Lone Star - Review des Piloten

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FOX versucht sich mal wieder an einer Drama-Serie, die nichts mit Mystery oder Crime zu tun hat. Derartige Serien sucht man momentan ja fast vergeblich auf den großen Networks, so dass hier durchaus Platz für etwas Innovatives, Neues ist. "Lone Star" erfindet zwar nicht das Rad neu, bietet jedoch solide Unterhaltung und interessante Charaktere, die durchaus überzeugen können und Potential für gute Geschichten bieten.

Charaktere

Die Prämisse der Serie ist durchaus interessant. Ein junger Betrüger hat sich über Jahre hinweg zwei unterschiedliche Leben aufgebaut und pendelt ständig zwischen der lieblichen, aber naiven Schönheit vom Lande und einer reichen Frau von Welt. Zwei Leben also die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch damit noch nicht genug. Seinen Lebensunterhalt verdient Hauptcharakter Robert damit, unschuldigen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und das durchaus erfolgreich und im großen Stil.

James Wolk ist zwar noch ein recht unbeschriebenes Blatt in der Serienwelt, doch er spielt das scharmante Schlitzohr sehr überzeugend. Trotz seiner bisherigen Unerfahrenheit geht er in Szenen mit den anderen Charakteren nicht unter. Zwar wirkt das ein oder andere Grinsen an mancher Stelle etwas deplaziert, doch man kauft ihm die Zerrissenheit zwischen seinen beiden Leben druchaus ab.

Die anderen Charaktere werden natürlich nur oberflächlich angerissen und tappen so manches Mal in die Klischeefalle, doch insgesamt harmoniert der Cast ganz gut, so dass ich mir durchaus vorstellen könnte, dass die Serie auf Charakterseite gut funktionieren könnte. Allerdings müssten die Autoren dann dafür sorgen, dass Robert nicht jede Woche um seine Existenz fürchten muss und auch die anderen Charaktere nicht nur zu bloßen Punching Bällen für ihn werden.

Vor allem von Robert und seiner Beziehung zu seinem Vater erhoffe ich mir noch etwas mehr. Dass die beiden eine besondere Verbindung haben, klang ja schon zu Beginn des Piloten ab, als klar wurde, dass Robert schon von Kindesbeinen an daran gewöhnt war, krumme Dinger zu drehen. Dass ihn das geprägt hat, ist klar, doch es ist durchaus ersichtlich das Robert sich von dem Leben, das ihm sein Vater aufgezwungen hat, zu befreien versucht, es jedoch nicht wirklich schafft, weil er (noch) zu viel Erfolg damit hat.

Inhalt

Während des gesamten Piloten war mir nicht ganz klar, wohin die Serie zu steuern versuchte. Der Fokus lag zwar ganz klar auf Robert, doch zu schnell wurde er vor die Wahl gestellt, sich für eines seiner beiden Leben zu entscheiden. Da man Lindsay und Robert weit weniger zusammen erlebt hat als Bob und Familie Thatcher fiel der Abschied vom ländlichen Texas nicht sonderlich schwer, doch ich freue mich, dass am Ende keine der beiden Welten weichen musste und es den Anschein hat, als könnte Robert seine kleine Scharade noch eine Zeit lang aufrecht erhalten.

Nun da er einen Plan hat, seinen Namen in Midland wieder rein zu waschen und am Ende sogar eine zweite Ehe mit Lindsay eingeht, bin ich überzeugt, dass wir einen ganz guten Kontrast zu dem starren Leben in Houston, das geprägt von Leistung und Misstrauen ist, bekommen werden.

Die Geschichte in Houston verspricht jedoch das meiste Potential, da wir bereits Zeuge werden durften, dass Clint seinem Schwiegersohn in seiner Arbeit weitgehend freie Hand lässt und hierdurch vor allem seinem ältesten Sohn gewaltig vor den Kopf stößt. Drew hingegen wird die Chance gegeben, sich aus dem Schatten seines großen Brudres zu lösen, da er weit besser mit Robert kann als Trammell.

Texas und Öl gehören eigentlich zusammen wie Pech und Schwefel, doch in Zeiten der immer stärker in den Vordergrund rückenden Umwelt- und Klimaproblematik bietet natürlich auch die Tatsache einen interessanten Konfliktpunkt, dass Robert nun in einer Firma arbeitet, die ihr Geld mit Öl macht, er und Drew jedoch durchaus davon überzeugt sind, dass auch Windkraft eine Investition für die Zukunft sein könnte. Dies wurde zwar nur am Rande angeschnitten, doch ich hoffe, dass dies in kommenden Episoden noch einmal aufgegriffen und erneut thematisiert wird.

Fazit

Die Serie bietet solide Unterhaltung, die auf Dauer jedoch nur dann funktionieren kann, wenn die Autoren gute Geschichten finden und nicht zu sehr darauf setzen, dass Roberts Kartenhaus jederzeit in sich zusammen fallen kann. Ich bin durchaus gewillt, mich auf das Abenteuer "Lone Star" einzulassen, auch wenn doch noch einige Luft nach oben ist.

Melanie Wolff - myFanbase

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