Wentworth Miller in "Law & Order: New York"
#11.01 Irrtum
Die Serie "Law & Order: New York" beschäftigt sich mit der Arbeit der "Special Victims Unit" (so auch der Zusatz im Originaltitel), welche Sexualverbrechen und Verbrechen an Kindern aufklärt. In den USA startete die Erstausstrahlung 1999, in Deutschland auf RTL II im April 2005.
You lousy puss sack! So you know what's coming. What I can't figure is why the hell you're crying about it.
Das allseits bekannte Flüstern Michael Scofields aus dem Off eröffnet die Episode. Es folgt das verkniffene Gesicht, aber an den drohenden, abfälligen Worten, die wir hören, erkennt man schnell, dass es sich hier nicht wirklich um den gutherzigen Michael Scofield handelt. Das Bild wird aufgezogen, und wir sehen Detective Nate Kendall, so der Name Wentworth Millers Charakter, wie er einem Verhafteten seine Dienstwaffe in den Mund drückt und bedauert, dass dieser nicht den Mumm hat, sich selbst umzubringen.
Die erste Rolle nach einer vierjährigen Hauptrolle, auf die ein Schauspieler zunächst einmal beim Publikum festgelegt ist, ist immer eine heikle, aber auch enorm interessante Wahl. Nachdem er jahrelang als ursprünglich unschuldiger Michael Scofield vor der Polizei fliehen musste, wollte Wentworth Miller in seinem ersten anschließenden TV-Auftritt die Rollen wechseln. Er spielt den abgebrühten Badass-Polizisten, der seinerseits nur die richtig schweren Kaliber jagt. Dass ihm plötzlich ein junges, misshandeltes Mädchen in seine Crime-Scene hineinrennt und sich innerhalb von kürzester Zeit vertrauensvoll in seine Arme wirft, kommt Detective Nate Kendall völlig ungelegen. Er will kein Held sein und eine Verbindung zu den Opfern seiner Ermittlungen aufbauen. Es reizt ihn bis aufs Blut, dass die junge Frau in der gesamten anschließenden Jagd auf den Täter nur ihm Vertrauen schenken will und er deshalb von seinem Captain an die SVU ausgeliehen wird.
Nate Kendall schlägt die drogensüchtige Frau eines Täters vor den Augen ihres Kindes, drangsaliert Informanten und rast mit dem Auto in einen fliehenden Verdächtigen, um ihn schnappen zu können. Wentworth Miller wollte hier zurück zur Action, diesmal aber nicht in Form desjenigen, der ständig nur leidet und sich unterordnen muss. Die Rolle spricht Bände darüber, dass er zeigen wollte, dass er undurchsichtige, harte Typen spielen kann.
Mit der Rolle des Nate Kendall hat er aber nicht den ganzen Schritt zum Bad Guy gemacht, denn in einer Konfrontationsszene zwischen der Hauptermittlerin Olivia Benson und Nate erfahren wir, dass dieser nur so abgebrüht geworden ist, weil seine Exfrau und ihr neuer Partner sich selbst und Nates zehnjährige Tochter beim Drogenzubereiten in die Luft gejagt haben. Er selber gibt sich die Schuld daran, nicht für sein Kind dagewesen zu sein. Insofern ist Nate Kendall also eine Art Fortsetzung des Michael Scofield-Charakters, welcher von Schuldgefühlen erdrückt wurde.
Nate Kendall ist derjenige, der den geständigen, eiskalten Serienvergewaltiger (verkörpert von Mahershalalhashbaz Ali) abführt, und in seiner Gewahrsam landet der Täter tot auf der Straße. Ob Kendall ihn aus dem Fenster des Toilettenraums gestoßen hat oder dieser selber gesprungen ist, bleibt offen.
Die Episode endet mit zwei krassen Ernüchterungen. Obwohl Olivia Benson glaubt, dass Kendall den Mann gestoßen hat, stellt die Gerichtsmedizinerin fest, dass dies nicht nachweisbar ist. Und dadurch, dass der wirkliche Täter nunmehr vor seiner Verurteilung tot ist, kann der Mann, der für die frühen Taten des Vergewaltigers seit zehn Jahren unschuldig im Knast sitzt, aus juristischen Gründen nicht freigelassen werden, obwohl der Hauptermittler Stabler es diesem bereits versprochen hat.
Fazit
Wentworth Miller spielt diesen Detective mit dem gleichen verkniffenen Gesichtsausdruck und dem gepressten Flüsterton, die wir bei Michael Scofield in Staffel 3 und 4 zur Genüge gesehen haben. Es scheint wirklich, dass er für diese Art Rollen nichts anderes draufhat. Bleibt zu hoffen, dass er wieder mehr Rollen annehmen wird bzw. ihm Rollen angeboten werden, in denen er eine größere Bandbreite an Gefühlen zeigen kann, denn es waren doch die wenigen emotionalen oder romantischen Szenen in "Prison Break", die zwar selten aber dafür umso besser platziert waren, die die Zuschauer im Wechsel mit den ernsten Szenen so sehr von Wentworths Darstellung überzeugt haben.
Nicole Oebel - myFanbase
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