Pitch - Review
#1.01 Pilot
Interessante Ausgangslage
In Zeiten, in denen Feminismus wie nie gelebt wird, in Zeiten, in denen in den USA die Möglichkeit besteht, dass die erste Präsidentin gewählt wird, in Zeiten, in denen dennoch gerade der Mannschaftssport sehr männlich geprägt ist, finde ich die Ausgangslage dieses Piloten sehr spannend: die erste Frau in der nordamerikanischen Baseball-Liga. Dann kommt hinzu, dass ich als eingefleischter Sportfilmefan sowieso nicht nein sagen kann, wenn eine spannende Mischung aus Sport und Drama geboten wird. Der Pilot von "Pitch" bietet genau das und ist damit ein Sportfilm in Miniformat: Eine Außenseiterin in einem Sportteam, auf der der Erfolgsdruck lastet, die kurz vorm Scheitern steht, um letztlich doch noch die Kurve zu kriegen und dafür begeistert gefeiert wird. Klingt zunächst nach Schema F, aber ist es schon alleine durch eine gehörige Portion Spannung und Emotionen nicht.
Starke Protagonistin
Denn der feine Unterschied ist eben, dass hier eine Einmaligkeit erzählt wird, eine Frau, die es schafft, sich in einer Männermannschaft durchzusetzen. Mit Kylie Bunbury (die aus Serien wie "Twisted" oder "Under the Dome" bekannt ist) wurde eine hervorragende Schauspielerin gecastet: Athletisch, eine gewisse Lässigkeit oder auch Coolness ausstrahlend, aber dennoch auch eine zerbrechlich und ein wenig unsicher, was sie nahbar macht und für den Zuschauer ein ungeheures Identifikationspotenzial bietet. Der Pilot ist natürlich vollkommen um ihre Figur Ginny Baker angelegt: Ihr erster Tag im Team, ihr erstes Spiel, ihre Vergangenheit, aber auch ihr Privatleben im Generellen. Dadurch bekommt man doch sehr schnell einen Eindruck von ihrer Figur und die Chance sich durch sie überzeugen und damit mitreißen zu lassen.
Überzeugender Cast
Insgesamt bin ich von dem sehr guten Cast der Serie begeistert: Ali Larter (bekannt u. a. aus "Heroes") als toughe Managerin, die dennoch alles für Ginny tut. Tim Jo als nerdiger Assistent, der für alle Social-Media-Angelegenheiten zuständig ist und durch seine Unbeholfenheit für Charme und Witz sorgt, Dan Lauria als Trainer, der zwar menschlich eine wohl gesonnene Vaterfigur darstellt, aber eben auch vom alten Schlag ist und von der ungewöhnlichen Situation mit einem weiblichen Teammitglied überfordert ist und vor allem aber auch Mark-Paul Gosslaar als Teamkapitän Mike Lawson. Mike Lawson ist sicher auch einen zweiten Blick wert, ich habe ihn aber auch als Highlight empfunden, weil er die ungewöhnliche Situation als Kapitän grandios meistert. Er dirigiert sein Team in die entsprechende Richtung und hat auch ein klasse Händchen dafür, wie er Ginny im Team integriert. Er behandelt sie eben wie jedes andere Teammitglied und wählt damit genau die richtige Strategie. Die Storys rund um die Poklapser sind wirklich zum Brüllen!
Verwobene und mitreißende Erzählweise
Großartig ist auch die Erzählweise im Piloten. Die Gegenwart mit Ginnys Anfängen in der Profiliga wird mit ihrer bisherigen Baseballkarriere vermischt. Man begleitet so Ginnys bisheriges Leben im Zeitraffer und erfährt so, dass sie von ihrem sehr strengen Vater intensiv gefördert wurde. In der Rolle ihres Vaters übrigens brilliert in meinen Augen Michael Beach, der geliebt und gehasste Pike aus "The 100". Gezeigt wird ihr Weg über den Vereinssport, über den Gewinn der State Championsship, schließlich in die Major League und immer wieder im Hintergrund der Erwartungsdruck durch den Vater, der sie zu immer höheren Erfolgen pushen will. All diese kleinen Schnipsel helfen ebenfalls ein Gefühl für die Figur der Ginny zu bekommen.
Am Ende ist die Überraschung natürlich groß, als sich herausstellt, dass ihr Vater, der auch in der Gegenwart immer wieder im Publikum oder mit ihr im Gespräch gezeigt wird, längst verstorben ist. Hier ist die Frage, zu welchen Zwecken dieses Storyelement genutzt wurde, denn so wirkt es ja, als ob Ginny Selbstgespräche führt.
Die Gegenwart mit Ginnys ersten Spielen ist für mich aber der emotionale Höhepunkt. Durch die Einbeziehung der Medien wird eine ungeheure Spannung von außen aufgebaut, die sich auch auf den Zuschauer überträgt. Man leidet mit, wie ihr erstes Spiel in die Hose geht, wie sie sich im Nachhinein nur umso mehr unter Druck setzt und sich am liebsten für immer wieder verkriechen würde, um dann schließlich ein grandioses Spiel abzuliefern, so dass man als Zuschauer wiederum mit ihr um die Wette strahlt.
Fazit
Die erste Folge von "Pitch" ist ein wirklich überzeugender Pilot für (nicht nur) Sportfans, er ist emotional und voller Spannung aufgebaut und trickreich erzählt. Wie bereits erwähnt: ein Sportfilm im Miniformat. In den Sternen steht für mich jedoch, ob diese Idee über eine ganze Staffel funktionieren kann. Die erste Folge von "Pitch" ist sehr stark auf Ginny konzentriert, so dass weitere Themenstränge nur knapp angeschnitten werden. Aber kann diese geballte Ladung an Emotionen, Spannung, Witz und Charme wirklich durch jede Folge getragen werden? Der Cast und die damit verbundenen Figuren lassen dies zumindest erhoffen!
Lena Donth - myFanbase
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