Nurse Jackie - Review Staffel 1

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Showtime hat in der Vergangenheit mit seinen eigenproduzierten Serien meist überzeugen können. Die Fans von "Californication", "Dexter", "Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn", "Taras Welten" und Co. werden mir da sicher zustimmen können. So war es auch für mich keine Frage, dass ich definitiv in die neue Dramedy "Nurse Jackie" reinschauen würde. Nach insgesamt einer Staffel betrachte ich die Serie immer noch mit gemischten Gefühlen, doch eine gute Chemie unter den Charakteren und eine wie üblich fabelhafte Edie Falco haben es geschafft, dass ich die "Nurse Jackie" definitiv auch in kommenden Staffeln weiter verfolgen werde.

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Make me good, God. But not yet.

Foto: Edie Falco, Nurse Jackie - Copyright: Paramount
Edie Falco, Nurse Jackie
© Paramount

Das Ende der Pilotfolge hält eine kleine Überraschung für den Zuschauer bereit. Jackie Peyton, ihres Zeichens Hauptcharakter dieser Serie, ist nicht nur eine pillenabhängige Krankenschwester mit großen Rückenproblemen, nein, sie führt auch ein Doppelleben. Zu Hause ist sie die perfekte Ehefrau und Mutter von zwei süßen Töchtern, die lediglich zu viel arbeitet. Im Krankenhaus schläft sie mit dem Apotheker Eddie, der ihr im Austausch für die Zärtlichkeiten die schwer benötigten bunten Pillen besorgt, die sie für ihre Schmerzen braucht und auch, um den Tag im Krankenhaus zu überstehen. Dieser Plot ist gleichzeitig die Stärke sowie auch die Schwäche der Serie. Der Überraschungseffekt ist definitiv gelungen und die prekären Situationen, in die Jackie sich durch dieses Leben bringt, sind durchaus spannend mitanzusehen. Doch was in den ersten zwei, drei Folgen noch ganz nett ist, treibt einem als Zuschauer nach insgesamt einer Staffel die Sorgenfältchen auf die Stirn.

Leider hat man es nicht wirklich geschafft – vielleicht auch gar nicht versucht -, uns klar zu machen, warum Jackie dieses Doppelleben eingeht. Nutzt sie Eddie lediglich aus, um an ihre Pillen zu kommen, oder steckt mehr dahinter? Immerhin weiß niemand außer ihrer besten Freundin weder von ihrem Mann noch von der Affäre. Jackie ist durch ihre kalte, berechnende und zynische Art wie geschaffen, Hauptcharakter in einer Kabelserie zu sein. Leider vermisst man es, hin und wieder eine verletzliche Seite an ihr zu sehen, die einem als Zuschauer beruhigend versichert, dass man sich nicht umsonst auf diese Reise einlässt, und einen zumindest die eigenen Erwartungen entsprechend einstellen lässt. Doch nach zwölf Episoden habe ich das Gefühl, über Jackie in etwa so viel zu wissen wie bereits am Ende der Pilotfolge. Nicht unbedingt rosige Aussichten.

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I don't like chatty. I don't do chatty. I like quiet. Quiet and mean. Those are my people.

Foto: Edie Falco & Merritt Wever, Nurse Jackie - Copyright: Paramount
Edie Falco & Merritt Wever, Nurse Jackie
© Paramount

Neben Jackie konnten immerhin noch einige weitere Charaktere überzeugen, wohingegen manche einfach nur ihre Funktion als Nebencharaktere erfüllen, die es den wichtigen Charakteren erlauben, ihre Story angemessen und für den Zuschauer verständlich auszuleben. Die schüchterne und engagierte Zoey habe ich sofort ins Herz schließen können und auch Jackie scheint es da ein wenig ähnlich zu gehen, auch wenn sie es nicht wirklich zugeben würde. Das wird deutlich, als Zoey beinahe einen Patienten umbringt und daraufhin ihre fröhlich bunten Uniformen gegen ein graues Outfit eintauscht. Obwohl Jackie Zoeys überschwängliche Art auf die Nerven geht, fleht sie sie teilweise fast an, endlich wieder die gute alte Zoey mit den pinken Tier-Scrubs zu sein. Sie bietet einen perfekten Gegenpol zu Jackie und ihrer Freundin Dr. O'Hara, über die man bis zum Finale leider herzlich wenig erfährt. Dies passt jedoch auch irgendwie zu ihrem Charakter und ist daher nicht weiter schlimm, denn amüsant ist sie allemal.

Neben diesen drei starken Frauen bleibt immerhin noch ein wenig Platz für männliche Charaktere. Darunter Eddie, der deutlich mehr an Jackie zu hängen scheint als umgekehrt, und Dr. Cooper, über den ich mich in jeder Episode immer wieder köstlich amüsieren konnte. Ein wenig seltsam ist er schon, doch insgesamt würde ich mir wünschen, dass etwas mehr Charakterarbeit betrieben würde und wir mehr über die einzelnen Menschen wissen dürfen als Eckdaten, die auf irgendwelchen Charakternotizen der Autoren zu lesen sind. Jackies Mädels sind durchaus niedlich, doch ihr Mann einfach zu perfekt, um wahr zu sein. Da bot auch das Finale keine wirklichen Schockmomente, wobei es schon interessant sein wird herauszufinden, wie es danach weitergeht.

All style and limited substance?

So urteilte das Magazin "Variety" nach der Pilotfolge. Ganz so krass würde ich es vielleicht nicht beurteilen, doch hat man hat an einigen Stellen den Eindruck, als wolle "Nurse Jackie" mit aller Gewalt provozieren und vergesse darüber, dass eine Serie eben auch Plots und Charaktere braucht. Nach einer Staffel weist die Serie zwar einen wirklich gelungenen Cast und gute Unterhaltung auf, doch ich würde nicht direkt Sitze bei diversen Award-Shows reservieren lassen. "Nurse Jackie" hat definitiv noch Luft nach oben und muss in der zweiten Staffel beweisen, dass sie mehr drauf hat als "all style and limited substance".

Nadine Watz – myFanbase

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