Marry Me - Review des Piloten
"Will you marry me?"
"Marry Me" ist das neue Sitcom-Projekt von David Caspe ,des Serienmachers der Freundschafts-Comedy "Happy Endings". "Happy Endings" lief über drei Jahre auf ABC und war nie ein großer Publikumserfolg und stand stets kurz vor der Absetzung, fand dann aber doch eine treue Fangemeinde, die die Serie zumindest auf drei Staffeln brachte, war also ein ein typischer Fall von einem Kritiker- und Fanliebling, welcher aber von der großen Masse der Fernsehzuschauer verschmäht wurde. Oberflächlich kann "Happy Endings" als überdrehte und hyperaktive Variante von "Friends" verstanden werden, die vor allem von ihren zahlreichen verspielt-kreativen Einfällen und dem starken Cast profitierte. Einige Darsteller des sechsköpfigen Hauptcasts sind jetzt auch wieder regelmäßig in anderen Sitcoms zu sehen: So spielt Damon Wayans Jr. den Coach in "New Girl" und Adam Pally taucht regelmäßig in "The Mindy Project" auf. Das große oftmals alles überstrahlende Licht von "Happy Endings" war aber die quirlige, krankhaft romantische und tollpatschige Penny, wunderbar gespielt von Casey Wilson.
Diese Casey Wilson ist es nun auch, die die Hauptrolle in "Marry Me" innehat. Dabei ist die von ihr hier verkörperte Annie zumindest in der Auftaktfolge kaum von ihrer "Happy Endings"-Rolle zu unterscheiden. Wieder spielt sie eine tollpatschige, nicht auf den Mund gefallene Romantikerin, mit dem Hang zu allerhand ungewollten Fremdschämmomenten. So ein Charakter kann schnell zur Karikatur verkommen und im schlimmsten Fall nur noch nervig wirken, dem Charme und dem komödiantischen Talent von Wilson ist es aber zu verdanken, dass dies auch hier gerade nicht geschieht. Annie ist tollpatschig, hat das Talent in gewissen Momenten immer gerade das falsche zu sagen und auch ziemlich überdreht, bleibt dabei aber trotzdem grundsympathisch und liebenswert. Casey Wilson ist dann folgerichtig auch die große Stärke dieser unhomogenen Auftaktfolge.
Dabei zeichnet sich hier das gleiche Schema ab, was schon in den ersten Folgen von "Happy Endings" zu finden war. Es wird eine Ausgangsprämisse präsentiert, die nicht weitreichend genug wirkt und kaum als Fundament für eine längerfristige Serie dienen kann. Bei "Happy Endings" war das eigentliche im Piloten präsentierte Grundkonzept eine geplatzte Hochzeit, die zu der Frage führte, wie der enge Freundeskreis damit umgehen soll, dass zwei ihrer engsten Freunde erstmal nichts mehr voneinander wissen wollen. Diese Prämisse wurde aber schnell irrelevant, wurde "Happy Endings" doch schnell von der Form her zu einer klassischen Geschichte über das Leben von sechs Freunden. Dies zeichnet sich auch schon bei "Marry Me" ab, wird die Grundprämisse eines Paares, welches bereits seit Jahren zusammen, aber noch nicht verheiratet ist und nun versucht diesen nächsten Schritt zu gehen, doch zum großen Teil schon im Piloten aufgelöst.
Nach zwei misslungenen Heiratsanträgen steht am Ende dieses Auftakts ein gelungener dritter und man fragt sich was David Caspe in der folgenden ersten Staffel alles noch erzählen will. Die Serie soll wohl selbst auf dem Beziehungsleben von David Caspe und seiner Frau und Hauptdarstellerin Casey Wilson beruhen, die sich am Set von "Happy Endings" kennengelernt und verliebt haben. Aufgrund des großen erweiterten Casts scheint es aber so, als ob Caspe auch hier schlussendlich wieder die Geschichte einer Freundschaftsclique erzählen will, mit dem Unterschied, dass bei "Marry Me" vermehrt wohl auch die Elterngeneration der zwei zentralen Hauptprotagonisten im Zentrum steht. Da könnte aber schon das Problem liegen ist abseits der komödiantischen Wucht von Casey Wilson doch bisher kein Charakter in der Lage auch nur im Ansatz mit ihr mitzuhalten. Zumindest in der Pilotfolge wirken alle weiteren Figuren noch sehr austauschbar und uninteressant. Einzig Annies homosexuelle Eltern sind da eine kleine Ausnahme. Selbst die zweite klare Hauptfigur in Person von Annies Lebensgefährten und baldigen Ehemann Jake, der vom fähigen Ken Marino gespielt wird, bleibt erstaunlich blass und bekommt kaum Stoff, um selbst glänzen zu können.
Ansonsten gibt es da noch den übergewichtigen bärtigen besten Freund, der gefühlt in fast jeder neueren Sitcom zu finden ist und die blonde beste Freundin von Annie, die zumindest im Piloten auch überhaupt keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Da war der Cast in "Happy Endings" in der Breite um Welten besser aufgestellt. Da aber im Piloten noch Wilsons Figur der Annie im Zentrum steht, gibt es doch einige gelungene komödiantische Momente: Sei es ihre Wutrede zum Anfang der Folge, bei der sie nicht merkt, dass hinter ihr Jake versucht ihr einen Antrag zu machen oder ihr eigener Antrag auf Jakes Arbeitsstelle, welcher versüßt wird von einem Gastauftritt vom ehemaligen " The Office"-Darsteller Leslie David Baker. Dazu wissen besonders auch die integrierten Rückblicke zu überzeugen, sei es das dargestellte amüsant-süße Kennenlernen von Jake und Annie oder der unwerfend witzige "I Will Always Love You"-Gesangsmoment von Annie. Auch überzeugt in einem kleineren Auftritt auch Rob Huebel als ständig Komplimente machender Yoga-Lehrer.
Die Serie "Marry Me" ansehen:
Fazit
Die neue Sitcom "Marry Me" von "Happy Endings"-Schöpfer David Caspe erzählt die Geschichte eines Paares, welches sich dazu entschließt nach sechs Jahren Beziehung den Schritt vor den Traualtar zu wagen und der Freunde und den Familiengehörigen der beiden Verlobten. Dabei geht in der ersten Folge noch nicht jeder komödiantische Versuch vollends auf und besonders der erweiterte Cast bleibt bisher noch komplett austauschbar. Sehenswert wird die Serie vor allem durch die unbändige komödiantische Energie von Casey Wilson, die die Serie bisher noch gänzlich alleine trägt und für einige weniger gelungene Momente zumindest teilweise entschädigt. Diese neue Sitcom ist also noch ausbaufähig, gehört aber trotzdem zu den besseren Comedy-Neustarts der neuen Fernsehsaison.
Moritz Stock - myFanbase
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