Person of Interest - Review
#4.01 Panopticon (8/9)

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Foto: Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest
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Nach dem fantastischen Finale der dritten Staffel durfte man gespannt sein, wie die Autoren mit der neuen Situation umgehen. Decima hatte gewonnen und Samaritan online gebraucht, so dass Finch und die anderen gezwungen waren, sich eine neue Identität zu suchen und erst einmal von der Bildfläche zu verschwinden. Wie sollte die Serie nun aussehen, jetzt, wo das Team keine Möglichkeit zur Kommunikation, geschweige denn zur Rettung Unschuldiger mehr hatte und um das eigene Leben fürchten musste. #4.01 Panopticon bietet eine genial einfache Lösung für das Dilemma.

"The machine stuck me in this retail hell. There's no way I'm letting it near my love life."

Zunächst jedoch ist es interessant, in welche Jobs die Maschine unsere Protagonisten gesteckt hat. Shaw fristet ihr Dasein als Parfümverkäuferin, während Finch sich als Professor für ein Fach verdingen muss, dass niemanden zu interessieren scheint. Einzig Reese scheint das etwas bessere Los gezogen zu haben und agiert nun als Detektive für das Drogendezernat. Natürlich füllt es ihn nicht aus, dass er sich tagein tagaus mit Süchtigen und Dealern herumschlagen muss, aber immerhin kann er hin und wieder die Fäuste sprechen lassen und mal so richtig aufräumen, ganz im Gegensatz zu Shaw, die in ihrer persönlichen Hölle gelandet ist und Frauen mit Parfüm bespritzen soll.

Was genau Root seit dem Onlinegang von Samaritan treibt, das bleibt vorerst noch ein Geheimnis. Sie taucht jedenfalls immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf, um unsere zweifelnden Helden bei der Stange zu halten oder auf den richtigen Weg zu bringen. Ich liebe Amy Acker in der Rolle der Root, denn sie verkörpert diese mit einer wahnsinnigen Intensität und verleiht ihr nicht nur etwas Geheimnisvolles, sondern auch etwas Eindringliches. Man nimmt Root ab, dass sie daran glaubt, dass sie Samaritan irgendwie schlagen können und ihr blindes Vertrauen in die Maschine wirkt zwar hin und wieder etwas gruselig, doch bislang hat sie Finch, Reese und Shaw nicht geschadet, sondern dafür gesorgt, dass sie alle momentan erst einmal in Sicherheit sind. Jedenfalls solange sie sich an die Regeln halten.

Dies fällt vor allem Reese schwer, der nun eben nicht mehr einfach so um sich schießen und Leute verprügeln kann, um an Informationen zu kommen. Als die Maschine aus der Versenkung auftaucht und ihm eine Nummer übergibt, ist es für ihn gar nicht so einfach, die Füße still zu halten. Für ihn vollkommen typisch, startet er eine Befragung von Verdächtigen, indem er sich zu ihrem Aufenthaltsort mit einer Bazooka Eintritt verschafft. Erst Shaw kann ihn aus der Situation befreien, immerhin hat er als Cop einen Ruf zu verlieren.

"You took an obsolete and forgotten technology and created a modern, invisible communications network"

Während die erste Hälfte der Episode noch damit beschäftigt ist ein düsteres Bild zu zeigen, wendet sich das Blatt für unsere Helden ab der Mitte. Reese lässt alte Kontakte zu Elias spielen, der es sich nicht nehmen lässt, seinem alten Widersacher unter die Arme zu greifen, solange das nötige Geld stimmt. Es ist immer wieder schön, dass interessante Nebencharaktere auftauchen, wenn man es gar nicht erwartet und im Falle von Elias verspricht dies immer einen tollen Dialog und spannende Momente, die man nicht so recht einordnen kann. Ob es am Ende nur das Geld ist, das ihn Reese helfen lässt oder vielleicht doch die Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse und eine Frau, die sie beide verbunden hat (die verstorbene Joss Carter), mag man nicht so recht ausmachen. Die beiden bilden jedoch ein tolles Team und vielleicht taucht Elias ja hin und wieder nochmal auf. Zu wünschen wäre es jedenfalls.

Man begnügt sich jedoch nicht nur mit alten Bekannten, sondern führt mit der zwielichtigen Dame, die erst in Budapest einen Mann hinrichtet, der im Begriff ist, mehr über Samaritan herauszufinden, nur um später Reese auf den Fersen zu sein, einen interessanten Antagonisten ein. Samaritan selbst bleibt weiterhin der große Gegenspieler, doch das Programm nur in Person von John Greer agieren zu lassen, wäre zu langweilig. Nun gibt es eine Frau, die sich an die Fersen von John Reese und Sameen Shaw geheftet hat. Noch hat sie ihre Spur nicht aufgenommen, doch sie wird sicherlich noch eine größere Rolle spielen.

Glücklicherweise ist das Ende der Episode wesentlich weniger düster als das Finale der dritten Staffel und bietet eine herrlich einfache Lösung für das Problem, dass die Gruppe nicht mehr länger miteinander ohne Gefahr kommunizieren kann – ein Netzwerk, gebaut auf einer alten Technologie, die niemand mehr auf dem Schirm, aber dafür ein jeder auf dem Dach seines Hauses oder Appartementkomplexes hat. Ein Hoch auf alte Fernsehantennen, die in Vergessenheit geraten sind und ihr Dasein einsam und nutzlos hoch über den Köpfen der vernetzten Menschen fristen. Wie sich nämlich herausstellt, diente die Nummer, die Reese von Finchs Maschine bekommen hat, nicht nur dazu, mal wieder ein Leben zu retten, sondern auch um die Kommunikation im Team wiederherzustellen. Es scheint also wirklich so zu sein, wie Root es behauptet hatte – die Maschine hat einen Plan, wie es ihnen gelingen könnte, Samaritan Einhalt zu gebieten.

"The numbers, our identities, they all mean something. It all adds up to something. All of this matters. We all matter."

Das Team hat es etwas schwerer Finch davon zu überzeugen, den Kampf wieder aufzunehmen. Er ist noch immer niedergeschlagen, dass sein System (oder eine Weiterentwicklung davon) nun von Greer benutzt wird, um Menschen zu jagen und zu eliminieren. Er hat aufgegeben und will nicht länger für eine Maschine arbeiten, da er glaubt, dass der Kampf für sie alle im Tod enden könnte und im Allgemeinen ziemlich aussichtslos erscheint.

Im Prinzip findet er sich in der selben Situation wieder, in der Reese in der Mitte der vergangenen dritten Staffel steckte, als er nach dem Tod von Carter nicht nur sich selbst anzweifelte, sondern eben auch Finchs Maschine. Es gelang Finch damals nur mit Mühe, Reese wieder zurück zu holen und genauso schwer ist es nun, Finch zu überzeugen, dass sie noch immer eine Aufgabe haben, wenngleich diese schwieriger geworden ist.

Schön ist definitiv, dass man Finchs Zweifel nicht allzu sehr in die Länge zieht, sondern ihn erkennen lässt, dass er eine Verantwortung hat, die er nicht so einfach ablegen kann. Er hat mit Shaw, Reese und Root Menschen an seiner Seite, die er dazu gebracht hat, mit ihm zu kämpfen und die er nicht einfach im Stich lassen sollte, jetzt wo dunkle Wolken am Horizont aufgetaucht sind. Natürlich ist seine Utopie von einer Maschine, die ihnen die Gelegenheit gibt, Menschen zu retten gescheitert, als diese geraten hat, einen Menschen zu töten, doch er muss sich auch im klaren darüber sein, dass die Maschine zwar weiterhin Nummern ausspucken kann, er und die anderen jedoch in der Pflicht stehen, herauszufinden, wie sie mit diesen umgehen sollen. Er kann noch immer gutes tun und genau das bringt ihn am Ende dann doch dazu, sich seiner Maschine wieder zuzuwenden und den Brotkrumen, die sie gelegt hat, zu folgen.

Randnotizen

  • Als Reese ins Morddezernat befördert wird und Fusco ihm als neuer Partner zur Seite gestellt wird, gibt es einen kleinen Moment, in dem Reese zögert, Carters alten Schreibtisch in Beschlag zu nehmen. Reese und Fusco blicken sich dabei an und erinnern sich an eine Freundin und Kollegin, die viel zu früh den Kampf verloren hat. Eine starke Szene.
  • Eine weitere neue Gruppe taucht auf, die noch interessant werden könnte. Immer wieder erhält Shaw in der Episode den Hinweis, sich mit einem Romeo zu treffen und auch Root ermutigt sie immer wieder dazu. Dieser entpuppt sich als Anführer einer Gruppe, deren Sinn und Zweck sich erst noch herausstellen muss, aber ein schwarzer Van und Männer mit lustigem, weil gefährlichen Equipment lassen nicht nur Shaws Herz hörer schlagen.
  • Die musikalische Szenenuntermalung am Ende der Episode ist einmal mehr unglaublich gut gelungen. Sie schafft eine gigantische Atmosphäre. "Person of Interest" beweist hier mal wieder, wie gut man Musik einsetzen kann. Aber nichts anderes ist man von den Serienmachern mittlerweile gewohnt.


Fazit

Nach dem düsteren Staffelfinale bietet #4.01 Panopticon zwar einen gefälligen Ausweg aus der tristen Situation um Samaritan, ohne jedoch gleich die gesamte Bedrohung einfach wegzuwischen. Noch ist nichts wie es früher war und die Charaktere leben weiterhin in der Gefahr, entdeckt und liquidiert zu werden. Dank des privaten Netzwerks jedoch können wir weiterhin mit Nummern der Woche rechnen, die Reese, Finch und Shaw retten werden. Solange man diese jedoch in das große Ganze einbindet, so wie man es in den letzten Episoden stets getan hat, dürfen wir uns auf eine spannende, rasante und actiongeladene Staffel freuen, die an die großartige letzte Staffel nahtlos anknüpfen kann.

Melanie Wolff - myFanbase

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