My Own Worst Enemy - Review des Piloten

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Dass bekannte Film-Schauspieler den Sprung ins Fernsehen wagen, um eine Serienhauptrolle anzunehmen, wissen wir spätestens, seit Kiefer Sutherland in die Rolle des Jack Bauer geschlüpft ist und die Serie "24 - Twenty Four" zu seinem Eigen machte. Nun wagt auch Christian Slater diesen Schritt und verkörpert nicht nur einen Charakter, sondern gleich zwei Charaktere, denn in "My Own Worst Enemy" spielt er einen Mann, in dem zwei Persönlichkeiten leben.

Seit Filmen wie "Fight Club" ist der Anspruch an Geschichten mit gespaltenen Persönlichkeiten jedoch erheblich gestiegen und so mag man der Grundidee von "My Own Worst Enemy" vielleicht eher skeptisch gegenüberstehen. Da kann die Serie jedoch sofort entgegenwirken, denn die beiden Persönlichkeiten von Christian Slater sind nicht psychologischer Natur, sondern wissenschaftlicher. Es ist also kein unglücklicher Zufall, dass die beiden Identitäten in einem Körper hausen, sondern es war geplant, es war ein Projekt, es war - zumindest einem der beiden - von Beginn an bewusst.

Edward, Agent im Dienste der Vereinigten Staaten, hat sich vor knapp 20 Jahren für ein Projekt eingeschrieben, bei dem ihm eine zweite Persönlichkeit eingeplanzt wurde: Henry. Im Gegensatz zu Edward ist Henry ein liebenswürdiger Familienvater, der sich für seine Familie aufopfert und die Sympathien sofort auf seiner Seite hat - um so gerissener von den Autoren, dass Henry nur das Konstrukt eines Regierungsprojektes ist, der "eingeschaltet" wird, sobald Edward seine Missionen beendet hat und ein "normales" Leben führen soll.

Doch natürlich kommt es, wie es eben kommen muss, um den Spannungsbogen in der Serie aufzubauen: Edward hat eine Fehlfunktion, so dass Henry nicht mehr "eingeschaltet" werden kann, sondern zu den unmöglichsten Zeiten einfach "aktiviert" wird und somit lernt, dass er nur eine Konstruktion ist, niemals geboren wurde und ein Großteil seiner Erinnerungen eine einzige Lüge ist. Doch nicht nur Henry muss sich mit dem neuen Umständen zurecht finden, sondern auch Edward, der nun das Leben des Familienvaters und Ehemannes kennenlernen und vorallem leben muss. Für die Darstellung der beiden Persönlichkeiten haben die Macher der Serie definitiv den richtigen Schauspieler gefunden, denn Christian Slater schafft es, beide Charaktere unterschiedlich in ihrer jeweiligen Gestik und Mimik darzustellen, so dass man zu jeder Zeit erkennt, mit welcher Persönlichkeit man es gerade zu tun hat. Das ist vor allem dann sehr spannend, wenn die beiden mittels ihres Handys via Videobotschaften miteinander kommunizieren.

Neben Henry und Edward, die natürlich im Fokus der Serie stehen, können jedoch auch die anderen Charaktere überzeugen. So unsympathisch Edward im Vergleich zu Henry auch wirken mag, wobei dies nicht immer der Fall ist und Henry teilweise zu nett, zu sympathsich, zu perfekt erscheint, mit Raymond wurde ein Charakter geschaffen, zu dem man keinerlei Beziehung aufbauen kann, da er geradezu Roboterartig wird. Auch Raymond ist im gleichen Programm und hat eine andere Persönlichkeit, Tom, die mit Henry befreundet ist und auch nichts von seiner anderen Identität weiß. Weder zu Tom, noch zu Raymond kann man eine Beziehung aufbauen, was jedoch keinesfalls störend wirkt, da man sich ohnehin erst mal in die Geschichte einleben muss.

Und genau dies ist der Punkt, an dem die Serie noch einmal mit Spannung auftrumpfen kann, denn das Interesse an dem Regierungsprojekt wird geweckt. Man will erfahren, warum dieses Projekt ins Leben gerufen wurde und man die Agenten nicht einfach darin trainiert, selbst ein "normales" Leben führen zu können. Man will erfahren, wie viele andere Personen es noch gibt, die sich dem selben Projekt unterzogen haben, dass seit nun mehr 20 Jahren besteht. Man will erfahren, was genau Edward und Raymond dazu veranlasst hat, sich an diesem Projekt zu beteiligen und ob Edwards Fehlfunktion nur ein Zufall war, oder ob es einen solchen Fall schon einmal gab oder demnächst noch einmal geben wird.

Fazit

Der Pilot konnte durchweg überzeugen und versprach eine spannende Serie, die mit sehr viel Potenzial interessante Wendungen erzählen konnte. Die Tatsache, dass "My Own Worst Enemy" schon jetzt das Serien-Aus erfahren musste, lässt sich keinesfalls auf die Qualität der Serie zurückführen, jedoch sollte man sich überlegen die Serie zu beginnen, wenn man der Tatsache ins Auge sehen muss, dass man kein ordentliches Ende präsentiert bekommen wird.

Annika Leichner - myFanbase

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