Verlust, so dass die wenigen Szenen zwischen den Charakteren, in den so etwas wie Freundschaft aufkeimt, umso schwieriger wiegen. Natürlich gibt es funktionierende Beziehungen in "The Walking Dead", man muss sich nur einmal die schon etliche Staffel funktionierende Verbindung zwischen Glenn und Maggie ansehen. Dennoch dominiert vor allem die dunkle Seite der Serie und für Romantik und Glück ist selten Platz.

"It's... it's the hard stuff. The scary stuff. It's how you can do it. It's strength. You're a mom to most of the people here." - "To you, too." - "No. You're something else to me."

Foto: Jason Douglas & Melissa McBride, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Jason Douglas & Melissa McBride, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Carol avancierte in der Serie bislang zu einem sehr wichtigen Charakter. Von unsicheren Mauerblümchen, das unter der brutalen Hand ihres Ehemannes litt, entwickelte sie sich zu einer starken Frau, die für ihre neue Familie alles tat, was getan werden musste, um sie zu schützen. Es war vor allem ihre Freundschaft mit Daryl, die überzeugen konnte, die selten wirklich romantische Züge aufwies, sondern sich tatsächlich darauf konzentrierte, zu zeigen, wie viel die beiden einander bedeuteten.

Im zweiten Teil der sechsten Staffel überlegten sich die Serienmacher nun, Carol einen neuen Mann an die Seite zu stellen – Tobin. Zwar tauchte er im Zuge der Storyline um Alexandria und der Unfähigkeit deren Bewohner, sich selbst zu schützen, immer wieder einmal auf und er machte durchaus einen positiven Eindruck in den wenigen Szenen, die ihm zugedacht waren, doch wirklich kennenlernen durfte man ihn bislang nicht. Und ganz plötzlich waren er und Carol ein Paar, das sich herzte und eine Beziehung führte. Das kam so aus dem Nichts, dass man als Zuschauer fast ein wenig überfahren war. Wie haben die beiden zueinander gefunden? Welche Gemeinsamkeiten haben sie? Was hat sie aneinander angezogen?

Bedenkt man, dass Carol sich zu Beginn in Alexandria als kleines, unsicheres Hausmütterchen präsentiert hat, so darf man sich fragen, wann Tobin überhaupt auf sie aufmerksam geworden ist. Als sie gegen die Wölfe ihr wahres Gesicht gezeigt hat, nämlich dass sie eine starke Frau ist, die sich zu helfen und zu wehren weiß? Oder als sie Verantwortung übernommen hat für die Gemeinde und für Rick und die anderen plädiert hat? Er scheint von ihrer Brutalität fasziniert zu sein und hat ungeheuren Respekt davor, wie stark sie sein kann.

Die wenigen Szenen, die den beiden vergönnt sind, kommen so aus heiterem Himmel, dass die Annäherung der beiden absolut unnatürlich und nicht nachvollziehbar ist. Dass es dann auch am Ende ausgerechnet noch Tobin ist, der als einziger einen Abschiedsbrief von Carol bekommt, nachdem sie beschließt, Alexandria und ihre 'Familie' hinter sich zu lassen, um sie zu schützen und nicht mehr morden zu müssen, ist unpassend, weil man es nicht nur versäumt hat, die Beziehung glaubhaft aufzubauen, sondern weil man auch mit Tobin selbst nur recht wenig anfangen kann. Will man dem Zuschauer wirklich weiß machen, dass er Carol mehr bedeutet als Daryl oder Rick? Ein Mann, den sie nur ein paar Wochen kennt und den sie kaum eines Blickes würdigte.

Die Beziehung kommt so sehr aus heiterem Himmel, dass es schwer fällt, sie wirklich ernst zu nehmen, geschweige denn, irgendeine emotionale Reaktion darauf zu entwickeln. Sie ist einfach nur überflüssig und wirkt vollkommen deplatziert.

Melanie Wolff - myFanbase

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