Pretty Little Liars - Review des Piloten
Mit "Pretty Little Liars" versucht der Kabelsender ABC Family, der wie der Name schon sagt, hauptsächlich familientaugliche Unterhaltung bietet, was man dessen Serien wie "Make It or Break It" und "The Secret Life of the American Teenager" auch sehr anmerkt, eine etwas mutigere, provokantere Serie ins Programm zu schicken. Dabei greift man auf eine erfolgreiche Jugendromanreihe als Vorlage zurück, ein Rezept was auch bei "Twilight", "Vampire Diaries" und "Gossip Girl" schon sehr erfolgreich funktioniert hat. Anscheinend trifft man mit dieser Methode momentan sehr den Geschmack der jungen Zielgruppe, denn das Interesse an der Pilotfolge war groß und die Quoten konnten sich sehen lassen. Wieviele der Zuschauer nun aber bei der Stange bleiben, muss sich erst noch zeigen.
Denn inhaltlich war dies hier nun wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Ich muss zwar zugeben, dass ich schon einige Jahre über der angestrebten Zielgruppe liege, dennoch habe ich immer wieder meinen Spaß an einer netten Teenie-Serie, um meine Guilty-Pleasure-Gelüste zu befriedigen. Das Problem bei den "Pretty Little Liars" ist, dass man zwar einerseits versucht ein bisschen verrucht und skandalös zu sein, diese Versuche aber schon fast bemitleidenswert harmlos sind. Bisher sind die Geheimnisse, die für Zündstoff sorgen sollen so vorhersehbar und klischeehaft, dass man sich das ein oder andere Lachen diesbezüglich nicht verkneifen kann. Da wird gekifft, geklaut, sowie mit Lehrern und Schwesternfreunden geflirtet, aber alles auf eine Art und Weise, dass auch für die mitschauenden Eltern klar ist, hier werden keine kleinen Mädchen verdorben. Nichts gegen ein paar an den Haaren herbeigezogene Seifenoperskandale, aber wenn man schon in die Handlungsstrang-Mottenkiste greift, dann sollte man die altbekannten Zutaten auch ein wenig ansprechender präsentieren. Was mir bei diesem Piloten jedenfalls klar gefehlt hat, sind Humor und Subtilität.
Da ist das leicht rebellische Mädchen Aria (Lucy Hale), Rebellion bedeutet hier eine gefärbte Haarsträhne, dass sich in einen Fremden verliebt, der sich als ihr Lehrer herausstellt. Hätte man den jungen Mann nicht gleich als erstes sagen lassen, dass er Englischlehrer an einer neuen Schule ist, und Aria damit kokettieren lassen, dass sie Studentin am College sei, wäre man sich dabei vielleicht auch nicht ganz so wie mit dem Holzhammer bearbeitet vorgekommen. Alles war aber noch halbwegs erträglich, bis zu dem Moment, als sich die Schülerin und der Lehrer nach einer Knutscherei und einer Unterrichtsstunde ihre starken Gefühle füreinander gestehen, nur für den Fall, dass wir als Zuschauer die Richtung wohin es gehen soll, vorher noch nicht mitbekommen haben.
Auch bei Emily (Shay Mitchell) gestaltet sich der bevorstehende Skandal nicht viel einfallsreicher, denn Emily mag anscheinend Mädchen, dafür lässt man sie auf die neue Nachbarin Maya (Bianca Lawson) treffen, mit der es gleich nach einigen Stunden zum Fastkuss kommt. Klar, potentiell lesbische Teenagermädels sind sich ihrer sicherlich gesellschaftlich hoch angesehenen Neigungen so sicher, dass solche Situationen entstehen. Hannah (Ashley Benson) hingegen ist das neue coole Mädchen, was natürlich innerlich unter ihren Minderwertigkeitskomplexen und der Nichtbeachtung des Vaters leidet. Und Spencer (Troian Bellisario) ist so ein kleines Biest, dass sie sich sobald sich ihr die Möglichkeit bietet, halbnackt an den Freund ihrer Schwester (Torrey DeVitto heranschmeißt, die obligatorische "Oooh, mein Nacken ist so verspannt" – "Lass mich Dich massieren" – "Jaaaa, das ist gut, aaaah" Szene inklusive. Ich erwarte hier ja nicht, dass man das Rad neu erfindet, aber allen vier Szenarien hätte es enorm gut getan, hätte man die Entwicklungen erstmal nur angedeutet und nicht überall zu 100% klargestellt, wo man hinsteuert. Mal ganz abgesehen davon, dass der ganzen Sache eine Portion Selbstironie und ein paar bissige Dialoge gut getan hätten. Bisher nimmt sich "Pretty Little Liars" noch viel zu ernst, was meine Toleranz für Klischeestorylines doch enorm senkt.
Auf mich wirkt das Ganze so ein bisschen, als versuche eine Gruppe wohlerzogener Bibelstundenmuttis, eine Geschichte zu erzählen, von der sie glaubt die Kids würden sie cool und skandalös finden. Dabei bleibt man natürlich immer im sicheren Bereich, schließlich will man die Kinder ja nicht wirklich auf dumme Gedanken bringen. Dazu nimmt man die Geheimniskrämereien der "Desperate Housewives", das Klatschmädel aus "Gossip Girl", die verschwundene bzw. tote Freundin aus "Veronica Mars" und den Mysterieanteil aus "Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast". Was dabei herauskommt hat bisher aber noch nicht wirklich ein Eigenleben. Es ist einfach eine seelenlose Kopie.
Fazit
Ich will auch nicht alles schlecht reden, denn ich denke, ich werde der Serie schon noch die eine oder andere Chance geben, mich zu unterhalten, und noch ein paar Folgen am Ball bleiben. Der Cast ist beispielsweise relativ gut besetzt, zumindest was die Elterngeneration angeht. Die Serie bietet ein Wiedersehen mit einigen alten Bekannten: Holly Marie Combs, Laura Leighton und Chad Lowe. Bei den jungen Darstellerinnen macht zumindest Lucy Hale als Aria, die bisher noch stark im Fokus steht, ihre Sache doch recht ordentlich (zumindest bis zur bedeutungsschwangeren Lehrer-Schülerin-Szene, die aber klar von den Autoren verbockt wurde). Wenn man die Handlungsbögen jetzt vielleicht weniger mit dem Holzhammer präsentiert, sich selbst nicht ganz so ernst nimmt und den ein oder anderen lockeren Spruch einbaut, könnte ich an der Serie vielleicht doch noch Gefallen finden. Denn wenn ich kleine Teenie-Biester sehen will, dann sollen die bitte richtig fies sein, und nicht so harmlos daherkommen wie hier. Vielleicht sollten sich die Autoren einmal ein paar Dinge bei ihrer Senderschwesterserie "Greek" abschauen, denn dort gelingt es wunderbar, die heimelige ABC Family-Atmosphäre mit selbstironischem, subversiven Charme zu verbinden.
Cindy Scholz - myFanbase
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
14.12.2024 12:30 von Lena
Black Doves: Black Doves
Jap! Staffel heute Morgen beendet, Anfang der Woche... mehr
15.12.2024 21:18 von Daniela
No Good Deed: No Good Deed
Ich will da kommende Woche mal reinschauen. mehr