Lie to Me - Review, Staffel 1
Eine Marktlücke sind Krimiserien wirklich nicht mehr. Es ist besonders schwer, sich bei so viel Konkurrenz in dem Genre Crime durchzusetzen. Man denke nur an die vielen "CSI"-Ableger oder Ermittlerteams. Damit hat auch die Serie "Lie to Me" zu kämpfen, die auf den ersten Blick eher an "The Mentalist" oder "Castle" erinnert. Wie kann man eine Serie so konstruieren, dass sowohl die Charaktere als auch die Storylines interessant bleiben und bei dem großen Angebot an Krimiserien nicht völlig untergehen? Die Antwort ist: Tim Roth alias Dr. Cal Lightman. Besonders in der Pilotfolge macht dieser Hauptcharakter mit seinem forschen Auftritt auf sich aufmerksam. Er ist aber kein zweiter Dr. House, obwohl es einige charakterliche Ähnlichkeiten gibt. Doch nach ein paar Folgen wird klar, dass "Lie to Me" sich von keiner Serie etwas abgekupfert hat, sondern eine eigene Richtung einschlägt.
Das Konzept der Serie ist einfach wie genial. Dr. Cal Lightman analysiert Gesichter von Kriminellen auf ihre Mikroausdrücke, um so erforschen zu können, ob die Verdächtigen die Wahrheit sagen oder nicht. Diese Idee hat mich sofort fasziniert und in ihren Bann gezogen. So ist es kein Wunder, dass die ersten Episoden der ersten Staffel unübertrefflich sind und man jedes Mal staunt, wenn Lightman mit seinem Charme und seinen psychologischen Tricks wieder einmal einen Verdächtigen enttarnt hat. Die eingeworfenen Bilder mit Mimikausdrücken von berühmten Politiker sind ebenso interessant wie unterhaltsam und ein immer wiederkehrendes Element der Serie. Die Traumquoten auf Vox belegen, dass "Lie to Me" frischen Wind in die Crime-Serien bringt und etwas Neues zu bieten hat. Es sind tolle Stories dabei, meist werden sogar zwei Fälle in nur eine Episode gepackt und fast alle dreizehn Episoden der ersten Staffel können überzeugen. Der psychologische Aspekt und das Gesichterlesen steht immer im Vordergrund, aber die Fälle sind jedes Mal anders gestaltet, so dass es auf Dauer nicht langweilig wird.
Das Schöne an "Lie to Me" ist, dass zumeist keine großen Detektivorganisationen wie beispielsweise das FBI am Werk sind, sondern die Lightman Group und Einzelfälle im Vordergrund stehen. Und wenn sich das FBI, was sich bei Lightmans Metier nicht immer verhindern lässt, einmischt, bleibt trotzdem genug Raum für Lightmans Team. So fällt die siebte Episode, die stark übertrieben ist und eher an "CSI: Miami" erinnert, aus dem Muster und kann inhaltlich nicht überzeugen. Doch zum Glück lässt man solche komplexen Entführungs- und Verhandlungsgeschichten zwischen den USA und Arabien wieder sein und besinnt sich auf das ursprüngliche Konzept.
Wenngleich die erste Staffel handlungstechnisch beeindrucken konnte, so weist auch sie eine Schwäche auf und das sind die mangelnden Charakterentwicklungen. Obwohl Lightman noch Gillian Foster, Ria Torres und Eli Loker als Expertenteam an seiner Seite hat, ist es sein Charakter, der diese Serie über weite Strecken trägt. Es ist eine One-Man-Show mit einem ausgeklügelten Hauptcharakter und einem wunderbaren Tim Roth, dem dieser Charakter wie auf den Leib geschnitten zu sein scheint. Leider werden die anderen drei Charaktere außen vor gelassen. Zu Gillian pflegt Cal eine ganz spezielle Beziehung und diese wird auch recht oft angesprochen, aber nie zum Thema gemacht. Noch schlechter ergeht es Torres und Loker, wobei besonders Letzterem nicht viel Beachtung geschenkt wird. Es sind aber Ansätze vorhanden, dies in der zweiten Staffel besser zu machen. So könnten sich die Neckereien zwischen Torres und Loker zu mehr anbahnen, auch bei Lightmans Tochter Emily ist noch ordentlich Luft nach oben und die Freundschaft zwischen Gillian und Cal scheint noch mehr herzugeben. Potential hat jeder Charakter, doch sie werden von Lightman höchstpersönlich in den Schatten gedrängt. Die vorletzte und zugleich spannendste Episode hätte zugleich auch das Staffelfinale sein können. Lightman wird von einem genialen Lügner und gleichzeitig gefährlichem Sträfling herausgefordert, das Schüler-Lehrer Verhältnis zwischen Lightman und Torres erreicht ihren Höhepunkt und schließlich zeigt Lightman ein weiteres Mal, wie ausgefuchst und clever er sein kann. Stattdessen wird bei dem Finale der ersten Staffel ähnlich wie bei der siebten Episode mächtig aufgedreht. Al Quaida und das FBI sind mit von der Partie und ein medienwirksamer Anschlag seht kurz bevor. Auch, wenn diese Story packend und mitreißend war, bleibt "Lie to Me" zu raten, seinem Konzept treu zu bleiben und sich nicht auf übertriebene Geschichten einzulassen. Denn große Verfolgungsjagden und Terroristenanschläge gibt es im TV en masse. Es bleibt zu hoffen, dass man sich in der zweiten Staffel treu bleibt und sich nicht mit anderen Crime-Serien zu messen versucht.
Fazit
"Lie to Me" fängt sehr vielversprechend an und brilliert mit einem tollen Konzept und dem hervorragenden Hauptcharakter Dr. Cal Lightman. Während das Hauptaugenmerk auf ihn und die Storylines, die einen sofort in ihren Bann ziehen können, gelegt wird, vernachlässigt man leider die übrigen Charaktere. Es sind gute Ansätze da, diese in der zweiten Staffel mehr einzubinden und so darf man sich nach der insgesamt tollen ersten Staffel auf eine weitere freuen.
Die Serie "Lie to Me" ansehen:
Tanya Sarikaya - myFanbase
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