Queer as Folk
Brian & Justin - Staffel 3
I'd never ask him to put my needs above his or be something he's not to make me happy.
© Warner Bros. Entertainment Inc.
Justin ist zwar in der neuen Beziehung mit Ethan nicht überglücklich, aber er glaubt doch, angekommen zu sein, als Ethan ihn nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht mit Geigenspiel, einer roten Rose und Schokolade zum Frühstück überrascht. Im Glauben, dass es ihn völlig kalt lassen werde, seine Sachen bei Brian abzuholen, geht Justin in die Wohnung und dabei überkommt ihn eine Erinnerung an leidenschaftliche, intime Momente mit Brian nach der anderen. Es fällt ihm schwer, diese Momente nochmal vor seinem inneren Auge ablaufen zu sehen, aber er wehrt sich dagegen, dass es ihm was ausmacht und schluckt die Gefühle herunter. Als er Brian im Diner und später bei einer Feier wiedersieht, hält er von sich aus Abstand und meint, auch Brian müsse dies tun. Schließlich hatte Michael ihm unmissverständlich klargemacht, dass er sich aus ihrer aller Leben fernhalten soll, nun da er nicht mehr mit Brian zusammen ist. Brian weiß davon nichts und er versucht, Justin ein Gefühl von Normalität zu vermitteln. Er möchte nicht, dass Justin und er nun künstlich auf Distanz gehen. Er wünscht Justin sogar, dass er das findet, was er sucht. Als Michael ihm kurz darauf seine hasserfüllte Ansicht darlegt, Justin sei es nicht wert gewesen, dass Brian ihm das Leben gerettet habe, kann Brian nicht mehr mit anhören, wie Michael Justin schlechtmacht, und verpasst ihm zum ersten Mal in seinem Leben einen Schlag.
Brian leidet furchtbar unter der Trennung, aber natürlich zeigt er das niemandem, am allerwenigsten Justin selbst. Das letzte, was er will, ist Justin aktiv zu beeinflussen, ihn irgendwie dazu zu bringen, etwas anderes zu tun, als sich für ihn gerade richtig anfühlt. Lindsay legt ihm zwar nahe, dass er Justin damit zurückgewinnen könne, wenn er ihm endlich seine Liebe gestehen würde, aber er verteidigt sein Prinzip, niemanden zu etwas überreden zu wollen, was er nicht will. Er verlangt nicht von Justin, etwas zu tun, was er nicht aus freien Stücken tun will, zum einen natürlich aus Stolz, zum anderen aber auch, da er selber ja auch nichts aus rein altruistischen Gründen tut. Zumindest ist es das, was er sich einredet, denn gegenüber Justin, Michael, Lindsay und Gus hat Brian mittlerweile oft genug bewiesen, dass er fast alles für sie tun würde, nur sucht er für sich immer eine andere Rechtfertigung als die, den anderen glücklich machen zu wollen, um vor sich selber ja nicht das Gesicht zu verlieren und von anderen gleichzeitig auf nichts festgelegt werden zu können. Sein Verstand sagt ihm, dass er damit unabhängig und unangreifbar bleibe, und auch mit seinem Stolz könnte er es nicht vereinbaren, sich anmerken zu lassen, wie sehr er Justin vermisst. Nur wenn er mit seinen Gefühlen alleine ist, gesteht er sich ein, was ihm fehlt, und so wählt er den Weg, der ihm am vertrautesten ist, indem er einen Callboy kommen lässt. Dass es extra einer ist, der Justin ähnlich sieht, macht die Sache im Grunde eher noch tragischer, als er sich das vorgestellt hat, denn auch wenn der Anblick beim Sex einigermaßen passt, so fehlt doch vollkommen die Intimität und auch der Wunsch nach Zärtlichkeit erstirbt sofort, als Brian sich in Erinnerung ruft, dass nicht der richtige Mensch unter dem blonden Schopf steckt. Auch in anderen Sexpartnern meint er immer wieder Justin vor sich zu haben, doch sobald der Akt vorbei ist, kommt die Ernüchterung.
A deal is a deal.
Brian möchte auch auf keinen Fall, dass Justin einen Nachteil dadurch hat, sich von ihm getrennt zu haben. So zahlt Brian weiterhin Justins Studiengebühr, auch wenn dieser ihm anbietet, von der Darlehensvereinbarung zurückzutreten, er gibt Justin den Zeichencomputer und ermutigt ihn, wieder mit Michael am nächsten Band des Rage-Comics zu arbeiten, was er auch tatsächlich tut. Damit hält Brian – bewusst oder unbewusst – verschiedene Fäden in der Hand: Zum einen ist er großzügig gegenüber Justin, was diesem tatsächlich hilft und gleichzeitig so aussieht, als stehe Brian über den Dingen, zum anderen aber schützt diese Maßnahme Brian auch davor, dass Justin möglicherweise irgendwann aus den falschen Gründen zu ihm zurückkommt.
I believe this belongs to you.
Wenn Nachlaufen auch für Brian kein Konzept ist, das in Frage kommt, so ist eine gezielte, kleine Manipulation, die langfristig Wirkung zeigen könnte, doch wieder ganz sein Fall. So übergibt er Justin einen Auftrag, ein Poster für eine Party innerhalb eines Tages zu kreieren, schmeichelt ihm dabei unterschwellig, stärkt in einem sein Selbstwertgefühl und ruft ihm mit der ausschweifenden Party als solcher in Erinnerung, wie cool es ist, in seiner Nähe zu sein, während Justin sich bei Ethans Musiker- und Künstlerfreunden gerade beginnt zu langweilen und sich beinahe so provokant aufführt, wie er es von Brian kennt. Und sehr bald schon fördern äußere Umstände zu Tage, dass Brian Justin alles andere als egal ist. Brian wird von seinem Neffen beschuldigt, ihn sexuell belästigt zu haben, nachdem Brian ihn beim versuchten Diebstahl erwischt hatte, und Brians Schwester schaltet sofort die Polizei ein. Wie schon damals bei den Vorwürfen von Brians Arbeitskollegen, sucht Justin auch diesmal den Jungen auf und findet das entscheidende Puzzleteil. Brians Neffe hatte sein Armband gestohlen, und bei der Konfrontation mit Polizisten, Debbie, Justin und seiner Mutter kann der Junge seine Lügen nicht mehr aufrecht halten. Justin bringt Brian sein Armband zurück, und während dieser sich bedankt, befestigt Justin das Armband an seinem Handgelenk. In diesem Moment sprühen zwischen den beiden die Funken, aber Brian bricht die Spannung, indem er Justin daran erinnert, dass Ethan auf ihn wartet. Justin geht, aber Brian ist anzusehen, dass er wieder Oberwasser bekommen hat. Von Justin betrogen und verlassen zu werden, hat Brian brutal aus der Bahn geworfen, aber durch sein entgegenkommendes und verbindliches Verhalten gegenüber Justin hat er den Weg geebnet, dass Justin in dieser für Brian brenzligen Lage überhaupt zur Stelle sein konnte, und durch seinen Einsatz ist Brian nun wieder sicher, dass er Justin doch noch viel bedeutet.
Is that your idea of true love, Sunshine?
© Warner Bros. Entertainment Inc.
An diesem Punkt angekommen muss Brian seinen Triumph erstmal auskosten. Ethan erhält ein Angebot von einem Agenten, der ihn groß rausbringen will, dafür aber muss er seine Beziehung zu Justin verheimlichen. Zunächst macht Ethan noch große Worte und will das Angebot Justin zuliebe ablehnen, aber es bedarf nur einiger gut platzierter Kommentare seitens Brians darüber, was er sich damit verbaut, wenn er dieses Angebot ablehnt, dass Ethan den Vertrag doch abschließt. Brians Einmischen hat hier sicherlich dreierlei Ursachen: Erstens genießt er die Tatsache, Recht zu haben. Wäre Ethan nicht eh scharf auf diese Karrieremöglichkeit gewesen, wäre es wohl kaum Brian, der seine Entscheidung derart hätte beeinflussen können. Zweitens ist es sehr wahrscheinlich, dass Brian hier auch daran denkt, dass Justin am Ende der Leidtragende ist, wenn er weiter in die Beziehung investiert, die eh schon zum Scheitern verurteilt wäre, würde Ethan seine Karriere jetzt für Justin opfern. Brian beschleunigt das Ganze also nur.
Als Justin ihn wegen seines Einmischens zur Rede stellt, reagiert Brian allerdings mit so verletzender Härte, dass man sich fragt, ob sie das lange überfällige Ventil für seinen verletzten Stolz oder den Schmerz an sich ist. Den eh durch Ethan bereits verunsicherten Justin treffen Brians unverschleierte Worte jedenfalls mitten ins Herz, und selbst wenn Brian im Grunde recht hat, so ist Justins Enttäuschung und Bestürzung darüber, wie dieser Mensch mit ihm spricht, doch mehr als nachzuvollziehen. Die dritte Ursache von Brians Verhalten aber bringt Daphne erst zur Sprache und damit die Sache auf den Punkt: Brian hat Justin niemals gezwungen zu lügen, während Ethan von Justin verlangt, ihre Beziehung und seine Sexualität überhaupt zu verleugnen, und das bei jemandem, den sein Outing fast das Leben gekostet hätte. Vor diesem Hintergrund ist Brians Wut über das, was sich gerade in Justins Leben abspielt, wohl eher nachzuvollziehen, denn dass sich jemand für seine Homosexualität schämen muss, war für Brian schon immer inakzeptabel.
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