Leverage - Review

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"Leverage" erinnert an wunderbares Unterhaltungskino wie "Ocean’s Eleven". Dabei bedient es sich wie "Burn Notice" einer gelungenen Mischung aus Action, Spannung und Humor, die man aus den 80er Jahren aus kultigen Serien wie dem "A-Team" kennt. Anders als das spaßige Unternehmen des Hollywood-Dreamteams Clooney/Pitt aber habe ich "Leverage" nicht wegen der Hauptdarsteller eingeschaltet, sondern eher trotz dieser.

Foto: Christian Kane, Leverage - Copyright: TBS/Gavin Bond
Christian Kane, Leverage
© TBS/Gavin Bond

Aldis Hodge war mir nach seinem Auftritt in "Friday Night Lights" eher unsympathisch, Christian Kane kannte ich vorher noch nicht und empfand ihn auf den ersten Blick als mittelmäßigen Brad Pitt-Verschnitt, Beth Riesgraf und Gina Bellman wirkten zunächst auch eher unnahbar, und Timothy Hutton war für mich sowieso noch nie ein Grund zum Einschalten. Dieser Eindruck aber ändert sich nachhaltig, wenn man diese fünf im Zusammenspiel sieht, denn sie finden einander zu Anfang ja auch erstmal nur bedingt sympathisch.

Nate ist Alkoholiker, während die anderen leicht exzentrische Gauner sind, die es bevorzugen, alleine zu arbeiten, weil sie nicht besonders gut im Umgang mit Menschen sind. Hardison ist der typische Computernerd, der sich nur furchtbar kompliziert ausdrücken kann, Eliot spricht lieber mit den Fäusten, und Parker spricht am liebsten gar nicht, ihre Freunde sind Safes, die sich von ihr knacken lassen. Sophie hingegen kann über alle Maßen gut mit Leuten umgehen und sich vor allem auf jede Situation einstellen. Sie ist Schauspielerin, auf der Bühne aber erstaunlich schlecht. Erst wenn sie als Betrügerin unterwegs ist, kann sie in jeder Rolle überzeugen.

Sometimes bad guys make the best good guys

Foto: Timothy Hutton, Leverage - Copyright: TBS/Gavin Bond
Timothy Hutton, Leverage
© TBS/Gavin Bond

Sie finden sich zu einem wirklich großen, bedeutsamen Coup mit emotionalem Hintergrund zusammen und stellen trotz einiger Turbulenzen fest, dass sie ein richtig gutes Team abgeben. Gerade die Turbulenzen, die sie gemeinsam durchstehen, sind es, die sie aufwecken und ihnen zeigen, wie angenehm es sein kann, wenn man für jede Lebenslage einen Profi zur Hand hat: den Computerspezialisten, die Trickbetrügerin, die Diebin und den Kämpfer. Von selber wären diese Meister ihres Fachs aber niemals auf die Idee gekommen, sich zusammen zu tun. Vielmehr musste der ehemalige Versicherungsagent Nathan Ford, der aufgrund seines Jobs mit der Arbeitsweise aller Genannten vertraut ist, ihnen ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen konnten.

Als sie hören, dass die steinreiche Versicherung IYS, bei der Nate mit großem beruflichen Erfolg gearbeitet hat, seinen kleinen Sohn hat sterben lassen, weil sie sich geweigert hat, für seine medizinische Behandlung aufzukommen, sprudeln sie zwar nicht über an Mitgefühl für den ehemaligen Kontrahenten Nate Ford, aber sie zeigen Respekt und Herz, und der Ausblick auf einen gewaltigen Anteil am Gewinn des Coups schadet natürlich auch nicht.

Foto: Aldis Hodge, Leverage - Copyright: TBS/Gavin Bond
Aldis Hodge, Leverage
© TBS/Gavin Bond

Mit all seiner Erfahrung in Betrugsermittlungen steht Nate nun also als Mastermind hinter den vieren und denkt sich den ausgeklügeltsten und wahnwitzigsten Plan aus, der den Vergleich mit Danny Ocean nicht zu scheuen braucht. Nach dem vollendeten Coup geht die Gruppe wieder auseinander, hatten sie sich doch alle gegenseitig wiederholt klargemacht, dass sie allein so viel besser arbeiten könnten. Das Bild am Ende der Piloten zeigt schlicht aber berührend fünf Personen, die ihr Leben miteinander riskiert haben und bereits eine gewisse Bindung zueinander spüren, ihre Unabhängigkeit und ihren Stolz aber noch nicht überwinden können, ihren Anteil nehmen und in fünf verschiedene Richtungen auseinandergehen.

Die Trennung gefällt aber niemandem auf Dauer, nachdem sie einmal grandioses Teamwork ausgekostet haben, und sie finden sich bald alle wieder zusammen und arbeiten von nun an als moderne Robin Hoods, die denen helfen, die sich nicht selbst helfen können. Dabei entwickelt sich eine wunderbare Dynamik unter den fünf unterschiedlichen Menschen. Sie werden nicht die neuen "Fünf Freunde", aber an unzähligen Kleinigkeiten merkt der Zuschauer, dass die Gruppe näher und näher zusammenwächst. So schaffen sie es gemeinsam in Staffel 1, Nate vom Alkohol abzubringen, Parker mit ihrer eigenen Gefühlswelt bekannt zu machen und Hardison mal von seinem Computer wegzubekommen. Selbst Eliot baut etwas Vertrauen zu den anderen auf, obwohl er dies natürlich nur ungern zugibt. Dabei necken und kabbeln sie sich gegenseitig, wo sie nur können, setzen für einander aber jederzeit ihr Leben aufs Spiel.

Foto: Beth Riesgraf, Leverage - Copyright: TBS/Gavin Bond
Beth Riesgraf, Leverage
© TBS/Gavin Bond

An Romantik bringt die Serie bislang nur sparsame Andeutungen. Sophie und Nate versuchen mehrfach, an ein altes Gefühl anzuknüpfen, was sie einst verbunden hat, aber sie sind sich bewusst, dass sich seither in beider Leben viel Ballast angesammelt hat, den es erst abzuwerfen gilt. Besonders gelungen ist die Entwicklung zwischen Hardison und Parker, die auf einem schmalen Grad zwischen sexueller Anziehungskraft und inniger Freundschaft wandern. Die Chemie zwischen den beiden ist konstant spürbar, aber es wird nichts übereilt, und man freut sich richtig über die wenigen Szenen, in denen die beiden einander einen Schritt näher kommen.

In der zweiten Staffel wird die Gruppe ein wenig erschüttert, da Sophie Abstand braucht und dafür ihre Freundin Tara ins Rennen schickt, die sich an der Seite der anderen erstmal behaupten muss.

Foto: Gina Bellman, Leverage - Copyright: TBS/Gavin Bond
Gina Bellman, Leverage
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Für mich war dies eine willkommene Abwechslung, da trotz der guten Chemie, die der Cast als Ensemble entwickelt hat, Gina Bellman sowie ihr Charakter Sophie mir mit ihrer britischen, überlegenen Art am wenigsten ans Herz gewachsen ist. Tara dagegen ist lebhaft, frech und erfrischend, gleichzeitig aber auch eine unbekannte Variable, die sich nie genau in die Karten schauen lässt. Rührend ist es daher, dass die verbleibenden Vier sich, wann immer sie nicht weiter wissen, per Videotelefon hilfesuchend an Sophie wenden, ohne dies allerdings voreinander preisgeben zu wollen.

Eine dritte Staffel ist der Serie erfreulicherweise bereits zugesichert, und so entlässt die zweite Staffel die Zuschauer mit einem gemeinen Cliffhanger, in dem Nate sich für sein Team opfert und seine Lage wirklich aussichtslos erscheint.

Fazit

Zusammen bilden die fünf Hauptdarsteller ein herrliches Team liebenswerter Charaktere, die man ständig knutschen möchte. Spaß und Spannung halten sich bei dieser Serie die Waage, aber auch ein dramataischer und ein actiongeladener Anteil kommen nicht zu kurz. Intelligente Storylines vervollständigen das Bild, wenn auch zur Durchführung der Coups oft mehr Glück als Verstand vonnöten ist. Ein wenig Unglaubwürdigkeit trägt dabei durchaus zum Charme der Serie bei.

Nicole Oebel - myFanbase

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