Upfronts 2013 - Zusammenfassung

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Die Upfronts 2013 sind zu Ende gegangen und auch hier bei myFanbase stand die vergangene Woche ganz im Zeichen der neuen Programmpläne der fünf großen Broadcast-Networks in den USA. Auch schon die direkte Zeit davor war in diesem Sinne ereignisreich, denn in den Zeiten von Twitter und den anderen sekundengenauen Newsaggregatoren und damit immer schnelleren Nachrichtenkreisläufen wurden die meisten Verlängerungen, Absetzungen und Pilotbestellungen bereits im Vorfeld der eigentlichen Upfronts getätigt und bekannt gegeben. Denn der eigentliche Zweck der Upfronts ist es nicht das neue Programm zusammen zu stellen, sondern auf Basis dessen den anwesenden Werbekunden bei der Upfrontpräsentation bereits im Vorfeld der Saison möglichst viele und für einen langen Zeitraum feste Werbezusagen abzuringen.

Dabei stellte sich in den letzten Jahren auch immer wieder die Frage, ob dieses Ritual, in dem alle fünf Sender (und auch noch einige kleinere in deren Umfeld) innerhalb kürzester Zeit diese Präsentationen abhalten und diese mit möglichst viel Bombast und Medienspektakel aufplustern, noch zeitgemäß ist. Schließlich sinken die Zuschauerzahlen dank der Aufsplittung des TV-Marktes, der Konkurrenz durch Onlineangebote wie Netflix und Hulu, aber auch der stark veränderten Sehgewohnheiten der Zuschauer durch DVDs, Festplattenrekorder und Streamingmöglichkeiten spürbar. Zwar wurde das normale TV-Modell in den USA schon so oft für tot erklärt, dass man da durchaus glauben kann, Totgesagte leben länger. Aber der Paradigmenwechsel lässt sich mittlerweile doch nicht mehr ganz verleugnen und die USA wird davon sicher eher betroffen sein, als unser doch recht behäbiger deutscher TV-Markt.

Solange die TV-Industrie sich aber weiterhin größtenteils von Werbeeinnahmen finanziert, wird es auch weiter die Upfronts geben. Mit all den dazugehörigen Vor- und Nachteilen. Einer der Vorteile ist sicher der starke Ereignischarakter des Geschehens. Es ist ja durchaus für uns deutsche Serienfans schon eine aufregende Zeit, wenn man vor seinem Twitter-Feed sitzt und die Nachrichten im Minutentakt durch die Timeline strömen. Wie spannend muss die ganze Sache dann erst für die Beteiligten vor Ort sein. Dennoch sind die Nachteile nicht von der Hand zu weisen, dazu gehört die komprimierte Pilotseason genannte Zeit, in der die neuen Serien entwickelt werden. Da werden eben wirklich alle möglichen neuen Serienpiloten innerhalb der gleichen zwei bis drei Monate gedreht, so dass die gesamte Logistik und die benötigten Talente, vor und hinter der Kamera, eigentlich an drei Orten gleichzeitig sein müsste. Es ist sicher kein Zufall, dass die Kabelsender qualitätsmäßig den Boradcastnetworks überlegen sind, weil sie eben auch die Zeit haben, einen Piloten vorzubereiten, auf das richtige Casting zu warten und den richtigen Ort auszuwählen, ohne in direkter Konkurrenz zu zahlreichen anderen Produktionen zu stehen. Die können sich auch mit Entscheidungen einmal Zeit lassen, da sie eben nicht nur direkt vor den Upfronts über Sein oder Nichtsein einer neuen Serie entscheiden.

Foto: The Following - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
The Following
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Natürlich hatten die Upfronts aber auch viele Informationen über das neue Programm und über Trends innerhalb der Branche zu bieten. Die Vorjahressaison war eine der schlechtesten in Bezug auf Serienneustarts war, von 37 georderten neuen Serien haben nur zehn eine Verlängerung erhalten. Dabei kann man lediglich "The Following" und "Arrow" (Natürlich im CW-Maßstab) als richtigen Erfolg bezeichnen, die anderen Neulinge laufen eher unter der Kategorie, wenigstens haben sie nicht enttäuscht. Dabei sticht besonders CBS ins Auge, dass nur eine ("Elementary") von fünf Serien ins zweite Jahr hievte, allerdings hat der Branchenführer mit insgesamt 20 Verlängerung dort die Nase vorn. ABC, NBC und FOX gönnten jeweils zwei neuen Serien eine Überlebenschance, bei The CW sind es sogar drei. Unterm Strich war die Entwicklungssaison 2012/2013 aber ein wirklich schlechter Jahrgang.

Unter diesen Vorzeichen wundert es nicht, dass man bei den Neulingen für 2013/2014 vor allem auf Beständigkeit setzt. Auf dem Papier scheint sich hier die Philosophie, besser sicher als mit zu viel Risiko belastet bei vielen Senderchefs eingestellt zu haben. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass man auf etablierte Serienmacher vertraut. Chuck Lorre erhält seine vierte Serie im CBS-Programm, Bill Lawrence übersieht nun ebenfalls vier Shows (allerdings bei verschiedenen Sendern, auch im Kabelbereich) und J.J. Abrams kommt mit zwei Neustarts dann auch auf vier Shows insgesamt. Dazu kommen ganze drei Spin-Offs (zu "Vampire Diaries", "Chicago Fire" und "Once Upon a Time"), die natürlich auch von den den Sendern vertrauten Produzententeams betreut werden. Insgesamt wurden 52 neue Serien geordert, davon 30 Dramen und 22 Comedys. ABC hat 12 neue Serien bestellt, drei mehr als im Vorjahr, CBS acht (plus zwei), FOX zwölf (stolze acht mehr als 2012), The CW bleibt bei fünf und NBC bestellt mit 14 Neulingen eine mehr als letztes Jahr.

Serienneustarts bei FOX in der TV-Season 2013/2014:

Foto: Jason Ritter & Alexis Bledel, Us & Them - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; David Giesbrecht/FOX
Jason Ritter & Alexis Bledel, Us & Them
© 2013 Fox Broadcasting Co.; David Giesbrecht/FOX

Inhaltlich fällt einem im Gegensatz zu den letzten Jahren kein dominanter Trend ins Auge, die Serienkiller oder Märchenmotive tauchen nur noch vereinzelt auf. Es sind aber oft den Sendern und auch den Zuschauern bekannte Oberbegriffe, also Remakes alter TV-Formate ("Ironside", "The Tomorrow People"), Weiterentwicklung von Kinofilmen ("Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D", "About a Boy", "Sleepy Hollow") oder die altbewährten Neuauflagen ausländischer Serien ("Lucky 7", "Us & Them") sowie weltbekannte Mythen wie "Dracula", die es ins Programm geschafft haben. Inhaltlich kann man aber dennoch ein paar kleinere Mikotrends beobachten. Bei den Comedyserien scheint man beispielsweise wieder mehr in Richtung Familienserien zu tendieren, wenn auch die üblichen Freunde- oder Arbeitsplatzformate dennoch vertreten sind, aber eben in geringerer Anzahl. Recht angetan scheint man in diesem Entwicklungzyklus definitiv von kurzen, abgeschlossenen Handlungszeiträumen, ausgedehnt auf eine ganze Staffel zu sein. Da wäre "Mixology", deren gesamte Laufzeit von einem einzigen Abend handeln soll, "Hostages" dehnt eine 14-tägige Geiselnahme über 15 Episoden aus, zusammen mit der Widerauferstehung von "24 - Twenty Four" und dem Konzept der finalen Staffel von "How I Met Your Mother", die sich um ein bestimmtes Wochenende dreht, kommt hier schon eine einiges zusammen.

Foto: The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Aus programmplanerischer Sicht hat man diesen Upfronts wirklich angemerkt, dass die Sender versuchen sich den veränderten Sehgewohnheiten ihrer Zuschauer zu stellen, sie wissen nur noch nicht so richtig wie. Eines der Symptome dieser Veränderungen ist es, dass die Wiederholungen von Serien auf ihrem normalen Sendeplatz, die einen festen Platz im US-System haben, nicht mehr so recht funktionieren. Einzig bei CBS ziehen auch Wiederholungen von "The Big Bang Theory" oder deren zahlreichen Procedurals noch ordentliche Quoten an. Alle anderen Sender haben diesen Puffer nicht mehr. So versucht man langsam diese Wiederholungen zu minimieren, indem man eben nicht mehr 22 Episoden einer Serien über die ganze Season verstreut, sondern beispielsweise zwei Serien mit jeweils 15 Folgen sich diesen Platz teilen lässt. Oder die angestammten Serien in der Mitte der Saison in eine längere, aber klar definierte Pause schicken, in der man eine neue Serie dort am Stück sendet. Ob diese Methode auf breiter Front von Zuschauern angenommen wird, ist noch nicht ganz klar. Aus jetziger Perspektive kann man abschätzen, dass solche langen Pausen für Erfolgsserien mit guten Quoten sicher einen Vorteil darstellen, gegenüber Zeiten wo man nie weiß, ob jetzt nun eine Episode kommt oder nicht. Formate, die aber schon mit Quoten- und manchmal auch kreativen Problemen zu kämpfen haben, könnten durch solche langen Pausen aber doch früher als nötig den Todesstoß versetzt bekommen.

Man versucht sich mit dieser Methode etwas an den Kabelsendern wie USA Network oder TNT zu orientieren, die oft ihre Staffeln in zwei Blöcken übers Jahr verteilen. Die haben allerdings den Vorteil, dass sie ganze Serienmarathons kurz vor den Premieren programmieren können. Diese Möglichkeit steht den Broadcastsendern so nicht einfach zur Verfügung, aber dies sollte durch clevere Online-Strategien und Syndicationdeals vielleicht dennoch zu bewältigen sein.

Foto: Glee - Copyright: 2012 Fox Broadcasting Co.; Kwaku Alston/FOX
Glee
© 2012 Fox Broadcasting Co.; Kwaku Alston/FOX

Es ist definitiv Bewegung im System, wie man an diesen Versuchen der Auflockerung des bis dato recht starren Ausstrahlungssystems sieht. Dazu kommen die Ankündigungen der Sender, mit Events wie auch der limitierten Rückkehr von "24", Miniserien wie beispielsweise "Under the Dome" oder auch der Ausdehnung von "Glee" in den Sommer, punkten zu wollen. Das hat im Moment zwar sicher eher programmplanerischen Experimentcharakter, aber nur durch Versuche werden sich neue Wege für die Sender auftun. Denn ohne könnten sie beispielsweise bald den Sonntag ganz an die Kabelsender verlieren. Dieser Tag hat in den letzten Jahren so langsam den Todesplatz-Charakter vom Freitag übernommen. Während der sich langsam stabilisiert, was man auch daran erkennt, dass alle fünf Sender sich mit Veränderungen und Erweiterungen fürs neue Programm um diesen bemühen, stagniert der Sonntag komplett. Zwar können hier Sportübertragungen oder auch Animationsserien immer noch ein großes Publikum vor den Fernseher bannen, aber gerade Dramaserien haben gegen die starke Konkurrenz von HBO und Co. kaum noch eine Chance. Dies ist eine der größten Herausforderungen der nächsten Zeit für die Broadcastsender, für die sie offensichtlich momentan noch keine Lösung auf der Hand haben. Vielleicht bei den Upfronts 2014?

Cindy Scholz - myFanbase

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