Person of Interst - Review
#4.22 YHWH (9/9)

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Wäre dies tatsächlich das Ende der Serie gewesen, wie es von einigen Seiten gemunkelt wäre, hätte ich mich als Zuschauer unglaublich geärgert. Nicht, weil es so unbefriedigend gewesen wäre, eine Serie mit einem fiesen Cliffhanger enden zu lassen, sondern weil die letzten paar Minuten einmal mehr gezeigt haben, wie großartig "Person of Interest" sein kann. Die musikalische Montage mit Pink Floyds "Welcome to the Maschine", die Vermenschlichung der Schöpfung von Harold Finch (Michael Emerson), sowie die dramatische Slow Motion Kampf gegen einen schier unbesiegbaren Feind mit endlosen Ressourcen setzen einer durch und durch großartigen Staffel die Krone auf.

"You are my creation. I can't let you die."

Foto: Michael Emerson, Person of Interest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Michael Emerson, Person of Interest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Finch und Root (Amy Acker) müssen sich aufmachen, um die letzte Chance zu ergreifen, die Maschine davor zu bewahren, von Samaritan endgülgtig zerstört zu werden. Dabei gibt es zwar das obligatorische Katz- und Mausspiel, das man kennt, doch dank der hervorragenden Chemie zwischen Michael Emersons Charakter Harold Finch und Amy Ackers Root ist dieses scheinbar ziellose Umhergeirre höchst unterhaltsam. Die beiden Darsteller harmonieren ohne Worte, können jedoch mit genialen Dialogen punkten und zeigen, was "Person of Interest" auch in der vierten Staffel bislang ausgemacht hat – die Komplexität ihrer Protagonisten.

Vor allem Finch ist es, der am Ende eine Entscheidung treffen muss, als es darum geht, ein waghalsiges Experiment zu unternehmen, um vielleicht irgendwie ein kleines Stückchen der Maschine zu retten, um sie später wieder aufzubauen. Nach allem was vorgefallen war, nach all den Rückschlägen und den zweifelhaften Entscheidungen seiner Schöpfung, kann er am Ende nicht umher, sie zu retten. Es ist ein wahrer Gänsehautmoment, als die Maschine sich kurz vor ihrem "Tod" an Finch wendet, ihn um Vergebung für ihre Verfehlungen bittet und ihm anbietet, sich zu opfern, wenn er glaubt, sie hätte ihren Weg verloren. Finch bringt es daraufhin nicht übers Herz, seine Kreation sterben zu lassen und beschließt, sein eigenes Leben in Gefahr zu bringen, um Samaritan Einhalt zu gebieten.

Es ist schon Wahnsinn, wie es Jonathan Nolan und sein Autorenteam schafft, dass man in den letzten Minuten der Folge mit einer künstlichen Intelligenz mitfühlt und spüren kann, dass sie trotz mancher Verfehlungen eigentlich nur Gutes im Sinn hatte, zwischenzeitlich jedoch moralisch nicht immer menschlich reagiert hatte. Finch hatte dies erkannt und nun ist es an ihm, die Maschine an einen sicheren Ort zu bringen, wo man damit beginnen kann, sie wieder neu aufzubauen. Bis dahin hat Samaritan die Stadt und das Land in seiner Gewalt. Was das bedeutet, konnten wir auch diese Episode wieder erleben, als es mal eben wieder einige der größten Störfaktoren ihrer Arbeit loswerden konnte.

"You don't take over the world with gaudy displays of violence. Real control is surgical. Invisible. It interferes only when necessary."

Foto: Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Caviezel & Michael Emerson, Person of Interest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Wie sich herausstellt, ist die Korrektur, von der Control (Camryn Manheim) erfahren hat, kein großer Anschlag, der das Land in Hektik und Aufruhr versinken lassen soll, sondern vielmehr ein chirurgisch-präziser Einschnitt, mit dem ein Großteil der Störenfriede beseitigt wird, der sich nicht an Gesetz und Ordnung gehalten hat.

In dieser Episode verabschieden wir uns daher von Dominic (Winston Duke). Die Bruderschaft wird wohl weiterhin existieren, doch mit Dominic verliert sie ihren charismatischen Anführer, der interessante Ideen hatte und organisiertes Verbrechen in eine neue Ära führen wollte. Am Ende kostet es ihn das Leben, dass er einfach niemanden neben ihm dulden konnte und er selbst dann noch Rache an Elias (Enrico Colantoni) nehmen wollte, nachdem dieser einen Unfall fingiert hatte, um der Polizei zu entkommen.

Ich könnte nicht sagen, dass mir Dominic fehlen wird. Dennoch waren seine Szenen mit Elias, als die beiden sich ihr kleines Psycho-Duell lieferten und Elias ihn dazu bringen konnte, seinen besten Freund und Handlanger zu ermorden, zu jeder Sekunde überzeugen. Die Aufeinandertreffen der beiden waren interessant, weil hier zwei ungleiche Männer aneinander gerieten, die jeweils ihre Art und Weise einer perfekten Untergrundwelt durchsetzen wollte, doch an ihren eigenen Ansprüchen am Ende gescheitert sind.

Dominic ist tot. Doch was ist mit Elias? Er wurde von Samaritans Scharfschützen am Ende in die Schulter getroffen. In einem Interview klang bereit durch, dass wir nicht unbedingt damit rechnen sollten, dass wir Enrico Colantoni zum letzten Mal in der Serie gesehen haben. Ich würde es mir jedenfalls sehr wünschen.

Ob wir hingegen nochmal Camryn Manheim zu Gesicht bekommen werden, ist fraglich. Sie wurde nach ihrem nicht bestandenen Test auf Loyalität von Greers Schergen festgenommen und weggebracht. Es ist schade, dass sie vorerst aus dem Verkehr gezogen ist, denn sie hätte für Finch und seine Leute zu einer interessanten Verbündeten gegen Samaritan werden können, nachdem sie in den letzten Wochen feststellen musste, dass Samaritan weit mehr plant, als einfach nur Kontrolle und Schutz der Bevölkerung durch Eliminierung von Terrordrohungen. Was mach in iher Geschichte ein wenig stört, ist die Tatsache, dass man sich hier wieder der typischen Klischees, dass sich jemand einfach zu lange Zeit lässt, bis er dem Bösewicht den Garaus macht und lieber redet und redet und redet, anstatt im richtigen Augenblick das Richtige zu tun, die Behörden einzuschalten oder einfach die Waffe zu ziehen und dem übermächtigen Gegner zu eliminieren. Das ist aber das einzige, was mich an diesem Finale stört.

Randnotizen

  • Reese gerät dieses Mal etwas in den Hintergrund, was Angesichts der Fokussierung auf Finch und die Maschine absolute verständlich und nachvollziehbar ist. Dennoch ist es schön, dass er sofort zur Stelle ist, als Finch ihn braucht. Reese ist in dieser Staffel durch die Hölle und zurück gegangen und es ist gut zu wissen, dass er da ist, wenn er gebraucht wird und Finch zur Seite steht, wie auch immer sehr sich entscheidet.
  • Fusco hat ebenfalls den ein oder anderen großartigen Auftritt und ich bin froh, dass man ihn etwas mehr in die Geschichten integriert hat.
  • Erneut spielt "Person of Interest" damit, dass man den hochentwickeltem Samaritan ein Schnippchen schlagen kann, indem man veraltete und vergessene Technik benutzt. Immer wieder wurde damit in den vergangenen Episoden gespielt und es ist doch interessant, zu sehen, dass die guten alten Dinge, die allmählich in Vergessenheit geraten sind, nicht immer vollkommen nutzlos sind.


Fazit

Grandioses Staffelfinale, das einige lose Enden zusammenbringt, sich gänzlich unerwartet einiger Charaktere entledigt und dadurch frischen Wind in die Geschichte bringt. Dass man sich am Schluss noch einmal auf Finch und die Maschine, sowie deren einzigartige Verbindung, konzentriert, ist das Tüpfelchen auf dem i einer großartigen Saison.

Melanie Wolff - myFanbase

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