NBC - Ist da ein Licht am Ende des Tunnels?
NBC hat eine ordentliche Frischzellenkur nötig wie kein anderer unter den großen Sendern. Die Quoten des Pfauensenders sind seit Jahren beharrlich am Sinken, der letzte ordentliche Hit den man hatte war die erste Staffel "Heroes", und wir wissen alle wo diese Erfolgsgeschichte hingeführt hat. Im eigentlichen Sinne hat der Sender nur zwei Serien, mit dessen Quoten man durchweg zufrieden sein kann, "Law & Order: SVU" und "The Office" und diese beiden befinden sich schon im fortgeschrittenen Alter.
Da ist es geradezu ein rettendes Lebenszeichen für den angeschlagenen Sender, dass die Talentshow "The Voice" im April einen richtigen Quotenerfolg einbrachte, den man in der zweiten Ausstrahlungswoche sogar noch steigern konnte. Endlich einmal wieder eine Erfolgsgeschichte für den Sender, der wohl schon fast gar nicht mehr weiß, wie sich sowas anfühlt. Dennoch stehen schwierige Enstcheidungen bevor, wenn es darum geht das Programm fürs nächste Jahr zusammenzustellen.
verlängert | sicher | auf der Kippe | gefährdet | abgesetzt |
---|---|---|---|---|
30 Rock | Law & Order: SVU | Harry's Law | Chuck | The Cape |
Community | Parenthood | Outsourced | The Event | Chase |
The Office | Law & Order:LA | Outlaw | ||
Parks and Recreation | The Paul Reiser Show | |||
Perfect Couples | ||||
Undercovers |
Der Erfolg von "The Voice" kann nur der Anfang sein, denn schaut man sich den Zustand der fiktionalen Programmme bei NBC an, fällt es schwer etwas Positives zu erkennen. Neben dem bereits erwähnten "Law & Order: SVU" können lediglich "Parenthood" und "Harry's Law" halbwegs entspannt den Upfronts entgegen blicken. Ersteres konnte vorallem mit guten Quoten fürs Staffelfinale noch einmal ein Ausrufezeichen setzen und "Harry's Law" ist zwar in der angestrebten Zielgruppe der 18 bis 49-Jährigen kein Überflieger, dafür beim Gesamtpublikum erstaunlich erfolgreich. Ob man hier nun diesen Faktor mit einbezieht, ist zwar noch nicht klar, aber die Chancen stehen eigentlich nicht schlecht. Auch, weil alle anderen Dramaserien eigentlich abgesetzt werden müssten.
Der Montagabend ist schon seit langem ein Flickenteppich, an dem sich "Chuck" bis vor Kurzem immer noch ganz wacker schlagen konnte. Nun ist man aber auch hier in solchen Quotentiefen angelangt, dass der einzige Grund für eine Verlängerung wohl der wäre, dass man noch ein paar wenige Konstanten im Programm belassen will. Aber wenn die Dramapiloten überzeugen können, ist auch dies wohl keine richtige Option. Auch der große Hoffnungsträger für den Sender, "The Event" hat sich als Rohrkreppierer erwiesen. Nach einem durchaus guten Start brach die Serie qualitativ und quotentechnisch ein, die wochenlange Unterbrechung im Winter hat dann ihr Übriges getan.
Ähnlich ging es auch "Law & Order: LA". Obwohl die Show im Herbst für NBC-Verhältnisse gar nicht so schlecht dastand, nahm man weitreichende inhaltliche Justierungen vor, für die man die Serie auch lange aus dem Programm nahm. Bei der Rückkehr war jeglicher guter Wille von Seiten des Publikums verbraucht und die Quoten nur noch als desaströs zu bezeichnen.
Blickt ma auf obrige Tabelle, dann fällt auf das lediglich Comedy-Serien bereits im Vorfeld verlängert wurden. Das täuscht etwas über den wahren Zustand des so wertvollen "Comedy done right"-Donnerstag hinweg. Die betreffenden Serien sind zwar durch die Bank weg alle von hoher Qualität und bei Fans und Kritikern beliebt, dies spiegelt sich aber nur bedingt in den Zahlen wieder. Hinzu kommt, dass der einzige wirkliche Hit darunter, "The Office" im nächsten Jahr vor ganz neuen Herausforderungen steht, denn Hauptdarsteller Steve Carell hat die Serie mittlerweile verlassen und niemand weiß, wie das Publikum auf diesen Ausstieg nach sieben Laufjahren wird.
Auch die Versuche aus dem Erfolg von "The Office" Quotenzuwachs für andere Serien zu generieren, sind nicht unbedingt geglückt. Zwar läuft "Parks and Recreation" im Anschluss daran wesentlich stabiler als noch ohne dieses gute Lead-In, aber der Effekt blieb doch geringer als erhofft. Außerdem war "Outsourced" im Herbst auf diesem Sendeplatz noch erfolgreicher, dafür dann aber im Frühling auf dem geänderten Slot nicht mehr. Was macht man denn nun damit? Ich habe dafür jedenfalls keine ins Auge springende Lösung parat und bin gespannt, was die Programmverantwortlichen sich einfallen lassen. Bleibt man bei den drei Stunden Comedy am Donnerstag? Geht man wieder zurück zu zwei und eröffnet einen weiteren Block an einem anderen Tag? Fragen, die es zu klären gibt und deren Antwort wir am 16. Mai erfahren werden.
Die Drama-Piloten
NBC hat junges Blut nötig, wie kein anderer der fünf großen Sender und zum Glück hat man in dieser Entwicklungsseason einige der vielbesprochensten Projekte in Arbeit. Natürlich hat der ganze Rummel, der um ein Projekt noch der vor der Sichtung der Pilotfolge entsteht, eigentlich keinerlei Bedeutung. Und gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass die vielbesprochenen Pilotprojekte gerade die sind, die später gnadenlose baden gehen (jüngstes Beispiel bei NBC: "The Event"). Aber gehen wir mal nicht vom worst case scenario aus, sondern hoffen als Zuschauer auf gute, unterhaltsame neue Serien.
Hohe Chancen auf eine Serienbestellung werden "Smash" eingeräumt. Die Serie, die hinter den Kulissen einer Broadwayshow spielen soll, hat den großen Namen Steven Spielberg als Produzent aufzuweißen und ist eines der ersten Projekte, welches vom neuen NBC-Programmplaner Bob Greenblatt beauftragt wurde. In den Hauptrollen sind Schwergewichter wie Debra Messing, Anjelica Huston, Jack Davenport und Katherine McPhee zu sehen. Serienschöpferin ist Theresa Rebeck.
Eines der wiederkehrenden Themen der diesjährigen Pilotseason sind Verbrechensbekämpfung in einem Mystery-Umfeld. Serien mit dieser Prämisse hat NBC gleich zwei in Auftrag gegeben, zum einen "17th Precinct" aus der Feder von "Battlestar Galactica"-Schöpfer Ronald D. Moore, der für dieses Projekt auch einige seiner alten Kollegen (u.a. Jamie Bamber, Tricia Helfer und James Callis) vor die Kamera holt, aber auch andere bekannte Gesichter sind hier mit von der Partie: Esai Morales, Kristin Kreuk und Matt Long. Die Serie spielt in einem alternativen San Francisco, in dem Magie existiert und hier zur Lösung von Krimifällen eingesetzt wird. Es scheint aber der zweite Pilot mit ähnlicher Thematik im Moment die Nase vorne zu haben, in "Grimm" werden Kriminalfälle in einer Welt, die mit Märchenfiguren bevölkert ist, gelöst. Hier stehen die Veteranen David Greenwalt und Jim Kouf hinter der Kamera, im Cast sind u.a. Kate Burton, Reggie Lee und Silas Weir Mitchell.
Ein ganz heißer Kandidat für eine Serienbestellung ist das Remake der britischen Serie "Prime Suspect" mit Maria Bello in der Hauptrolle. Weitere interessante Projekte sind auch die historischen Stoffe wie "Playboy", welches in einem Playboy-Nachtclub im Jahre 1963 angesiedelt ist und mit Amber Heard, David Krumholtz, Sean Maher hochkarätig besetzt ist. Auch "Reconstruction" spielt in der amerikanischen Geschichte, in diesem Falle in der Post-Rezensionskrieg-Ära. Martin Henderson ist als Veteran zu sehen, der sich in einer kleinen Stadt niederlässt und als Retter angesehen wird. Auch dabei sind Robert Knepper und Rachelle Lefevre, Joshua Brand hat das Konzept entwickelt. Im Moment scheint von diesen beiden Serien "Playboy" die Nase vorn zu haben, aber genauers wird hier erst noch entschieden.
Ein weiteres heißes Eisen im Feuer ist "REM", der sich auf dem Papier vor allem durch ein sehr interessant klingendes Konzept auszeichnet (Mann lebt in zwei verschiedenen Realitäten, nachdem er einen Auounfall überlebte). Verantwortlich ist Kyle Killen, der im letzten Jahr mit dem spektakulär gescheiterten "Lone Star" auf sich aufmerksam machte. Ob diese Reputation ihm nun im Wege steht, oder ihn als kreativen Kopf für NBC empfiehlt, werden wir bald erfahren. Jason Isaacs hat die Hauptrolle der Serie inne, neben ihm sind u.a. Laura Allen und Michaela McManus mit von der Partie.
Das neue Don-Johnson-Vehikel, "Mann's World" über einen alternden Frisör, ist in der Branche wohl eher auf gemischte Gefühle gestoßen. An Johnsons Seite wäre unter anderem Ellen Barkin und Taylor Kinney zu bewundern. Ein weiteres Procedural wäre mit "SILA" am Start. Jimmy Smits erhält hier seinen unzähligsten Versuch auf eine laufende NBC-Serie, in diesem Fall über eine Polizeieinheit in Los Angeles. Weitere TV-Hochkaräter sind mit Mädchen Amick, Daniella Alonso und Noah Emmerich dabei.
Am meisten Aufesehen erregt hat im Vorfeld allerdings die neue Adaption des "Wonder Woman"-Comics. Aus der Feder von David E. Kelley mit Adrianne Palicki in der Hauptrolle, wurden bereits im Zuge der Dreharbeiten sämtliche Details des Projekts in den einschlägigen Medien auseinanderseziert. Ob dies nun ein gutes oder schlechtes Vorzeichen für die Serie ist, bleibt abzuwarten. Um überhaupt das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken, muss sie nun erst einmal den NBC-Verantwortlichen gefallen.
Die neuen Comedy-Piloten
Gibt es nächstes Jahr einen zweiten Comedy-Abend auf NBC? Vielleicht durchlaufend weiblich zentriert, denn auffallend viele der bestellten Comedy-Piloten haben eine weibliche Sicht der Dinge. Da ist zum einen der für viel Buzz sorgende Pilot "Are you there Vodka? It's me, Chelsea", beruhend auf dem Leben der US-Komikerin Chelsea Handler. Für den Titelpart wurde Laura Prepon gecastet, Chelsea Handler ist ebenfalls vor der Kamera mit von der Partie. Auch Natalie Morales würde in dieser Serie wieder in einer NBC-Comedy zu sehen sein. An der Multikamera-Front gibt es außerdem noch "Whitney", welches ganz auf die Komikerin Whitney Cummings zugeschnitten wurde, ebenso wie "Help Wanted" rund um Sarah Paulson und Adrian Pasdar. Beiden wird zum jetzigen Zeitpunkt gute Chancen auf eine Serienbestellung eingeräumt.
Auch die Single-Camera-Serie "Alpha Mom" mit Christina Applegate und Will Arnett scheint bisher gut anzukommen. "Brave New World" hat als eines der wenigen Ausnahmen kein romantisches Freundewirrwarr oder Arbeitsplatzthema, es geht in dieser Sitcom um ein Pilgerdorf-Vergnügungspark. "Bent" ist eine weitere Variation der romantischen Komödie, mit Amanda Peet und David Walton in den Hauptrollen. Weiterhin gute Chancen wird "Family Project" eingeräumt, in der Multikamera-Serie betreut Andrew J. West als Arzt sowohl seine Patienten als auch seine verrückten Eltern. Hier ist beispielsweise Filmlegende Christopher Lloyd als Anreiz mit von der Partie.
Nicht gut sieht es momentan für "Lovelines" aus, Ryan Hansen will anscheinend kein Glück mit einer eigenen Serie vergönnt sein. Auch "Free Agents", eine Adaption einer britischen Serie, tut sich offensichtlich schwer Befürworter zu finden, auch wenn es sicher schön wäre Anthony Stewart Head wieder einmal im US-TV zu sehen. Ebenfalls in Planung sind die Single-Camera-Comedys "My Life as an Experiment" mit Paget Brewster und Donald Sutherland und "I Hate that I Love You" mit Anna Camp und Danneel Ackles als lesbisches Pärchen. Gerade bei den halbstündigen Serien ist es im Vorfeld immer sehr schwer abszuschätzen, welche es nun letztendlich ins Programm schaffen und die Erfahrung der letzten Season zeigt auch noch einmal, dass eine Serienbestellung immer noch keine Garantie für eine vernünftige Ausstrahlung ist (siehe die nie ausgestrahlten Serien wie "Friends with Benefits").
Stichtag: 16. Mai
Das neue NBC-Programm verspricht spannend zu werden, die angedachten Piloten sind durchaus interessant und die Baustellen im derzeitigen Line-Up so groß, dass sich eigentlich nur richtig viel verändern kann und auch sollte. Auch wenn es im Moment nicht danach aussieht, aus genau solchen Randbedingungen entstehen manchmal die besten Überraschungen.
Cindy Scholz - myFanbase
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