Mercy - Review des Piloten
Abrupt starten wir in die erste Episode dieser neuen Serie, die endlich mal Personen in den Vordergrund rückt, die meiner Meinung nach völlig zu unrecht in den bisherigen Krankenhaus-Serien übergangen wurden: die Krankenschwestern. Die Hauptfigur Veronica erinnert sich an ihr gefährliches Leben im Irak, wo sie noch vor kurzem als Krankenschwester im Einsatz war. Noch immer traumatisiert und geprägt von den Ereignissen dort, fällt es ihr nicht leicht, sich bei der Arbeit zurückzuhalten und den Ärzten bei den Entscheidungen über die Behandlung der Patienten den Vorrang zu lassen. Das Verhältnis zwischen Ärzten und Schwestern ist kühl und die Arbeitsatmosphäre entsprechend gereizt, vor allem weil "die Götter in Weiß" sich für etwas Besseres halten und die Schwestern dementsprechend abwertend behandeln.
Dann muss Veronica auch noch die neue naive Krankenschwester Chloe einweisen, die mit ihrer Hello-Kitty-Uniform Veronicas letzten Nerv raubt. Um den Neuling auf die Probe zu stellen, wird ihr ein Patient zugewiesen, dessen Geräte abgestellt werden sollen. Chloe fühlt sich dieser Aufgabe nicht gewachsen, sie entwickelt soviel Mitgefühl für den im Koma liegenden Mann, dass sie es nicht übers Herz bringt die Geräte auszuschalten. Ihre Ausbildung hat sie zwar mit Auszeichnung abgeschlossen, doch sie muss erst noch lernen, mit dem harten Krankenhausalltag umzugehen. Man merkt sofort, dass Chloe mit ihrer Art überhaupt nicht mit dem rauen Arbeitsklima zurecht kommt. Sarkasmus als Umgangsform scheint zu überwiegen. Diese Verhaltensweise haben sich die Schwestern und Pfleger anscheinend angewöhnt, um die Emotionen nicht allzu nah an sich herankommen zu lassen. Dennoch nehmen sich die Kollegen ihrer an und bringen Chloe bei, was bei der Arbeit und im Leben wirklich wichtig ist.
Recht schnell werden wir in "Mercy" auch mit Veronicas Privatleben konfrontiert. Nachdem sie aus dem Irak zurückgekehrt ist, ging Veronica erstmal zurück zu ihren Eltern und zog nicht wie man annehmen könnte, zurück zu ihrem Mann. Dieser will die Ehe aber nicht so einfach aufgeben und auch Veronicas Eltern und ihr Bruder behandeln ihn nach wie vor wie ein Familienmitglied. So kann Veronica dem Problem nicht ohne weiteres aus dem Weg gehen. Wie für Iren scheinbar typisch sind alle sehr trinkfest und der regelmäßige Besuch im Pub gehört ebenfalls zum Alltag. Veronicas Eltern saufen sich regelmäßig in Ohnmacht, aber scheinbar hat sie sich mit diesem Zustand zuhause abgefunden und unternimmt nichts dagegen. Vielleicht weil sie selbst sich ebenfalls in den Alkohol flüchtet, um abzuschalten und den Alltag und die Erinnerungen aus dem Irak zu vergessen. Bei einem dieser Exzesse hat sie aus Versehen ihrem Bruder erzählt, dass sie eine Affäre mit einem Arzt im Irak hatte.
Eines Tages taucht dieser Arzt dann bei ihr im Krankenhaus auf und erklärt ihr, dass er die nächsten zwei Jahre quasi nicht von ihrer Seite weichen wird. Er liebe sie und wolle sie für sich gewinnen, auch wenn das bedeutet, dass er abwartet, wie sich ihre Ehe von alleine vor die Wand setzt. Nachdem man James Tupper zuletzt eher in Holzfäller-Kluft in "Men in Trees" gesehen hat, kommt er hier als Arzt doch eher unglaubwürdig rüber und als neuer McDreamy kann er nicht wirklich überzeugen. Veronica befindet sich Dr. Chris Sands auf jeden Fall in einer Zwickmühle zwischen Abenteuer und Vernunft. Soll sie bei dem Mann bleiben, mit dem sie aufgewachsen ist und der bereits ein Teil von ihr geworden ist, oder lieber zu dem Mann gehen, in den sie Hals über Kopf verliebt ist?
Fazit
An sich fand ich das Konzept der Serie nicht schlecht. Um aus all diesen Krankenhaus- und Arztserien herauszustechen, muss man sich nunmal was neues einfallen lassen. Die Krankenschwestern in den Mittelpunkt zu setzen, ist sicher ein interessantes Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen. Auch die Hauptdarstellerin hat mir gefallen. Alles in allem fand ich einfach die Handlung etwas zuviel des Guten: Probleme mit der Bewältigung des Irakkriegs, ihre alkoholkranken Familie, der Noch-Ehemann und die Affäre mit ihrem Kollegen fand ich dann doch etwas zuviel des Guten. Ich werde mir zwar noch ein paar Episoden ansehen, um der Serie eine faire Chance zu geben, allerdings gehört "Mercy" definitiv nicht zu den Knallern der neuen Season und schafft es nicht unter meine Must-See-Lieblingsserien.
Catherine Bühnsack - myFanbase
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