Ku'damm 59 - Review - Staffel 2

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Die Schöllacks, Francks, von Boosts und Fassbenders sind zurück! Mit "Ku'damm 59" zeigte das ZDF die Fortsetzung von "Ku'damm 56" vom 19. bis 21. März 2018. Eines ist mir sogleich aufgefallen: Alles ist etwas bunter!

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Während wir in der ersten Staffel noch ein eher graues Berlin präsentiert bekommen haben, hat sich in den vergangenen drei Jahren einiges geändert. Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass die Hauptfigur Monika Schöllack (Sonja Gerhardt) inzwischen deutlich aufgeblüht ist. Sie ist zu einer selbstbewussten und so gut es geht emanzipierten jungen Frau geworden (sie trägt sogar Hosen!), die alles dafür tut, das Sorgerecht für ihre Tochter Dorli (Alma & Smilla Löhr) zurückzubekommen. Dafür nutzt sie den mittlerweile gestiegenen Bekanntheitsgrad als Sängerin und Tänzerin, den sie zusammen mit Freddy (Trystan Pütteer) als Duo "Nicki & Freddy" erreicht hat. Außerdem scheint das Verhältnis zu ihrer Mutter Caterina (Claudia Michelsen) etwas besser geworden zu sein, agiert diese doch inzwischen als deren Agentin und unterstützt sie bei ihrer Arbeit als Rock'n'Roll-Tänzerin - auch wenn ihr das nicht immer leicht fällt.

Dass alles etwas bunter ist, hängt auch damit zusammen, dass wir in "Ku'damm 59" bei den Dreharbeiten für eine Fernsehshow und einem Schlagerfilm dabei sind. Schillernde Kulissen, bunte Kostüme und peppige Musik gehören jetzt mehr ins Bild als noch drei Jahre zuvor. Doch nicht alles läuft so perfekt, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Monikas Kampf ums Sorgerecht treibt einen Keil in die Beziehung zu ihrer Schwester Helga (Maria Ehrich), die Dorli nur zu gern bei sich hat, um das Bild der perfekten Familie aufrecht zu erhalten. Immerhin hat sich an der Situation mit Wolfgang (August Wittgenstein) nichts geändert. Stattdessen spitzt sie sich noch zu, als Wolfgang sich in seinen Anwaltskollegen Hans Liebknecht (Andreas Pietschmann) aus Ost-Berlin verliebt. Man leidet mit Helga mit und kann ihre Verbitterung verstehen. Sie hat alles dafür getan, die perfekte Hausfrau zu sein, doch so hatte sie sich die Ehe sicherlich nicht vorgestellt. Aber ich kann auch Wolfgang keinen Vorwurf machen, auch wenn ich sein Verhalten und seine Grobheit gegenüber Helga in "Ku'damm 56" noch verurteilt habe. Er lebte leider in einer Zeit, in der Homosexualität eine Straftat war. Also was blieb ihm anderes übrig, als sich eine Ehefrau zum Schein zu suchen, damit keine unangenehmen Fragen gestellt werden? Und wie man in Staffel 1 gesehen hat, hatte er noch die Hoffnung, dass sein Zustand heilbar ist. Nun in Staffel 2 scheint er es akzeptiert zu haben, ist zufrieden mit seiner oberflächlich perfekten Familie und kann mit Hans endlich seinem Herzen folgen. Es ist schön, ihn so glücklich zu sehen und dass er sich nicht mehr nachts in einem dunklen Park befriedigen lassen muss. Schade, dass dies Helga soviel Leid zufügt.

Foto: Claudia Michelsen, Sonja Gerhardt & Trystan Trystan Pütter, Ku'damm 59 - Copyright: ZDF/Stefan Erhard
Claudia Michelsen, Sonja Gerhardt & Trystan Trystan Pütter, Ku'damm 59
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Sehr gut hat es mir auch gefallen, dass in dieser Staffel Freddys Vergangenheit thematisiert wurde. Bereits in "Ku'damm 56" haben wir die Tätowierung auf seinem Arm zu sehen bekommen, seine erfundene Geschichte über den Führer gehört und Freddys Charakter kennen gelernt. Nachdem er in seiner Kindheit soviel Leid erfahren hat, ist es verständlich, dass er sich auf den Spaß im Leben konzentriert und keine Verpflichtungen eingehen möchte. Nachdem er sich endlich dazu durchringt, die Vaterschaft für Dorli anzuerkennen, um Monika das Sorgerecht für ihre Tochter zu ermöglichen, richtet er damit leider mehr Schaden an als gewollt. Man kann ihm ansehen, dass es ihm sehr Leid tut, dass er aber für diese Verantwortung einfach noch nicht bereit war. Dass es aber an der Zeit ist, Verantwortung zu übernehmen, zeigt sich schließlich, als er von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Hier stellte sich mir die Frage, wie ein Mensch seine Zeit im Konzentrationslager verarbeiten soll, außer durch Verdrängung. Dass er von seinen Gefühlen völlig überrannt wird, als der Anwalt ihn anspricht, ist also absolut verständlich. Hier entsteht einer der schönsten Momente dieser Staffel, der wegweisend für die Freundschaft von Monika und Freddy ist. Sie rettet ihm das Leben, so wie er es ihr in Staffel 1 rettete. Eine tragisch schöne Parallele zwischen den beiden Staffeln.

Was die Rückkehr Joachim Francks (Sabin Tambrea) angeht, habe ich natürlich vom ersten Moment an gehofft, dass er und Monika nun endlich eine gemeinsame Zukunft haben werden. Doch eins nach dem anderen. Die Figur des Joachims gefällt mir so besonders gut, weil man seine innere Zerrissenheit in jeder Szene spürt. Er liebt Monika über alles, doch er hat Angst, verletzt zu werden. Immerhin war er dazu bereit, sie auch mit ihrem Kind von Freddy zu nehmen, was sie ablehnte, und schrieb ihr Briefe aus dem Ausland, die unbeantwortet blieben. Dazu kommt sein Pflichtbewusstsein, als Ninette (Laura de Boer) ihm gesteht, von ihm schwanger zu sein. Er versucht einfach nur das Richtige zu tun, auch für die Fabrik seines Vaters, und versinkt dabei immer mehr im Unglück. Umso mehr habe ich mich über die wenigen Interaktionen zwischen Joachim und Monika gefreut - insbesondere die aufrichtigen Gespräche. Ich habe den Eindruck, dass er insbesondere seit seinem schweren Autounfall in "Ku'damm 56" nur gegenüber Monika sein wahres Ich zeigen kann, dass er nur mit Monika wirklich glücklich sein kann. Um das zu erreichen, müssen sie jedoch einige Steine überwinden, die ihnen in den Weg gelegt werden.

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Foto: Claudia Michelsen, Emilia Schüle & Sonja Gerhardt, Ku'damm 59 - Copyright: ZDF/Stefan Erhard
Claudia Michelsen, Emilia Schüle & Sonja Gerhardt, Ku'damm 59
© ZDF/Stefan Erhard

"Ku'damm 59" spielt zwar Ende der 50er Jahre, ist aber auch für die heutige Gesellschaft wahnsinnig relevant. Monate, bevor die #metoo-Debatte durch die Medien ging, waren die Folgen bereits abgedreht. Der fiktive Regisseur Kurt Moser (Ulrich Noethen) fällt in die Riege der Harvey Weinsteins unserer Zeit. Während Monika stark genug ist, ihn abzuwehren - vielleicht auch dank ihrer Erfahrungen mit Joachim in Staffel 1 - erleiden andere Schauspielerinnen ein anderes Schicksal. Dass dadurch Caterinas Herz gebrochen wird, die nach der Ehe mit Gerd endlich dazu bereit war, sich wieder für einen neuen Mann zu öffnen, ist unglücklich. Aber Monika hatte sie ja gewarnt.

Gesteigert wird das Thema sexuelle Belästigung noch durch die häusliche Gewalt, die durch das Ehepaar Fassbender thematisiert wird. Während man anfangs noch den Eindruck hat, dass sich Eva (Emilia Schüle) in ihrer Ehe einfach nur langweilt, wird schnell klar, dass sie verzweifelt ist. Dass sie mit aller Macht vermeiden will, schwanger zu werden, war nur ein erstes Anzeichen dafür, dass sie sich in ihrer Ehe gefangen fühlt. Dass sie es tatsächlich ist, zeigt sich durch den psychischen Druck, den Jürgen (Heino Ferch) auf sie ausübt. Jedes Mal, wenn sie sich ein bisschen mehr Freiheit erkämpft, macht er sie mit seiner Eifersucht zunichte. Dazu kommt, dass er ihr offen droht, sie in die Psychiatrie einzuweisen. Da sie selbst dort gearbeitet hat, weiß sie, welche Qualen sie dort erwarten würden, was ihr natürlich unglaubliche Angst macht. Aus heutiger Sicht fragt man sich natürlich, warum sie ihn nicht schon früher verlässt, aber wenn man sieht, welche Macht Ehemänner über ihre Frauen haben - sie bestimmen, ob sie den Führerschein machen oder arbeiten gehen dürfen - stellt sich diese Frage nicht. Dazu kommen die Erwartungshaltung ihrer Mutter und die Schande, die sie damit über die Familie bringen würde. Zum Glück hat Eva eine Schwester wie Monika, die sich nicht von Männern abhängig machen will. Was dann folgt, als Eva endlich "frei" ist, hat mich dann aber doch überrascht. Es passt aber auch irgendwie zu Eva, wenn man sich an das naive und etwas dümmliche Mädchen aus Staffel 1 erinnert. Sie erkennt, dass sie mit ihrem Aussehen und ihrem Auftreten Macht auf Männer ausübt und diese will sie natürlich ausnutzen - auch wenn das bedeutet, dass sie damit ihren Körper verkauft. Dass das nicht allzu lange gut gehen kann, war jedoch zu erwarten.

Auch in "Ku'damm 59" hält wieder wunderschöne Kulissen bereit. Besonders beeindruckt hat mich, mit wieviel Liebe das Zimmer von Monika eingerichtet wurde. Hier sieht man, dass sich ihr Leben stark verändert hat und dass sie Dorli in ihrem Leben braucht. Bei den Außenkulissen ist mir besonders der Geisterwald im Übergang zwischen Teil 1 und 2 in Erinnerung geblieben. Bei Sonnenuntergang hat dort eine so schöne Stimmung geherrscht. Und auch mit Licht und Schatten wurde gespielt. Die Häuser von Franck und Fassbender fallen durch ihre Dunkelheit auf und spiegeln damit wieder, welche Schicksale sich hier abspielen.

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Fazit

Das Warten auf "Ku'damm 59" hat sich absolut gelohnt. Der neue Dreiteiler ist ein würdiger Nachfolger für "Ku'damm 56" und die Parallelen, die zur ersten Staffel aufgebaut werden, macht es für Fans noch schöner. Die Handlung wird konsequent weitergeführt und wir lernen die Figuren noch besser kennen und lieben. Ich hoffe sehr, dass wir noch eine Fortsetzung bekommen, denn ich möchte Monika, Joachim, Freddy und Co. einfach nicht missen.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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