Queer as Folk
Brian & Justin - Staffel 2
I died today but I'm still breathing
In der Zeit nach dem Angriff auf Justin isoliert Brian sich vollständig von seinem Umfeld. Justin liegt zwei Wochen im Koma und hat danach noch vier Wochen mit der Reha zu kämpfen. Keiner versteht, warum Brian ihn nicht besucht, nur Michael, der aus Oklahoma zurückkehrt, weiß, wie sehr Brian darunter leidet, was geschehen ist, da er sich die Schuld daran gibt. Brian aber war niemals ein Mensch, der seine Gefühle zur Schau stellt, weder seine Sorge um Justin, noch seine Schuldgefühle und noch weniger seine Machtlosigkeit gegenüber der Situation. Brian ist ein Mann der Tat, würde er sich an Justins Krankenbett setzen, wäre für jeden, vor allem Justin, zu realisieren, dass Brian nichts tun kann, und das ist für ihn nicht zu ertragen. Dennoch ist Brian jede Nacht im Krankenhaus. Nur die Krankenschwester weiß davon, und sie informiert ihn über Justins Fortschritte.
Justins erster Weg, als er entlassen wird, führt ihn zu Brian, der erstmal auf Distanz bleibt und mit aller Macht versucht, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Er ist zwar über alle Maßen erleichtert, dass Justin auf dem Wege der Besserung ist, aber seine Schuld ist so groß, dass er sich nicht gestattet, sich Justin zu nähern. Dieser durchschaut aber, was vor sich geht, und als Brian sich abwendet und mit heiserer Stimme rekapituliert, was an dem Abend geschehen ist, da Justin keine Erinnerung daran hat, nimmt Justin sich selbst zurück und konzentriert sich auf Brian, indem er ihm die Schuldgefühle zu nehmen versucht. Für Brian ist das so, als würde Justin den Finger genau in die Wunde legen, aber er nimmt es zumindest auch ein wenig an und ist dann in der Lage, Justins Umarmung zu erwidern. Ab diesem Moment kommt Brian etwas mehr aus sich heraus und hilft bei Justins Reha.
Justins Mutter allerdings gibt Brian ebenso sehr die Schuld, wie er selbst es tut. Sie ist zwar auch die einzige, die von Brians täglichen Besuchen im Krankenhaus erfahren und durch die Schilderung des Arztes verstanden hat, dass Brians Fernbleiben Justins Antrieb war, schnell wieder gesund zu werden, um aus eigener Kraft zu Brian gehen zu können. Aber sie lastet ihm an, Justin überhaupt erst in Gefahr gebracht zu haben, und das fällt bei ihm aufgrund seines schlechten Gewissens auf fruchtbaren Boden, sodass sie seine hier zum ersten Mal in Worten ausgedrückte Zuneigung zu Justin gegen ihn verwenden kann, indem sie sie als Argument dafür benutzt, dann doch erst Recht in Justins Interesse handeln und sich von ihm fernzuhalten zu wollen. Kurz darauf aber erkennt Justins Mutter schon, dass das Zusammensein mit Brian das einzige ist, was Justin will, was ihm Ansporn gibt, wodurch er wieder Vertrauen aufbauen kann, und Brian ist bereit, alles für Justins Heilung zu tun, sogar ihn wieder bei sich aufzunehmen, womit er zum ersten Mal willentlich sein Credo, nur für sich selbst verantwortlich zu sein, über den Haufen wirft.
I wish I could remember. – I wish I could forget.
Das Heilen der Seele Justins verlangt Brian ab, den Schmerz, den er seit dem Überfall auf Justin tief in sich vergraben hat, freizulegen und mit Justin zu teilen, und Brian zögert keinen Moment. Er rekonstruiert den Abend des Abschlussballs mit Justin, indem sie ihn gemeinsam mehr oder weniger nachspielen und an den Schauplatz des Angriffs zurückgehen. Für Brian ist dies unwahrscheinlich hart, da er keine Fassade aufrecht erhalten kann und es am Ende Justin ist, der Brian zuliebe bedauert, sich nicht erinnern zu können, um diesem zu ersparen, alles nochmal durchleben zu müssen. Dennoch hat Brians Bemühen Erfolg, denn Justin erinnert sich am Abend, dass Brian ihn gerufen hatte, um ihn zu warnen. In diesem Moment findet Justin auch den blutigen Schal, den Brian seit dem Angriff unter seiner Kleidung auf der Haut trägt, und es entsteht eine solche Intimität zwischen den beiden, dass der Akt, den sie anschließend auf Justins Wunsch hin vollziehen, als ihr erster echter Liebesakt bezeichnet werden kann.
None of them adore me as much as you do
In der folgenden Zeit widmet Brian sich mit solcher Hingabe Justins Genesung, dass er unterbewusst beginnt, es als Projekt zu betrachten. Etwas, was er in der Hand hat, was er steuern kann und wobei sich dabei jederzeit darin baden kann, von Justin vergöttert zu werden. Er tut es gerne und beginnt auch selber, Justins Nähe zu suchen, wenn dieser versucht, ihm seinen Freiraum zu lassen. Im selben Moment aber, als Justin fordert, dass Brian sich erklärt und ihrem Zusammensein einen Namen gibt, fühlt er sich in die Ecke gedrängt, und das ist ein Zustand, in dem Brian niemals das sagen kann, was der andere hören will. Justin schließt daraus, dass Brian ihn ausschließlich aufgrund seiner Schuldgefühle aufgenommen hat und haut sofort ab. Erst Debbie kann Brian dazu bringen einzusehen, dass er durch ein Eingeständnis seiner Gefühle für Justin nichts verlieren, sondern nur gewinnen kann. Er sucht Justin also auf und handelt mit ihm, nach außen hin kühl und gelassen, eine Variante einer Beziehung aus, auf die er sich einlassen kann. Er will seine sexuellen Eskapaden nicht einschränken, aber es soll darüber Ehrlichkeit und Offenheit herrschen, und nach Hause kommen will er nur zu einer Person: Justin. Justin selbst ist so überrascht über dieses Zugeständnis Brians, dass er auf die Bedingungen eingeht. Er weiß, dass er Brian nicht komplett verändern kann, und solange die Sexpartner Brian nichts bedeuten, ist er seinerseits auch bereit, sich auf diese Beziehung einzulassen, da er bis vor kurzem nichtmal damit rechnen konnte, dass Brian sich überhaupt auf irgendeine Art von Bindung einlassen würde.
Zu Anfang funktioniert das Arrangement für beide auch sehr gut. Sie gehen sehr verspielt mit der Tatsache um, dass sie wechselnde Sexpartner haben und suchen sich öfters sogar gemeinsam ein oder zwei Spielgefährten. Brian hält sich auch an die Regeln, Justin hingegen bei der erstbesten Gelegenheit nicht. Brian macht ihm keine Vorwürfe, dass er einen anderen auf den Mund geküsst hat, ist aber doch für einen Moment irritiert. An dieser Stelle kommt Brians Einstellung zum Tragen, niemandem Vorschriften machen oder ihn einschränken zu wollen. Er macht Justin keine Vorwürfe, weil er möchte, dass dieser sich frei entfaltet.
It's not for sale. – No just you.
© Warner Bros. Entertainment Inc.
Ebenso handelt Brian, als Justin in Geldnot gerät. Er kann seine Studiengebühr nicht bezahlen und von seinen Eltern keine Hilfe erwarten. Brian bietet ihm ohne zu zögern an, die Gebühren zu zahlen, aber Justin möchte selbständig werden. Er ist sich bewusst, dass er Brian im Grunde sein gesamtes Leben verdankt und möchte nun endlich auf eigenen Füßen stehen. Er sucht sich einen Job als Tänzer im Babylon, wodurch er kaum mehr Schlaf bekommt. Brian sieht mit Sorge, dass Justin von seinem Chef Aufputschmittel bekommt und es dann am nächsten Morgen nicht in die Uni schafft. Auch wird Brian sofort klar, dass Justin seinem Chef zu Diensten sein musste, um diesen Job zu bekommen, und er probiert sein Bestes, um Justin davon zu überzeugen, doch von ihm Geld anzunehmen, sei es als Darlehen oder als Bezahlung für seine Bilder. Justin aber bleibt stur und meint, seine Bilder seien nicht zu kaufen, woraufhin Brian erwidert, dafür habe Justin sich nunmehr käuflich gemacht. Aber letztlich lässt Brian Justin seine eigenen Fehler machen, und am Ende sieht Justin ein, dass sein Chef ihn ausbeuten will. Er nimmt Brians Angebot für das Darlehen an, versucht aber, anders als noch vor wenigen Monaten, sich nicht wieder vor Brian klein zu machen. Zum einen erzählt er Brian nichts davon, wie sehr er beinahe von seinem ehemaligen Chef missbraucht worden wäre, und zum anderen bringt er Brian im Bett das erste Mal dazu, die Rollen zu tauschen. Brian ist zwar zunächst nicht begeistert von dieser Idee, aber allein über Blicke läuft das Einvernehmen zwischen den beiden ab, dass Justin dies in diesem Moment für sein neugefundenes Selbstbewusstsein braucht.
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