Little Dorrit - Review
Normalerweise sind historische Miniserien nicht mein größtes Interesse, doch ich widmete mich dieser britischen Produktion, als ich erfuhr, dass sie für den Emmy nominiert war. Das Kostümdrama lässt einen sofort in die Welt des Englands des 19. Jahrhunderts eintauchen und bringt neben guten Schauspielern und sympathischen Charakteren auch noch eine spannende Geschichte mit sich, die so schnell nicht loslässt.
You must learn to consult the wishes of others, not merely your own.
Im Mittelpunkt der Serie steht die junge Amy Dorrit, die wunderbar gespielt wird von der eher unbekannten Claire Foy und die man sofort ins Herz schließen muss. Insbesondere ihre Beziehung zu ihrem Vater bleibt mit eine der interessantesten Konstellationen der Miniserie. So ist es doch immer wieder interessant, wie William seine Tochter unterbuttert, ihr Vorwürfe macht und ihr vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen hat, obwohl die - gerade volljährig - ihr ganzes Leben ihrem Vater und seinem Wohlbefinden widmet. Auf den ersten Blick unglaublich und schwer mitanzusehen, doch wenn man genauer hinsieht, wie sich die Geschichte langsam entwickelt, besonders als ein wichtiger Wendepunkt der Story eintritt, erkennt man, warum er dies tut. William ist ein stolzer Mann und als solcher fällt es ihm schwer, sich einzugestehen, dass er als Vater mehr oder weniger versagt hat. Immerhin ist seine Tochter in einem Gefängnis aufgewachsen und hat kaum Kontakt nach außen. Durch seine raue Art will er Amy wohl davon abhalten, ihn so zu sehen, wie er sich und die Situation sieht.
Auch die übrigen Charaktere sind sehr interessant und vielschichtig, teils typische Antagonisten, teils amüsante Randfiguren oder sympathische Helden der Geschichte. Besonders angetan hat es mir die süße Maggie, die auf Grund einer Verletzung im Alter von 10 Jahren auf dem dortigen geistigen Niveau feststeckt. Arthur Clennam, ein wichtiger Charakter innerhalb der Serie, erschließt sich mir nie ganz wirklich und konnte meine Sympathien nicht so bald gewinnen. Doch in "Little Dorrit" gibt es ohnehin so viele Charaktere, dass es zu Beginn schwerfällt, sich zurecht zu finden. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang Schwierigkeiten hatte, auch auf Grund des britischen Akzents, doch die Serie macht es einem relativ leicht, die Familienbeziehungen und zahlreichen Verbindungen nach und nach zu durchschauen und die Puzzleteile zusammenzufügen.
Happy? What's happy got to do with it?
Auch gelingt es der Serie gut, nach einigen Episoden der Einführung, in der alle Storys mehr oder weniger separat eingeführt werden, diese Handlungsstränge nach und nach zusammenzuführen und die zahlreichen Verwicklungen und Beziehungen aufzudecken. Doch nicht nur die Charaktere und die Darstellung der Situation von Arm und Reich im 19. Jahrhundert wecken das Interesse des Zuschauers, es gibt auch eine spannende Handlung, die zumindest die Nicht-Kenner der Romanvorlage bei Laune halten sollte. Erst Schritt für Schritt wird etwas Licht ins Dunkel gebracht und man fiebert in einigen Situationen der Auflösung regelrecht entgegen und spinnt sich auch seine eigenen Theorien.
Auch gelingt es durch einen Wendepunkt in der Mitte der Serie den Zuschauer zu überraschen und einige interessante Neuentwicklungen auf den Weg zu bringen, die noch einmal auf spannende Art und Weise die Unterschiede zwischen Arm und Reich aufzeigen und etwas tiefer in die Seele einiger Charaktere blicken lassen. Auch eine oder mehrere Liebesgeschichten dürfen nicht fehlen, die jedoch selten kitschig und meist sehr bewegend dargestellt werden.
Fazit
"Little Dorrit" ist eine gelungene historische Miniserie, die auf Grund der sympathischen Charaktere leicht verdaulich die harten Brocken präsentiert, die der Geschichte zugrunde liegen. Seine Emmy-Nominierung hat das Kostümdrama sich redlich verdient und jedem Interessenten geschichtlicher Verfilmungen kann ich "Little Dorrit" nur sehr ans Herz legen.
Nadine Watz - myFanbase
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