CBS - Dominante Konstanz

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CBS war auch in diesem Jahr vor den Upfronts wieder in der luxuriösen Situation, eigentlich nicht viel ändern zu müssen, um weiterhin auf der Erfolgsspur zu bleiben. Zwar blieb in der vergangenen Season ein richtig großer neuer Serienhit aus, aber mit dem soliden Erfolg von "Elementary" und der weiter steigenden Beliebtheit von "Person of Interest" konnte man durchaus zufrieden sein. So war es auch halbwegs zu verschmerzen, dass die Wackelkandidaten "Vegas" und "Golden Boy" ihren in sie gesetzten Erwartungen nicht gerecht werden konnten und so zusammen mit "CSI: NY" ins Nirvana verbannt wurden.

Foto: Jim Parsons, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Parsons, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die große Baustelle, die sich für CBS angedeutet hat, war die Altersschwäche der großen Comedyhits. Zwar hat man mit "The Big Bang Theory" die absolute Nummer 1 unter den Comedyserien im Programm und mit "Two and a Half Men" und "How I Met Your Mother" zwei der zuschauerstärksten Folgeprogramme, aber diese drei Serien nähern sich doch immer weiter ihrem Ende. "How I Met Your Mother" endet nächstes Frühjahr und auch "Two and a Half Men" hat nicht mehr so viel Leben in sich, bevor die Kosten der Serie endgültig die Gewinnmargen überschreiten. Es heißt also, für Nachschub zu sorgen und diesen langsam und gemächlich auf die schweren Aufgaben der Thronfolge vorzubereiten. So hatte man bereits letztes Jahr erwartet, dass CBS in die Comedy-Offensive gehen würde, die dann allerdings ausblieb, wohl weil die georderten Piloten hinter den Erwartungen zurückblieben (schließlich hat es nur "Partners" auf eine Serienbestellung gebracht und die Serie ist bei den Kritikern und Zuschauern gnadenlos durchgefallen). Aber im Herbst 2013 wird sie kommen, die große Comedy-Offensive von CBS. Dort finden sich allein vier neue Sitcomformate im Programm und man hat die Sendezeiten deutlich ausgebaut. Besonders der veränderte Donnerstag setzt ein Ausrufezeichen.

Beginnen wir also mit unserer Betrachtung ganz unchronologisch am Donnerstag, denn von diesen Veränderungen her baut sich der restliche Programmplan automatisch auf. Dort wird die Comedy-Zeit auf zwei Stunden ausgedehnt. "The Big Bang Theory" bleibt etwas überraschend auf dem 20-Uhr-Sendeplatz, den es in den letzten zwei Jahren so eindrucksvoll beherrscht hat (demzufolge ist es vielleicht gar nicht so überraschend). Es folgen dann zwei neue Formate, direkt im Anschluss "The Millers" aus der Feder von Greg Garcia ("Raising Hope"), einer Familiensitcom mit Will Arnett, Margo Martindale und Beau Bridges. Martindale und Bridges spielen ein Ehepaar, dass sich nach 43 Jahren Ehe beschließt zu trennen und damit das Leben ihres Sohnes, gespielt von Arnett, gehörig auf den Kopf stellt. Um 21 Uhr erleben wir dann die TV-Rückkehr von Robin Williams und Sarah Michelle Gellar in "The Crazy Ones", einer wie der Name schon ahnen lässt, verrückten Arbeitsplatzcomedy im Single-Camera-Format. Mit dem besten Sendeplatz am Abend bringt der Sender diesem Neustart schon jetzt viel Vertrauen entgegen. Danach folgt dann "Two and a Half Men" und um zehn Uhr schließt "Elemantary" den Abend auf seinem gewohnten Sendeplatz ab.

Foto: blau = alt, rot = neu, * = Midseason
blau = alt, rot = neu, * = Midseason
Foto: Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest
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Damit benötigt also "Person of Interest" ein neues Zuhause und wandert auf den Dienstag, im Anschluss an "Navy CIS" und "Navy CIS: L.A.". Dies ist damit ein sehr starkes Line-Up an diesem Tag, mit dem erfolgreichsten Networkdrama und einem der quotenbesten jüngeren Dramaserien der letzten Jahre auf einem Abend. Damit greift man diese Sendezeit offensiv an, die in den letzten Jahren (nicht nur bei CBS) wenig von Erfolg gekrönt war. So lässt sich sicher auch gut ausgleichen, dass gegen allen Erwartungen das zweite "NCIS"-Spin-Off, das für diese Upfronts als Pilot vorlag, nicht geordert wurde. Diese Nichtbestellung war ebenso eine Überraschung wie der abgelehnte Pilot zur Neuauflage des "Beverly Hills Cop", den zuvor eigentlich alle Branchenbeobachter schon fest eingeplant hatten.

Weitere Programmänderungen gibt es bei CBS auch am Montagabend, allerdings von der vorhersehbaren Sorte. Eine einzige kleinere Überraschung ist, dass "Mike & Molly" (trotz einer vollen 22 Episoden Staffelorder) noch nicht auf dem Plan steht, sondern dass "How I Met Your Mother" und "2 Broke Girls" in jeweils zwei neue Serien überleiten. Da wäre zunächst "We Are Men" mit "Monk"-Darsteller Tony Shalhoub, Kal Penn und Jerry O'Connell, und zudem "Moms" aus dem Erfolgshause Chuck Lorre und mit den beiden Schauspielerhochkaräterinnen Allison Janney und Anna Faris. Sollte eine der vier neuen Comedys aber Schwächen zeigen, hat CBS mit "Mike & Molly" gleich eine renommierte Serie auf der Ersatzbank. Auch dass "Hawaii Five-0" hier seinen gewohnten Platz um 22 Uhr räumen muss, war vielfach prognostiziert worden, denn die Serie hat doch gegen die starke Konkurrenz deutlich Federn lassen müssen. Den Sendeplatz übernimmt "Hostages" von Jerry Bruckheimer. Die Show hat einen angekündigt limitierten Lauf von 15 Folgen, dreht sich um eine Geiselnahmesituation, mit Toni Collette in der Hauptrolle. Es ist geplant, hier nahezu keine Unterbrechungen in der Ausstrahlung zu haben, außer an nationalen Feiertagen. Danach übernimmt dann die neue Serie "Intelligence" den Sendeplatz, mit der Josh Holloway seine TV-Rückkehr feiern wird. Beides sind eher serielle Erzählformate, die etwas vom CBS-Procedural-Element abweichen.

Die restliche Sendewoche ergibt sich dann fast automatisch. Mittwochs kommt es zu keinen Veränderungen, die Realityserie "Survivor" leitet in "Criminal Minds" und es folgt "CSI: Den Tätern auf der Spur". Freitags übernimmt "Hawaii Five-0" den Platz des gecancelten "CSI:NY" vor "Blue Bloods - Crime Scene New York" und der Sonntagabend bleibt ebenfalls wie gehabt, mit "Good Wife" und "The Mentalist".

Noch keinen festen Sendeplatz haben nach diesem Plan wie bereits erwähnt "Mike & Molly", sowie die Neustarts "Reckless" und "Friends With Better Lives".

Fazit

CBS hat also eine gelungene Mischung aus spürbaren Veränderungen, umgeben von Sicherheit gewährender Konstanz präsentiert. In Anbetracht der Tatsache, dass die Erweiterung des Comedy-Portfolios oberste Priorität haben sollte für den Sender, ist dies ein sehr gut durchdachter Programmplan. Nun hängt alles von der Qualität der neuen Serien ab, aber es sollte schon mit dem Teufel zugehen, wenn hier die Zuschauer nicht etwas für sich entdecken können. Auch bei den Dramaserien macht die Strategie wirklich Sinn. Mit einem neuen Ausgangssendeplatz am Montag für neue Dramaserien umgeht man die schon etwas negativ belegten Zonen am Dienstag- oder Freitagabend, die man im Ausgleich mit erfolgreichen Serien stabilisiert. Dabei fällt auch auf, dass CBS offensichtlich wenig nach der Konkurrenz schielt, sondern den Sendeplan nach den eigenen Bedürfnissen ausrichtet. Das ist sicher ein Luxus, den man sich nur als Nummer 1 leisten kann.

Cindy Scholz - myFanbase

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