Die enttäuschendsten Momente 2009/2010
Platz 2: #7.10 Jeder hat seine Sucht (One Tree Hill)

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Bereits in der sechsten Staffel von "One Tree Hill" war die Beziehung zwischen Mouth und Millie äußerst durchwachsen, klischeebeladen und voller kaum nachvollziehbarer Entwicklungen – und leider ging es in der siebten Staffel genauso weiter. Denn was ist klischeehafter als ein Model, das erst an geringem Selbstwertgefühl leidet, dann dem Diätwahn verfällt und schließlich Koks schnupft? Und was ist weniger nachvollziehbar, als diese Talfahrt innerhalb von vier Folgen zu vollziehen, wobei der betroffene Charakter in zwei davon nicht einmal aufgetaucht ist? Richtig, sehr wenig, doch der Tiefpunkt dieser Storyline kommt erst danach und manifestiert sich in dem Moment, als Mouth herausfindet, dass Millie kokst.

Schnee von vorgestern

Foto: Lee Norris, One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Lee Norris, One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Es wäre ehrlich gesagt noch übertrieben, diese Szene als Daily-Soap-Niveau zu klassifizieren, denn sowohl die filmische Technik als auch das Drehbuch dieser drei Minuten kommen einem eher so vor, als würde man sich bei den Fake-Doku-Formaten von RTL oder Pro Sieben befinden. Das Fiasko beginnt schon mit Millies Auftritt in dieser Szene – oder besser gesagt, dem ihrer Stimme, die auf unterirdische Weise vom Band abgespielt wird, um zu suggerieren, dass sie von der anderen Seite der geschlossenen Badezimmertüre kommt. Aber stattdessen bewirkt es beim Zuschauer lediglich, dass er statt der tatsächlichen Millie einen Uralt-Kassettenrekorder auf der anderen Seite des Badezimmers erwartet. Im Nachhinein betrachtet wäre das vielleicht sogar besser gewesen, als die tatsächliche Szene, denn nachdem Millie samt bitchiger, koksender Modelkumpanin aus dem Badezimmer kommt, verschwindet Mouth darin und sein Blick fällt instinktiv auf einen (Trommelwirbel…) zusammengerollten Geldschein, den die beiden zugedröhnten Mädels mal eben unter das Waschbecken geworfen haben – klar, den lässt man auch einfach so fallen, nachdem man eine Line gezogen hat… Wie auch immer dieser Geldschein auf den Boden gekommen ist, er sorgt auf jeden Fall dafür, dass Mouths Tatort-Gen zum Vorschein kommt und er mit einem (Achtung, Ironie!) unheimlich überzeugenden entsetzten Gesichtsausdruck den Schminkspiegel näher untersucht und darauf – man glaubt es kaum – Überreste eines weißen Pulvers findet!

Was folgt ist natürlich die Konfrontation, die das unsägliche Treiben fortsetzt und ein Klischee nach dem anderen abhakt. Mouth fuchtelt Millie mit dem Geldschein unter der Nase herum, sie streitet alles ab, regt sich furchtbar über diese infame Unterstellung auf, dass sie Drogen nehmen würde, bis das Detail kommt, das den Todesstoß für diese Szene bedeutet und dem Zuschauer klar macht, dass man seine Augen gar nicht so weit verdrehen kann, wie man manchmal möchte: das obligatorische Nasenbluten! Ding, ding, ding, Bingo! Alle, aber auch wirklich alle Klischees, die man in einer solchen Szene nicht sehen will, weil sie so unglaublich platt sind, wurden hier eingebaut und selbst wenn die Dialoge noch so ausgefeilt wären (was sie nicht sind) könnten sie nicht retten, was hier verbockt wurde.

Allein die Tatsache, dass nach dieser Szene Millies Drogenkonsum und vor allem ihre langsame Rehabilitation mehr Profil und ihr Handeln mehr Motivation bekommen, sorgt dafür, dass nicht die Storyline als Ganzes, sondern nur dieser Moment auf einer unserer Flop-Listen landet – der dafür aber ganz weit vorne!

Lena Stadelmann - myFanbase

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