Pretty Little Liars - Review
#6.10 Game Over, Charles (Sommerfinale)

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Nach dreieinhalb Staffeln gab es endlich die Auflösung auf die Frage, die sich jeder "Pretty Little Liars"-Fan seit gefühlten zehn Jahren stellt. Wer ist A? Wer hat Alison und ihren Freundinnen das Leben zur Hölle gemacht? Die Antwort gibt es endlich - gefallen wird sie aber sicherlich nicht jedem.

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Foto: Janel Parrish, Pretty Little Liars - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Janel Parrish, Pretty Little Liars
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Die Folge beginnt mit den fünf Mädchen, die auf dem Dach von Radley sind und A anflehen, nicht in den Tod zuspringen. Hier fängt es schon an, dass sich die Fragezeichen im Kopf der Zuschauer drehen. Dass Alison nicht möchte, dass Charles stirbt, ist schon seit einigen Folgen klar, aber warum interessieren sich die anderen Mädchen, die jahrelang gequält wurden, plötzlich für sein Schicksal? Diese Frage wird nicht sofort beantwortet, stattdessen geht es in der Zeit zurück und wir sind wieder beim Prom - wo die Mädchen auf die allwissende Mona treffen, die natürlich weiß, wo A ist. Die sogar bereits in der fünften Staffel wusste, dass es sich bei A um Charles DiLaurentis handelt. Die einfach alles weiß, aber keine Ahnung hat, wer Charles ist. Mona ist schon ein Rätsel für sich, vor allem, da man nie weiß, auf welcher Seite sie nun eigentlich genau steht.

Die Mädchen finden heraus, dass sich A's Versteck in der Carissimi Group befindet, und eilen dorthin. Die Zeit vergeht und als Zuschauer wird man immer ungeduldiger, immerhin hat Marlene King versprochen, dass man in dieser Episode alle Antworten bekommt - allerdings ist Marlene auch eine größere Lügnerin als all ihre Charaktere zusammen. Nachdem Sara - ja, wirklich Sara! - das Passwort zum Versteck knackt und dann einfach draußen stehen bleibt - was so gar nicht verdächtig ist - sind Hanna, Aria, Spencer, Emily und Mona endlich im Versteck von A angekommen, öffnen einen Live-Feed und sehen eine eingesperrte Alison, die Charles endlich gegenüber steht.

Und Charles ist - CECE DRAKE! Ich kann gar nicht genau beschreiben, was ich in diesem Moment empfunden habe. Ich habe so viele Wren-Theorien gelesen, die recht schlüssig wirkten, dass ich einerseits geschockt war, dass er es nicht ist, andererseits aber auch Erleichterung gefühlt habe, da die Auflösung dann doch noch eine Überraschung war. Auch wenn CeCe als A nun nicht total an den Haaren herbeigezogen ist. Wir haben sie bereits in einem schwarzen Hoodie gesehen und als Red Coat, allerdings wurde dies damals so erklärt, dass CeCe Alison geholfen hatte. Somit hatte man sie nicht mehr wirklich auf dem Schirm. Obwohl man wirklich einfach auf CeCe hätte kommen können, schon allein aufgrund der Initialen.

Foto: Sasha Pieterse, Pretty Little Liars - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Sasha Pieterse, Pretty Little Liars
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C.D. = Charles DiLaurentis = CeCe Drake. Aber manchmal übersieht man gerade solche offensichtlichen Hinweise einfach. Leider hatte die CeCe-Auflösung nicht den gleichen Effekt wie damals bei Mona. Bei Mona war es irgendwie nachvollziehbarer, man hat ihr ihre psychischen Probleme angemerkt. Bei CeCe versteht man zwar, warum sie sich an ihrer Familie rächen wollte, aber warum sie so besessen von den anderen Mädchen ist, erschließt sich nicht so wirklich - jedenfalls nicht glaubwürdig. Der Grund, dass sie wütend darüber war, dass die vier Mädchen angeblich froh über Alisons Tod waren, zieht nicht wirklich. Ja, es gab Momente da waren die vier vielleicht nicht gut auf Alison zu sprechen, aber Alison hätte nun auch nicht unbedingt den Preis als beste Freundin verdient, und immerhin hatten die vier alles daran gesetzt herauszufinden, wer Alison "getötet" hat.

Das größte Logikproblem besteht für mich aber mit der Timeline der Ereignisse. Ich habe schon damit gerechnet, dass nicht alles am Ende einen Sinn ergeben wird, dafür gab es einfach zu viele Handlungsstränge in den letzten dreieinhalb Jahren, aber die Timeline der Serie ist wirklich katastrophal. Wie sich herausstellt, hat Bethany Young Tobys Mutter vom Dach gestoßen, jedoch dann die Schuld auf Charles geschoben, der so ca. zwölf Jahre alt war. In #4.01 gab es allerdings einen Rückblick mit Toby, Alison und einer sehr lebendigen Mutter. An sich kein Problem, wären Toby und Alison nicht ca. 14 oder 15 Jahre alt gewesen. Und dabei ist CeCe auch noch einige Jahre älter als Alison. Und dann ist da Wilden, der den Mord an Mrs. Cavanaugh vertuscht hat. Es ist mir schon ein Rätsel gewesen, wie Toby es so schnell geschafft hat Polizist zu werden, aber Wilden ist nicht viel älter als CeCe. Also wenn Wilden nicht der jüngste Polizist der TV-Geschichte ist oder doch viel älter - wofür er sich dann aber recht gut gehalten hätte - dann liegt hier definitiv ein Logikfehler vor.

Es gibt noch einige andere Dinge, die nicht zusammen passen, zum Beispiel der Rückblick, in dem Jessica DiLaurentis Alison den Umgang mit CeCe verbietet, da diese sich in Radley als Alison ausgegeben hat. CeCe hat so einen großen Teil ihres Lebens in Radley verbracht, dass man meinen sollte, sie würden sie dort sofort erkennen - aber natürlich handelt es sich um Rosewood, der einzige Ort an dem niemand kompetent genug ist, seinen Job richtig zu machen. Ansonsten möchte ich gar nicht weiter auf die Logikfehler eingehen, da ich darüber weitestgehend hinwegsehen kann.

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An sich fand ich CeCes Geschichte ja ziemlich bewegend und wenn man mal all diese kleinen Details, wie das Alter der Charaktere, außen vorlässt, auch weitesgehend schlüssig. Es ist auch mutig von den Machern, den einzigen Transgender-Charakter der Serie zum Bösewicht zumachen. Ich weiß, das ist ein heikles Thema, vor allem, da es leider noch immer viele Menschen gibt, die Transgender nicht akzeptieren, aber deshalb sollte man keine Angst davor haben, so einen Charakter im Film oder Fernsehen als Bösewicht darzustellen. Schließlich sind diese Leute auch nur Menschen wie jeder andere auch und es sind sicher nicht alle von ihnen Heilige. Ob jemand psychisch gestört oder einfach nur böse ist, hängt nicht mit der geschlechtlichen Identität eines Menschen zusammen, also kann ich die Kritik mancher Zuschauer nur halbwegs verstehen.

Der wohl größte Kritikpunkt der ganzen Auflösung ist Sara Harvey. Zuerst einmal: Gibt es überhaupt einen Zuschauer, der Sara mag? Ich vermute nicht. Und ausgerechnet sie ist nicht nur Red Coat, sondern auch noch die schwarze Witwe. So wirklich nachvollziehen kann man auch ihr Handeln nicht. Die einzige logische Erklärung wäre, dass sie das Stockholm-Syndrom entwickelt hat, doch leider wird darauf nicht näher eingegangen. Als Entschädigung gibt es aber eine Szene in der Emily Sara zu Boden schlägt. Etwas, das jeder Zuschauer schon seit Beginn der Staffel tun wollte. Der Charakter Bethany Young bleibt auch ein kleines Mysterium. Man weiß so gut wie nichts über den Charakter. Nicht mal in der Nacht, in der Alison verschwand, hat man sie wirklich gesehen. Eigentlich diente ihr ganzer Charakter nur dazu, sie als eigentliche Böse hinzustellen. Immerhin hat sie Mrs. Cavanaugh getötet und wollte, laut CeCe, auch Jessica DiLaurentis töten.

Was ist sonst noch passiert? Man hat endlich erfahren wieso Mona in #5.12 so tot aussah. Offensichtlich wurde ihr eine Droge gespritzt, durch die sich die Opfer dann in einer Art Wachkoma befinden - so wie Kenneth und Jason in dieser Episode. Das CeCe ihren eigenen Bruder gedatet hat, fand ich allerdings dann doch etwas zu krass. Das lässt mich sogar daran zweifeln, dass Marlene King wirklich schon zu Beginn der dritten Staffel wusste, wer A sein würde. Ansonsten wäre so ein Thema schon äußerst gewagt für eine Serie, die auf ABC Family läuft. Zudem hat CeCe das A-Spiel von Mona geklaut, die dachte CeCe sei Alison. Ihre Medikamente schienen es echt in sich gehabt zuhaben.

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Lucy Hale, Pretty Little Liars
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Leider lässt das Ende der Episode einem im Dunkeln über den weiteren Verlauf mancher Charaktere. Was passiert mit Sara, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde? Ist CeCe im Gefängnis? Und wird Mona ihre Zellengenossin, nachdem sie gestanden hat, dass sie für den Tod von Bethany verantwortlich ist? Also abgesehen von Melissa natürlich, die sie lebendig begraben hat. Das wiederum lässt die Frage aufkommen, warum niemand in Rosewood in der Lage ist, zuerst den Puls zu checken, bevor sie jemanden vergraben?

Ein Mysterium - neben vielen, kleinen anderen - bleibt der Mord an Jessica DiLaurentis. Wahrscheinlich ist dafür A 3.0 verantwortlich, die/der nach dem fünfjährigen Zeitsprung die Mädchen stalken wird. Einen kleinen Ausblick darauf gibt es am Ende der Episode bereits. Alison ist nicht nur Lehrerin, sondern auch noch verheiratet. Ist sie nicht, trotz Zeitsprung, erst 22? Ach, ich vergaß, wir sind ja in Rosewood. Hanna, Spencer, Aria und Emily stürmen ins Klassenzimmer und sagen Alison das "er" kommt, um sie zu holen. Das lässt die Frage im Raum stehen, ob es A überhaupt weiterhin geben oder die Geschichte sich in eine ganz andere Richtung entwickeln wird. Der Cliffhanger lässt einen mit mehreren Fragen zurück. Warum kleidet sich Alison noch immer, als wäre sie vierzig? Wieso haben sich Emily und Hanna so gut wie gar nicht verändert? Was fasziniert Aria nur so an Strähnchen in den Haaren? Und warum hatte Spencer nicht schon viel früher einen Pony, wenn der ihr so fantastisch steht?

Fragen über Fragen. Aber die wichtigste Frage zum Schluss: Haben es die Mütter der Mädchen jemals aus dem DiLaurentis-Keller geschafft? Und wenn nicht, gab es dort unten wenigstens genug Wein für alle?

Fazit

Mit #6.10 Game Over, Charles endet für "Pretty Little Liars" eine Ära und schon allein deswegen wird diese Episode immer etwas Besonderes bleiben. Die Auflösung, dass CeCe A ist, wirkt zwar nicht hunderprozentig durchdacht und irgendwie fehlt auch die emotionale Bindung zu ihrem Charakter, man kann allerdings auch nicht behaupten, dass diese Entwicklung total an den Haaren herbeigezogen sei und keine gute Story erzählt wurde. Wahrscheinlich gibt es keine Auflösung, die für jeden zufriedenstellend gewesen wäre - außer vielleicht Wren. Mit der Serie ist man als Zuschauer halt immer im Zwiespalt. Manchmal könnte man vor Wut schreien oder nur ungläubig den Kopf schütteln, aber letztendlich bekommt man dann doch einfach nicht genug davon. Und so wird man mit Sicherheit auch wieder im Januar 2016 dabei sein und sich einerseits selbst dafür hassen, dass man sich das antut und es andererseits lieben, dass man endlich wieder miträtseln kann.

Kevin Dave Surauf - myFanbase

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