Die besten Beziehungen 2009/2010
Platz 9: Haley & Nathan (One Tree Hill)

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Wenn es so etwas wie einen Ehrenpreis für TV-Paare geben würde, müssten sich Nathan und Haley definitiv im engeren Nominiertenkreis befinden, denn schließlich ist es selten genug, dass ein Serienpaar tatsächlich sieben Staffeln lang zusammen ist, ohne dass irgendwann einer der beiden sich anderweitig orientiert – und wenn man sich bei Teen-Dramas umschaut, ist das "One Tree Hill"-Paar geradezu ein Einhorn, schließlich leben diese Serien von Love Triangles, ständigem melodramatischem Schlussmachen und Neue-große-Liebe-Finden. Ganz anders bei Nathan und Haley: bereits am Ende der ersten Staffel machen die Autoren mit der Hochzeit der beiden klar, dass deren Beziehung über die typische High School-Verliebtheit hinausgeht und sie schaffen es wunderbarerweise, diese Entscheidung konsequent durchzuziehen und nie einen Zweifel an der Liebe der beiden zueinander aufkommen zu lassen. Aber natürlich stellt es die Autoren vor die Herausforderung, dass eine derartig perfekte Beziehung nicht zu langweilig wird bzw. nicht durch zu viel künstliches Drama auf der Kippe zur Unglaubwürdigkeit steht, und nicht immer ist es Mark Schwahn und seinem Team in den vergangenen Jahren gelungen, diese Gratwanderung ohne Abstürze in die eine oder andere Richtung zu meistern.

"We face things together."

Doch in der siebten Staffel, befreit von der Terrorherrschaft Leytons, die die fünfte und sechste Staffel mit ihrem (Liebes-)drama dominiert haben, fahren die Autoren und mit ihnen Nathan und Haley zu Höchstform auf. Endlich bekommen sie eine durchdachte (nicht wie bei Carrie in der fünften Staffel) und charaktertreue (nicht wie bei Haleys plötzlichem Abschied in der zweiten) Storyline, die ihre Beziehung thematisiert und die Charaktere sowie den Zuschauer dazu zwingt, sich mit ihr auseinanderzusetzen, ohne sie zu zerstören. Ganz im Gegenteil: die gemeinsame Auseinandersetzung mit Renees Anschuldigungen sorgt trotz kurzer und nachvollziehbarer Zweifel von Haley dafür, dass ihre Beziehung noch stärker wird und es wird auch deutlich, wie sehr sich beide Charaktere, aber vor allem Nathan entwickelt haben.

Denn anders als bei Nathans Lebenskrise nach seinem Unfall ist es diesmal nicht die Angst vor dem Ende seiner Basketballkarriere, die ihn am Meisten belastet, sondern die Befürchtung, dass Haley ihm nicht glaubt und ihm nicht mehr vertraut. Immer wieder betont er, dass sie die Einzige ist, die er auf seiner Seite wissen muss und dass es in erster Linie seine Ehe und seine Familie ist, die er nicht durch die Gerüchte, dass er Renee geschwängert hat, verlieren will. Einer der stärksten Momente in der siebten Staffel hinsichtlich ihrer Beziehung ist deshalb zweifellos der Moment, als Haley während der Ausstrahlung von Dans Show kurzerhand beschließt, dass sie sich nicht mehr darum kümmern, was die Öffentlichkeit denkt oder in der Show erfährt, sondern dass Nathan und sie in dem Wissen, dass keine noch so dreiste Lüge ihre Liebe erschüttern kann, sich dem ganzen Drama entziehen und den Tag genießen. Selbst am Höhepunkt einer der schwersten Bewährungsproben für ihre Beziehung sind und bleiben Nathan und Haley das, was sie in der Welt von "One Tree Hill" schon immer waren: der ruhende Pol, auf dessen Unzerstörbarkeit man sich als Zuschauer immer wieder verlassen kann, auch wenn man dank der bewussten Irrführung der Autoren bis zur positiven Auflösung der Storyline ab und zu daran zweifelte.

Doch nicht nur Nathan, auch Haley bekommt ihre eigene Storyline, als ihre todkranke Mutter auftaucht, um sich von ihren Töchtern zu verabschieden, und auch diese Storyline trägt nicht nur dazu bei, den Charakter weiterzuentwickeln, sondern beeinflusst die Beziehung von Nathan und Haley unmittelbar. Anders als in früheren Staffeln geht es nicht mehr darum, dass die beiden sich als Individuen entwickeln, ihre Träume verfolgen oder diese verwirklichen, es geht vielmehr darum, möglichen Hindernissen auf diesem Weg gemeinsam entgegenzutreten und sich gegenseitig zu stärken. Diese Unterstützung ist von Nathan nicht nur dann gefragt, als Haley ihre Mutter verliert, sondern vor allem danach, als sie in eine schwere Depression fällt und sich emotional von ihrer Familie und ihren Freunden immer mehr zurückzieht. Hier liegt die Stärke der Storyentwicklung vor allem darin, dass Haley eben nicht gleich bei der ersten liebevollen, aufmunternden Geste Nathans eine Wunderheilung erfährt, sondern dass sie Nathans Bemühungen mit ihrem allgemeinen Weltschmerz begegnet und sich weigert, wieder das Positive im Leben zu sehen. Doch Nathan gibt nicht auf und begegnet Haleys Krankheit und ihrem veränderten Verhalten mit einer unglaublichen Geduld und Fürsorge und versucht, sie so zu stärken, wie sie ihn oft genug in ihrer Beziehung gestärkt hat.

Der Wendepunkt in Haleys Depression ist deshalb auch logischerweise an ihre Liebe zu Nathan und Jamie gebunden: als sie in den Pool springt, um wie sie selbst sagt endlich wieder etwas zu spüren, sind es die Gedanken an ihr gemeinsames Leben mit Nathan, die sie dazu bringen, sich endlich wieder lebendig fühlen zu wollen. Ihrem gedanklichen, stummen Hilfeschrei folgt die Rettung durch Nathan auf dem Fuß, als er sie an die Wasseroberfläche zieht und ihr damit physisch wie psychisch das Leben rettet.

Die siebte Staffel war bestimmt nicht die einfachste für Nathan und Haley als Individuen, doch genau deshalb war sie nach der dritten die stärkste für die beiden als Paar – und "nach" ist hierbei chronologisch gemeint, denn qualitativ ist die Entwicklung dieser Beziehung in der siebten Staffel unschlagbar. Naja, vielleicht sollte ich das auf ein "fast unschlagbar" reduzieren, denn so großartig wie die vergangene Season auch war, so bleibt natürlich zu hoffen, dass die Autoren das Niveau dieses Paares weiterhin so weit oben halten, dass sie auch im kommenden Jahr in dieser Liste auftauchen werden.

Lena Stadelmann - myFanbase

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