Die besten Staffeln 2015/2016
Unbreakable Kimmy Schmidt, Staffel 2

Foto:

Die erste Staffel von "Unbreakable Kimmy Schmidt" war bereits ein voller Erfolg, was in erster Linie der fantastischen Darstellung von Elli Kemper zu verdanken war. Tina Fey kreierte mit ihr eine lebensfrohe Protagonistin, die ihren Platz im Leben suchte, und an der Seite eines homosexuellen Broadway-Schauspielers und einer überdrehten Millionärsgattin fand, und die die traumatischen Erlebnisse, die sie 15 Jahre in einem Bunker erlebt hatte, erfolgreich verdrängen konnte.

Die zweite Staffel fokussiert folgerichtig die Aufarbeitung der Zeit im Bunker, denn auch wenn Kimmy nach außen hin stark erscheint, so brodelt es unter ihrer kindlich-fröhlichen Oberfläche doch gewaltig.

"I can't give up on stuff. I still want Nickelodeon to take over my school."

Foto: Jane Krakowski, Tituss Burgess & Ellie Kemper, Unbreakable Kimmy Schmidt - Copyright: Eric Liebowitz/Netflix
Jane Krakowski, Tituss Burgess & Ellie Kemper, Unbreakable Kimmy Schmidt
© Eric Liebowitz/Netflix

Zunächst konzentriert man sich jedoch auf die neue Rolle von Jane Krakowskis Jacqueline, die nach der Scheidung von ihrem Mann vor dem gesellschaftlichen Aus steht, weil sie mit ihm auch ihren Reichtum verliert und vor einem kompletten Neuanfang steht. Ihr Ausflug zu ihren Eltern, sowie ihre Versuche, sich einen reichen Mann zu angeln, sind wieder einmal sehr klischeehaft und doch kommt man nicht umher, mit ihr zu sympathisieren. Ihr Herz hat Jacqueline am rechten Fleck und hin und wieder spürt man ihre Angst, alleine nicht zurecht zu kommen. Sie muss zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen und ihre lächerlichen Versuche, weiterhin zur Oberschicht New Yorks zu gehören, sind von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Genau dann beginnt der Zuschauer, für sie Mitleid zu empfinden. Jacqueline ist eine einsame Frau, die kaum richtige Freunde hat und in der Bedeutungslosigkeit abzugleiten droht.Irgendwann in der Mitte der Staffel jedoch verschwindet sie für ein paar Episoden spurlos und kehrt erst gegen Ende wieder zurück, was der Zuschauer verschmerzen kann.

Auch wenn Jacqueline in dieser Staffel wesentlich sympathischer wirkt als in Staffel 1, so sind es Lillian, Titus und Kimmy, die in dieser Staffel zu überzeugen wissen. Lillian versucht weiterhin ihr Viertel in New York so uninteressant für Neuankömmlinge zu gestalten, dass niemand auf die Idee kommt, dorthin zu ziehen und Dinge zu ändern. Sie wird dabei zur Vandalin, bricht mehrere Gesetze und kettet sich irgendwann sogar an einen Bagger, um zu demonstrieren. Lustigerweise nimmt sie dabei niemand für voll und amüsiert sich noch über die ältere Dame, die schimpft und skandiert, was Lillian nur noch mehr auf die Palme bringt. Es macht Spaß, ihr bei ihrem aussichtslosen Kampf gegen die Gentrifizierung ihre Stadt zuzusehen.

Titus bekommt einen Mann an die Seite gestellt, der vollkommen ungewöhnlich ist und ein perfektes Gegengewicht zu seiner Überdrehtheit darstellt. Mikey ist ein schwuler Bauarbeiter, der nichts mit den gängigen Klischees anfangen kann und es doch schafft, Titus für sich zu gewinnen, mit seiner Verrücktheit klar zu kommen und ihm dabei auch noch zu zeigen, dass es wichtig ist, zu sich selbst zu stehen. Titus wehrt sich lange gegen die Beziehung, weil sie ihn verändert – sie lässt ihn bodenständiger werden, überlegter agieren und sich neuen Herausforderungen stellen. Er jedoch will seinen Lebensstil nicht ändern und stemmt sich dagegen, was Mikey akzeptiert. Dennoch lässt er nicht locker und Titus erkennt, dass er zum ersten Mal in seinem Leben jemanden an der Seite hat, mit dem er glücklich werden kann.

Die größte Veränderung macht in dieser Staffel jedoch Kimmy durch. Sie verliert ihren Job bei Jacqueline und muss auch die aufkeimende Liebe zu Dong begraben, nachdem dieser eine Scheinehe eingeht, um nicht abgeschoben zu werden. Es ziehen dunkle Wolken über Kimmy auf, vor allem als klar wird, dass sie die Geschehnisse im Bunker nicht loslassen, auch wenn sie nach außen hin vollkommen fröhlich und unzerbrechlich wirkt. In ihr brodelt es und die Erlebnisse haben Spuren hinterlassen, die jedoch erst wirklich sichtbar werden, als Kimmy die Psychologin Andrea kennenlernt. Dies verhilft ihr zu einigen Einsichten, die darin gipfeln, dass Kimmy loszieht, um ihre Mutter zu finden und diese damit konfrontiert, warum sie nicht alles daran gesetzt hat, sie zu retten.

Die zweite Staffel von "Unbreakable Kimmy Schmidt" tangiert einige wirklich ernste Dinge, ohne jedoch den liebevoll-schrägen Comedycharakter zu verlieren, der die erste Staffel ausgemacht hat. Die Charaktere bekommen mehr Schliff, mehr Ecken und Kanten und wachsen dem Zuschauer damit nur noch mehr ans Herz. Es gibt herrlich abgedrehte Dialoge, irrwitzige Anspielungen auf die 90er Jahre und eine Menge Klamauk, aber auch toll getimte Situationskomik und den Tina-Fey-typischen Wortwitz. "Unbreakable Kimmy Schmidt" überzeugt trotz kleiner Anlaufschwierigkeiten zu Beginn der Staffel auf voller Linie und ich bin froh, dass Netflix die Serie bereits um eine dritte Staffel verlängert hat, in der wir hoffentlich auch Jon Hamm als Reverend wieder sehen dürfen.

Melanie Wolff - myFanbase

Zurück zur Übersicht der besten Staffeln 2015/2016

Kommentare