Longmire - Review des Piloten

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Foto: Robert Taylor, Longmire - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Robert Taylor, Longmire
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"Longmire" kommt auf leisen Sohlen daher, schafft es aber durchaus eine Spur zu hinterlassen, die es wert ist, weiter verfolgt zu werden. Ohne große Explosionen, besonders widerlich zerstückelte Leichen oder große Erkenntnisse für das Leben schafft es die neue Crime-Western-Drama-Serie schon mit der ersten Episode in die Abteilung Charakter-Serie. Ein Sprung, der nicht einmal jeder darauf ausgelegten Serie gelingt. Dabei bleibt "Longmire" klein und leise, aber keinesfalls im negativen Sinne.

Die Storyline und der Fall der Woche

Wie in jeder anständigen Crime-Serie bedient man sich des Falls der Woche. In dieser Episode wählt man die männliche Leiche im Wald. Der Mann war ursprünglich auf der Suche nach seiner zur Prostitution gezwungenen unehelichen Tochter aus dem Indianerreservat. Erst steht man nur mit der Leiche da und nach und nach entwickelt sich der Fall. Man kann (ich nenne es einmal) echte Polizeiarbeit sehen, nicht diesen Technik-Kram à la "CSI". Ein Mann, ein Fall und jede Menge Kombinationsgabe und Laufarbeit. Wobei man nicht viel Gerede hat. Sheriff Longmire kommt, bis auf wenige Ausnahmen, sofort zum Punkt. Der Fall der Woche schmiegt sich gut an die Entwicklungen an. Er ist der rote Faden, an dem sowohl die große Storyline der Staffel als auch die Vorstellung der einzelnen Figuren aufgehangen sind. Doch dazu gleich mehr. Zunächst bleibe ich bei der großen Storyline. Zum einen ist da die Vergangenheit - der Tod Longmires Frau. In der ersten Episode wird nicht deutlich, woran sie gestorben ist. Lediglich Longmires Gefühle für sie und die Tatsache, dass er ihren Tod noch nicht verwunden hat, stehen im Fokus. Ganz prominent an der Stelle, als er der Ehefrau des Opfers mitteilen muss, dass ihr Mann tot ist. Später stellt sich heraus, dass es ihm so schwer fiel, da sie das gleiche Parfum trägt wie seine verstorbene Ehefrau. Die andere Storyline steht in der Zukunft. Die Wahl des Sheriffs steht an und Longmires Kollege Branch Conelly (Bailey Chase) stellt sich zur Wahl. Mit großen Plakaten versucht er die Gunst der Wähler auf seine Seite zu ziehen. Longmire wird derweilen wohl darauf setzen, dass er lange Sheriff war und die Leute ihn für seine Ordnungsliebe sowie seine ehrliche und direkte Art wählen werden. Eine Storyline, deren Ausgang vielleicht schon jetzt klar ist, trotzdem wird der Kampf zwischen den beiden Charakteren spannend zu beobachten sein. Außerdem gibt es noch eine Rivalität zwischen Sheriff Longmire und der Reservatspolizei des im County liegenden Indianerreservats.

Die Charaktere

Neben Sheriff Longmire fallen drei weitere Charaktere auf. Da ist zunächst seine neue Deputy Vic Moretti (Katee Sackhoff). Sie ist erst kürzlich Deputy geworden und versteht es mit ihrem Chef umzugehen, ohne ihn zu verärgern. Sie ist sehr gründlich, da sie zuvor bei der Mordkommission gearbeitet hat. Die größte Frage nach der ersten Episode ist, wohin man mit ihrem Charakter will. Ist sie nur ein Mitläufer für Sheriff Longmire oder entwickelt sie genug Eigenständigkeit, um spannend zu bleiben. Zur Zeit reduziert sich das Interesse noch auf die Frage, warum sie überhaupt in Absaroka ist.

Die zweite Person von Interesse ist Longmires Freund, der Besitzer der Indiander-Bar "Red Pony" im angrenzenden Reservart, Henry (Lou Diamond Phillips). Er und Longmire kennen sich seit 37 Jahren, trotzdem hält das den Sheriff nicht ab, ihn im Zuge der Ermittlungen als Verdächtigen zu befragen. Am Ende verstehen sich die beiden aber ohne Worte und Henry bleibt seine Verbindung ins Reservat, wohin Longmire offensichtlich keine guten Beziehungen pflegt.

Zuletzt ist da noch Konkurrent und Deputy Branch Connally. Dieser setzt offensichtlich mehr auf sein gutes Aussehen als auf sein Gehirn. Longmire führt ihn, nachdem er von Connallys Kandidatur von einem riesigen Plakat erfahren hat, vor den anderen im Sheriff's Office vor. Longmire genießt im Stillen, während Connally sich darüber offen ärgert. Hier treffen zwei Welten aufeinander. Die von Longmire verkörperte alte Polizeiarbeit und die von Connally verkörperte neue Polizeiwelt mit Ballistik und allem drum und dran.

Die Aufmachung

"Longmire" kann durch die Stille sehr überzeugen. Zwar gibt es auch in der ersten Episode durchaus Action (Schusswechsel, Autounfall), trotzdem bleibt die Serie leise. Mit Musik und großen Schauplätzen wird ebenso gespielt wie mit interessanten Gesprächen und noch kreativeren Charakterkonstruktionen. Die vielen weiten Landschaften und jegliches Fehlen von Menschen, die nichts mit der Storyline zu tun haben, lassen Longmire recht verschroben erscheinen. Aber nicht diese hinterwäldlerische Verschrobenheit, sondern die liebenswerte. Dass der Sheriff kein Handy hat, wird mehr als einmal erwähnt, kommt aber jedes Mal witzig rüber und passt perfekt zum Charater Longmires. Musikalisch wird nicht gespart, aber die Musik ist dezent platziert. Ebenso wie der Witz. Ich lag fast unter dem Küchentisch, als Longmire ins "Red Pony" kommt und Henry die Jukebox repariert, weil sie anscheinend kaputt ist und nur noch Countrymusik spielt. Herrliche Selbstironie an dieser Stelle.

Fazit

Zusammenfassend ist "Longmire" eine nette kleine Serie, die viel Potenzial besitzt. Sie kann mit überzeugenden Figuren schon in der ersten Episode aufwarten. Außerdem sind die Storylines und der Fall der Woche tatsächlich spannend. Abzuwarten bleibt, ob die Serie in den kommenden Episoden weiter diesen stillen, aber beeindruckenden Kurs fährt. Mittlerweile ist bekannt, dass "Londmire" für eine weitere Staffel verlängert wurde.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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