Die enttäuschendsten Staffeln 2015/2016
The Blacklist, Staffel 3
Die veränderten Vorzeichen, die sich am Ende der zweiten Staffel angedeutet haben – Elizabeth Keen auf der Flucht vor ihren eigenen Kollegen nach dem Mord an Tom Connolly – waren durchaus interessant. Liz stand sich einer gigantischen Verschwörung gegenüber, aus der ihr nur Raymond Reddington einen Ausweg zeigen konnte. Und während Teil eins der Staffel durchaus ihre interessanten Momente hatte, so ging die Staffel bergab, als die Gefahr gebannt war und man notgedrungen die Schwangerschaft von Megan Boone in die Serie einarbeiten musste.
"Sometimes bad luck is the best luck you'll ever have."
Liz' Kampf gegen den Kabal ist durchaus spannend inszeniert und es ist interessant, wie sich Liz in die Hände von Reddington begeben muss, in der Hoffnung, er kann sie aus ihrer misslichen Lage befreien, in der sie sich mit dem Mord an Connolly manövriert hat. Mit Fortschreiten der Handlung wird jedoch klar, dass Liz in dieser neuen Welt kaum Handlungsspielraum hat. Sie läuft mit Reddington mit und vertraut ihm, dass er einen Plan hat, um den Direktor und den Kabal das Handwerk zu legen. Und diesen Plan hat Reddington natürlich. In ihm ist Liz jedoch einfach nur eine Damsel in Distress, die es zu retten gilt und so verkümmert die Rolle von Liz von Episode zu Episode immer mehr.
Nachdem der Direktor tatsächlich außer Gefecht gesetzt werden konnte, ist die Luft aus der Serie spürbar raus. Liz wurde zwar von vielen Anschuldigungen freigesprochen, doch sie kann aufgrund des Totschlags nicht mehr als FBI-Agentin arbeiten, was sie zu einer sehr passiven Rolle verdammt. Da Liz nunmehr nicht mehr auf Außeneinsätze mitgehen kann, verkümmern auch immer mehr die Rollen ihrer ehemaligen Kollegen, von denen man nur noch ganz rudimentär mitbekommt, wie sie den Informationen von Reddington und ihr nachjagen. Stattdessen konzentriert man sich auf Liz' Privatleben. Und das wird gehörig auf den Kopf gestellt, als klar wird, dass ihre Nacht mit Tom Früchte getragen hat.
Die Schwangerschaft führt leider nicht dazu, dass sich an der Qualität der Staffel irgendetwas tut. Nein, man verharrt in Mittelmäßigkeit und die neue Bedrohung um Liz' ungeborenes Baby, das in das Interesse von irgendeiner neuen Gruppe gerät, wird nie richtig greifbar. Reddington versucht ihr auszureden, das Baby zu behalten, Tom versucht ihr einzureden, dass sie perfekte Eltern werden können und Liz steht irgendwo dazwischen, wohl wissend dass sie aufgrund ihrer Verbindung und Toms Vergangenheit niemals ein stinklangweiliges Familienleben fernab irgendwelcher Bedrohungen führen kann. Und dennoch entscheidet sie sich für das Kind und für Tom. Und natürlich ist dies genau der Zeitpunkt, an dem eine neue Bedrohung auftaucht, die ihr und ihrem Baby gefährlich zu werden droht.
Und dann entsteht ein übler Cliffhanger im letzten Drittel der Staffel: Um ihren Verfolgern zu entkommen, täuscht Elizabeth ihren eigenen Tod vor und taucht unter. Natürlich erfährt man dies erst in der allerletzten Folge der Staffel und bis dahin trauern Reddington und ihre Freunde und ziehen die Serie an einen dunklen Punkt. Man versucht den Tod von Liz glaubhaft darzustellen und in Person von Red gelingt dies auch mit einer richtig guten Episode, in der man seinen Schmerz greifbar macht. Doch die Autoren schaffen es einfach nicht, dass man als Zuschauer nicht das Gefühl abschüttelt, veräppelt zu werden und so ist es am Ende auch nicht wirklich verwunderlich, dass Liz eben nicht das Zeitliche gesegnet hat, sondern putzmunter in Kuba darauf wartet, dass Tom, der in die ganze Sache eingeweiht war, mit ihrem Kind Agnes zu ihr zurück kommt. Und dann hat Tom natürlich seine Flucht so akribisch geplant, dass er garantiert nicht die Leute auf sich aufmerksam macht, die die ganze Zeit schon versucht haben, Agnes und Liz zu entführen. Nicht.
Klar, der finale Cliffhanger mit Liz' angeblichen Vater Konstantin Rostov ist wieder interessant und man möchte wissen, was er mit Liz und ihrem Kind vor hat und überhaupt, wer Liz ist und wer Reddington in ihrem Leben darstellt. Doch bis man hier Antworten bekommt, wird man noch viele Durststrecken überwinden müssen. Die Staffel fing vielversprechend an, verlor sich dann jedoch wieder in den typischen Problemen der Staffel zuvor und schaffte es kaum, aus dem Potential Profit zu schlagen, das die veränderte Situation um Liz bot. Und auch wenn James Spader weiterhin in seiner Rolle als Strippenzieher glänzen konnte, so reicht dies einfach nicht mehr aus, um die Serie zu tragen.
Melanie Wolff - myFanbase
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