Party of Five - Review
"Party of Five" ist ein schön konstruiertes Familiendrama der neunziger Jahre, das mit sehr vielen noch heute überaus aktiven (Gast-)Darstellern aufwartet. Gleich zwei der Salinger-Geschwister haben später noch große Rollen übernommen und man kann sie in "Party of Five" in ganz anderen Rollen bewundern: Matthew Fox als Charlie Salinger und Scott Wolf als Bailey Salinger. Doch auch andere Darsteller heutiger Hit-Serien glänzen in "Party of Five". Allen voran die aus "Ghost Whisperer - Stimmen aus dem Jenseits" bekannte Jennifer Love Hewitt als Baileys Freundin Sarah Reese, Jeremy London ("Eine himmlische Familie") als Julias Ehemann Griffin und Tamara Taylor, bekannt aus "Bones - Die Knochenjägerin", als Grace Wilcox. Die Liste ist lang und ich könnte noch eine ganze Weile so weiter machen, doch es soll ja um den Inhalt gehen und nicht nur um großartige (Gast-)Darsteller. Wobei es auch für alle, die die Serie nicht schon zwischen 1994 und 2000 live im Fernsehen verfolgt haben, ein Highlight sein dürfte, die großen Darsteller von großen Serien knappe 20 Jahre jünger zu erleben.
Von den großartigen Darstellern einmal abgesehen hat "Party of Five" noch mehr zu bieten. Alleine schon die Idee hinter der Geschichte gehört gewürdigt: Fünf Geschwister, die plötzlich vor den Scherben ihres Lebens stehen und versuchen müssen ihre Familie zusammen zu halten. Das Leben hat für den jungen Charlie erst gerade begonnen, da muss er die Verantwortung für seine vier minderjährigen Brüder und Schwestern übernehmen. Ein großer Schritt für ihn, der sich am liebsten aus jeglicher Verantwortung heraus zieht. Er erkennt, dass er es seinen Eltern gegenüber schuldig ist, das Sorgerecht zu übernehmen, auch wenn er sein eigenes Leben schwerlich auf die Reihe bekommt. Faszinierend ist hier über die gesamten sechs Staffeln seine Entwicklung. Am Ende ist er für seinen jüngsten Bruder zu einem Vater geworden, er hat es geschafft sein Leben zu regeln und außerdem die Familie zusammen zu halten. Bis es so weit war, schwankt er regelmäßig zwischen völliger Hingabe für seine Geschwister, dem Haus und allem, was damit zusammen hängt, und der Tatsache, dass er auch einfach alles hinter sich lassen abhauen kann. Ich persönlich glaube, dass Charlie der wohl schillerndste Charakter ist. Matthew Fox spielt ihn mit Hingabe und Herz. Als am Ende alle beschließen aus ihrer Heimat fort zu gehen und das Elternhaus zu verkaufen, wirkt Charlie darüber sehr traurig. Der Zuschauer sieht, dass er erwachsen geworden ist, im Begriff mit Kirsten seine eigene Familie zu gründen.
Erschreckend ist allerdings, wie mit Extremen gespielt wird. So wird Bailey relativ schnell alkoholabhängig und Julia wird Opfer häuslicher Gewalt. Beide Geschichten sind sehr emotionsgeladen und aktionreich. Sie dienen sehr dem Aufbau von Spannung und Intrigen. Leider passt dies schlecht in den Kontext der Serie, egal, wie viel die Personen daraus lernen. Bailey überwindet seine Sucht viel zu schnell, hat man doch die eine um die andere Episode damit verbracht ihm zu zeigen, dass er süchtig ist. Es ist schade, denn hier wird sehr viel Potenzial verschenkt. Auf der anderen Seite ist es verständlich, dass man durch solche Schocker die Zuschauer vor dem Fernseher halten will. Denn kurz nach der ersten Staffel stand es schlecht um die Salingers. Zu geringe Zuschauerzahlen brachten beinahe das Aus. Die Serie wurde um die 2. Staffel verlängert und gewann 1996 für diese Staffel bei den Golden Globes den Award für beste Dramaserie. Von nun an stiegen die Zuschauerzahlen, bis sie in der sechsten Staffel wieder stark sanken. Einzig das Serienfinale konnte noch einmal mit Rekordquoten auffahren, doch weil die Absetzung frühzeitig bekannt wurde, konnte die Serie zu einem schönen Ende gebracht werden, was man selten sieht. Sie wurde nicht totgespielt und kann bis zum Ende überzeugen.
Doch noch einmal zurück zu Julias Geschichte. Sie ist der Aufreger, über den ich immer wieder den Kopf schütteln kann. Julia, die unbedingt unabhängig sein will, die sich des Öfteren auch als erwachsen beweisen konnte, lässt sich von einem halbstarken Mann unterkriegen und will, als sie selbst erkennt, wie schlimm dieser ist, keine Hilfe von ihren Brüdern. Sie wirft ihnen böse Dinge an den Kopf, als die kommen, um den Kerl zu verprügeln. Es ist schön zu sehen, wie sehr Bailey und Charlie ihre Schwester lieben und beschützen wollen, doch auf der anderen Seite ist es auch verständlich, dass Julia die Hilfe nicht will. Dass sie sich jedoch so dumm verhält, wie sie es des Öfteren in diesem Zusammenhang tut, das ist unrealistisch für ihren starken Charakter. Es ist schade, dass diese junge Frau hier so hilflos dargestellt wird. Sie kann am Ende zwar von ihrem Peiniger loskommen, und doch bleibt der Eindruck, dass sie nicht die Figur ist, die sie sein sollte. Nicht aber als positive Veränderung ihres Charakters, sondern als sonderbare Eigenschaft, die ihr irgendein Schreiber aufgezwungen hat.
Schlussendlich muss ich festhalten, dass "Party of Five" ein Highlight der Fernsehwelt des ausklingenden Jahrtausends ist. Die Darstellung der Inhalte ist kreativ gestaltet und kann mit andauernder Spannung überzeugen. Die anfänglichen Stereotypen entwickeln neue Charakterzüge, was sie realistisch macht. Die Figur des Owen ist dabei immer für Lacher gut und hält die Familie eindeutig zusammen. Ohne den kleinen Bruder wären die Salingers niemals so weit gekommen. Denn obwohl Owen selten eigene Storylines hat, ist er der Mittelpunkt der Serie.
Jamie Lisa Hebsich - myFanbase
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