Political Animals - Review Staffel 1
Die sechsteilige Mini-Serie "Political Animals" ist vorüber und am Ende fragt man sich, ob der verantwortliche Sender sich alle Möglichkeiten offen halten wollte, die Serie nach einer guten Staffel noch zu verlängern. Man knallt ganz zum Schluss nach das letzte Feuerwerk weg, wobei aber auch keine einzige Storyline wirklich abgeschlossen ist, auch wenn man sich nach den sechs Episoden, die sich im Laufe der Staffel immer weiter steigerten, damit abfinden könnte. Ich persönlich hoffe, dass sich der Kabelsender USA noch dazu durchringen kann "Political Animals" eine zweite Staffel zu verpassen.
Der heimliche Hauptcharakter: T.J.
Wie schon in meiner Review zur Pilotepisode ausgeführt, ist die spannendste Person T.J. Hammond, der von Familie und Liebe gebeutelte Sohn der Außenministerin Elaine Barrish. Am Anfang der Serie steckt T.J. tief im Sumpf von Drogen und anonymen Sex, aus dem er unbedingt ausbrechen will, es jedoch einfach nicht schafft. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu seiner Familie und der Leichtigkeit seine Gefühle, Gedanken und Probleme mit den Drogen zu betäuben. Dabei wird seine Geschichte spannend aufgebaut und nur nach und nach erzählt. In der Pilotepisode erfährt man erst ganz am Ende, was dieses ominöse Ereignis "im letzten Dezember" war, das so zentral für die Storyline war. Von nun an geht man als Zuschauer davon aus, dass T.J. an dieser Stelle einfach den bisherigen Tiefstand erreicht hatte und nun versucht, das Vertrauen seiner Familie zurück zu gewinnen. Zwar erweist sich sein Zwillingsbruder Doug als sehr hilfreich, gibt er ihm das Startkapital für seinen Club, doch auch ihn enttäuscht T.J. immer wieder aufs Neue. Erst in der vierten Episode erfahren wir Zuschauer, warum T.J. sich im vergangenen Dezember umbringen wollte. Er hatte eine Affäre mit einem verheirateten Kongressmann, der zu allem Überfluss auch noch der rivalisierenden Partei angehört. Der heutige Vizepräsident bekommt davon Wind und am Ende macht Sean mit T.J. Schluss und sagt, dass alles nur ein Spiel war. Für T.J. aber brach die komplette Welt auseinander, da er Sean wirklich liebte. In der Rolle des Kongressmann ist David Monahan ("Dawson's Creek") zu sehen, der Sean Reeves zusammen mit T.J. sehr herzlich und nicht kalt und distanziert wirkt. Eine sehr aufwühlende Gastrolle, da man zunächst in der Episode davon ausgeht, dass das Bettspiel der beiden gerade jetzt stattfindet und man sich fragt, ob T.J. nun endlich die Kurve bekommt. Nur stellt sich heraus, dass das ganze Drama zum Selbstmordversuch führte. Als dann die Eröffnung des Clubs vor der Tür steht, ist es zunächst sein Vater, der absagt, zur Feier zu kommen. T.J. lädt daraufhin aber seine ganze Familie aus, denn Elaine regt sich darüber auf, dass T.J. auch Sean eingeladen hat. T.J. geht alleine in den Club, wo er herausfindet, dass Sean nicht gekommen ist. Er nimmt wieder Drogen und als Bud Hammond dann doch noch auftaucht, liegt T.J. in seinem eigenen Erbrochenen und droht an einer Überdosis zu sterben.
Elaine und ihr Wahlkampf
Neben T.J. ist seine Mutter ein extrem spannender Charakter. Sie will unbedingt wieder kandidieren und teilt es schließlich dem Präsidenten mit, den sie erpresst der chinesischen U-Bootmannschaft, die vor der amerikanischen Küste gestrandet ist und nun in ihrem U-Boot eingeschlossen sind, zu helfen, sonst würde sie dies gegen ihn verwenden. Garcetti beweist in dieser Krise zum ersten Mal Größe und der Zuschauer erkennt endlich, warum er Präsident ist. Bis dahin verging aber schon mehr als die Hälfte der Staffel und man kommt nicht umher, Garcetti ein wenig zu belächeln. Ein Präsident, der anscheinend nur auf das hört, was ihm sein Vize sagt. Traurig, doch nun gibt es die Wende und in der letzten Episode lernt man ihn regelrecht lieben. Er nimmt Elaines Rücktrittsgesuch nicht an, bietet ihr aber auf dem Rollfeld auf dem Weg zur Air Force One an, Vizepräsidentin zu werden, wenn sie zusammen in den Wahlkampf gehen. Er schreibt es ihr auf ihre Rücktrittserklärung und umarmt dann seinen Sohn und seine Frau. Erstaunlicherweise nimmt Elaine für sich das Angebot an. Sie würde lieber Vize sein, als ihrer Familie einen weiteren Wahlkampf zuzumuten, vor allem in Anbetracht von T.J.s Selbstmordversuch Nummer zwei, den er nur knapp überlebte. Elaine ist so unglaublich verwirrend und trotzdem deutlich in ihrem Auftreten, dass jede Sekunde fasziniert. Nach wie vor kann mich Sigourney Weaver voll und ganz überzeugen. Eine perfekte Besetzung für eine extrem klug und spannend konstruierte Figur, die Elaine Barrish Leben einhaucht, was ich ihr niemals zugetraut hätte. Wundervoll, einfach wundervoll.
Dinge, die ich gerne täte oder hätte
Eine Serie lebt und bewegt, wenn man unbedingt in die Handlung eingreifen möchte. Ich wollte Doug so oft eine kleben, dass ich es schon gar nicht mehr zählen kann. Nicht, weil ich seine Figur blöd finde oder der Darsteller James Wolk keine überzeugende Leistung erbracht hätte. Nein, es ist einfach seine unendliche Naivität, die dem Charakter so viel Potenzial verschafft, dass es jedes Mal schmerzt, wenn er es nicht nutzt. Mein persönliches Highlight habe ich zwar in betreffender Episode kommen sehen, trotzdem zeigte es ganz deutlich, wie sehr Doug unter all dem Stress leidet. Das Highlight ist, dass er mit der Reporterin, mit der ich mich in der Pilotepisode so schwer getan habe, schläft. Das war absehbar, aber in diesem Moment wirkte er zum ersten Mal, wie er selbst.
Susan Berg, die Reporterin, dümpelt bis zum Schluss sehr im Fahrwasser von Doug und Elaine. Eine Storyline, die man sich hätte sparen können, war ihre mit der andernen Reporterin, die ihr nicht nur ihren Freund, sondern auch ihre Story stehlen wollte. Schlussendlich läuft alles auf das große Nichts hinaus und Berg wirkte nur noch als Marionette, die ich zeitweise spannend, meistens jedoch überaus überflüssig empfand.
Fazit
Dem Sender USA gelingt mit "Political Animals" eine grandiose Serie, die innerhalb von sechs Episoden so viel erzählt und es trotzdem schafft, am Ende alle Fragen offen zu halten. Mit dem großen Knaller in der letzten Episode, den ich erst gar nicht so recht glauben wollte, schafft man sich außerdem die Möglichkeit einer zweiten Staffel. Der Absturz der Air Force One und Garcettis höchstwahrscheinlicher Tod verändert alles, was bis dahin passiert ist. Trotzdem, wenn die Serie nach diesen sechs Folgen zu Ende wäre, hat man als Zuschauer nicht das Gefühl, dass alles umsonst war. In der ersten Episode wurde schnell klar, dass der politische Teil der Serie weit zurück steckt und nur die Dimension der Ereignisse und ihrer Auswirkungen bestimmt. "Political Animals" ist ein Charakterdrama höchsten Niveaus, auch wenn es einige Startschwierigkeiten hat. Diese klären sich spätestens in der zweiten Episode und sobald man etwas den Durchblick hat, lebt man mit. Im Nachhinein gibt es glaube ich keine einzige Storyline oder Szene, in der ich wegschalten wollte, weil ich sie so gar nicht mochte. Klar, einige Personen sind unsympathisch, einige Storylines mehr als voraussehbar und irgendwie scheinen sie überflüssig, trotzdem machen sie so eine schöne Mini-Serie, die ich hoffentlich irgendwann mal im deutschen Fernsehen begrüßen darf.
Jamie Lisa Hebisch - myFanbase
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