Major Crimes - Review
Wenn eine erfolgreiche Serie, die jahrelang mit interessanten Charakteren und spannenden Geschichten aufwarten konnte, schließlich ihr Ende findet, dann ist schon mal ein wenig Wehmut angebracht. Immerhin verabschiedet man sich lieb gewonnenen Charakteren, die man über mehrere Staffeln lang in ihrem Leid und in ihre Freude begleitete.
Schön, wenn man einen Weg findet, die Geschichten weiter zu spinnen. Spin-Offs bieten dabei meist einen guten Weg, ein Serienuniversum aufrecht zu erhalten und wenigstens einen oder zwei Charaktere in die neue Produktion herüber zu retten. "Major Crimes" bildet unter den Spin-Offs eine kleine Ausnahme, denn hier wird nicht nur einer der Charakter neu in den Mittelpunkt gestellt, sondern gleich der gesamte Cast von "The Closer" mitgenommen. Wenn man genau hinsieht, dann verlässt also eigentlich nur Kyra Sedgwick die Serie.
Für sie rückt Mary McDonnell nun in den Mittelpunkt der Priority Homicide Division. Ihr Charakter Sharon Raydor ist dabei keine Unbekannte und gehörte bereits seit der fünften Staffel fest zum Team von "The Closer". Doch auch wenn vieles gleich geblieben ist, so versucht man "Major Crimes" dennoch ein paar neue Impulse zu geben. Durch die Beförderung von Raydor muss die Abteilung der Priority Homicide sich nun völlig neuen Spielregeln unterordnen. Anders als unter Deputy Chief Johnson soll es bei den Ermittlungen nun nicht mehr primär darum gehen, einem Verdächtigen ein Geständnis zu entringen, sondern eher darum, ihn vor Gericht zu stellen und schließlich eine Gefängnisstrafe zu erwirken. Dabei soll vor allem die Staatsanwaltschaft nun eine größere Rolle spielen. Raydor und ihre Mitarbeiter sollen nun die Verdächtigen finden, die Umstände des Tathergangs aufklären, damit die Staatsanwaltschaft anschließend einen Deal aushandeln kann, der den Verdächtigen vor der Todesstrafe bewahrt und dadurch der Stadt Los Angeles eine Menge Geld sparen.
Dass genau dieses Vorgehen bei Brendas altem Team nicht gerade auf Gegenliebe stößt, ist verständlich. Jahrelang gab es für die Truppe nur ein Ziel: den Verdächtigen zum Reden zu bringen. Dafür gingen sie manchmal unkonventionelle und extreme Wege. Nun sollen sie nichts weiter tun, als dabei zusehen, wie Anwälte untereinander verhandeln. Vor allem Detective Provenza hat es schwer getroffen. Zunächst noch mit der Leitung von Major Crimes betraut, wird er nach nur einer Woche schon wieder degradiert und Captain Raydor unterstellt, zu der er alles andere als ein guten Draht findet. Da man ihm jedoch androht, in den Ruhestand versetzt zu werden, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Kröte zu schlucken und weiterhin seine Arbeit zu machen, so wie Raydor sie von nun an verlangt.
"Major Crimes" funktioniert in seiner ersten Folge erstaunlich gut, was vor allem aber daran liegen dürfte, dass einem die meisten Charaktere so vertraut sind. Sogar Jon Tenney, Darsteller des Fritz Howard, hat den Weg in die Serie gefunden. Fans von "The Closer" haben also einen extremen Vorteil, Neugierigen ohne Wissen über die Mutterserie dürfte es hingegen schwer fallen, in die Geschichten einzusteigen. Denn leider muss man auch feststellen, dass man dem Geschehen in der Pilotfolge ohne Hintergrundwissen aus der letzten Folge von "The Closer" kaum richtig folgen kann. Klar ist der eigentliche Fall spannend inszeniert und wird durch das Zusammenspiel der Detectives verschiedener Abteilungen schließlich gelöst, aber die vielen kleinen Anspielungen, die Diskussionen unter den Charakteren und die leicht frustrierte Grundstimmung der Priority Homicide Division werden allesamt nur greifbar, wenn man eben die Charaktere schon seit mehreren Jahren begleitet.
Fazit
Trotz des Endes von "The Closer" lebt der Geist der Serie in "Major Crimes" weiter. Ich freue mich darüber, dass wir diese interessante Darstellerriege noch einige Zeit länger bei ihren spannenden Ermittlungen begleiten dürfen.
Melanie Wolff - myFanbase
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