Die enttäuschendsten Momente 2015/2016
The Walking Dead, #6.16 Der letzte Tag auf Erden

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Als bekannt wurde, dass Jeffrey Dean Morgan in "The Walking Dead" die bekannte Rolle Negan verkörpern wird, wartete wohl jeder Comic-Fan mit Spannung auf dessen Einführung. Natürlich zögerte man seinen ersten Auftritt in "The Walking Dead" bis zum Staffelfinale #6.16 Der letzte Tag auf Erden hinaus, sogar bis zu den letzten Minuten... Doch dann folgte leider die größte Enttäuschung der gesamten Staffel.

"Ho! Ho! Look at that. Taking it like a champ!"

Foto: Jeffrey Dean Morgan, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Jeffrey Dean Morgan, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nein, Jeffrey Dean Morgans Verkörperung von Negan ist definitiv keine Enttäuschung! Er füllt die Rolle perfekt aus und sein erster Auftritt ist atemberaubend. Er ist sexy und charismatisch, bedrohlich und ehrfürchtig, gnadenlos und überheblich, durchgeknallt und wahnsinnig, kurzum ein brillanter neuer Gegner für unsere geliebte Gruppe rund um Rick Grimes.

Doch genau diese grandiose Einführung wird durch die letzten Sekunden der Episode geschmälert, denn die Serienmacher verpassen es hier einen wahren Schockmoment zu kreieren, der unter die Haut geht und die Zuschauer bis zum Auftakt von Staffel 7 in Atem halten würde. Nein, vielmehr greifen sie auf ein altbekanntes Stilelement zurück, welches leider schon zu Beginn der Staffel für große Frustration gesorgt hat: Sie lassen die Zuschauer im Ungewissen.

Erinnern wir uns zurück: In Episode #6.03 Danke sahen wir, wie Glenn Rhee von einer Meute Zombies überhäuft wurde und wurden dann einen Monat lang im Ungewissen gelassen, ob Glenn das Ganze überlebt hat. Mit jeder Episode, die verstrich ohne Glenns Schicksal genau zu thematisieren, wuchs die Frustration der Zuschauer - was sich auch deutlich auf diversen Social-Media-Kanälen zeigte.

Aus der Wut und Empörung, die "The Walking Dead"-Fans in den ersten Wochen empfunden haben, wuchs dann aber allmählich die schlimmste aller Emotionen: Gleichgültigkeit! Glenns Schicksal wanderte so weit in den Hintergrund der Serie, dass er auch für die Fans irgendwann nicht mehr im Vordergrund war. Dadurch blieben die Emotionen bei der Enthüllung, dass Glenn tatsächlich noch lebt, entsprechend auf der Strecke.

Warum also, greifen die Serienmacher im Finale der sechsten Staffel erneut zu diesem Stilmittel? Warum zeigen sie nicht, wen Negan ermordet hat? An den Quoten wird es sicher nicht liegen, denn darum muss sich die Serie nun wirklich keine Gedanken machen...

Es ist einfach enttäuschend, dass die Serienmacher hier nicht mal den - leider mittlerweile - unkonventionellen Weg gegangen sind, eine Staffel OHNE Cliffhanger abschließen. Zumindest ohne einen solchen. Nach der grandiosen Einführung von Negan hätte mich der Mord an einem 'unserer' Charaktere extrem schockiert und mitgerissen. Wahrscheinlich hätte das Gefühl noch die nächsten Wochen überdauert und das Bild hätte sich eingebrannt. Die Wut und Trauer über den Verlust und die Angst, was Negan den anderen noch alles antun könnte, wäre das Gefühl, mit dem ich in Staffel 7 gestartet wäre. Und genau diesen Effekt hätte die überragende Darstellung von Jeffrey Dean Morgan verdient gehabt.

Dadurch, dass man nun diesen überflüssigen Cliffhanger produziert hat, ist Negans grandiose Einführung in den Hintergrund gerückt. Nicht sein überragender Monolog oder seine schier unglaubliche Präsenz haben die Zuschauer die letzten Wochen und Monate beschäftigt. Nein, bloß die sinnlose Effekthascherei, dass man die Zuschauer in der Luft hängen ließ. Die Serienmacher haben es nicht gewagt zu zeigen, wessen Kopf Lucille zertrümmert und damit haben sie sich einen der größten Fehltritte in der gesamten Serie geleistet.

Letztendlich haben Scott Gimple und Co. mit dem Cliffhanger im Finale auf ganzer Linie enttäuscht. Negans grandiose Einführung wurde durch diesen feigen Schachzug in den letzten Sekunden der Staffel komplett geschmälert und man wird den Zuschauer nicht wieder mit der gleichen Emotionalität 'abholen' können. Man wollte einen dramatischen Höhepunkt erzeugen, doch am Ende blieb nur heiße Luft zurück.

Annika Leichner - myFanbase

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