Queer as Folk
Brian & Justin - Staffel 4 (Teil 2)
I thought we had a commitment and I plan to stand by it.
© Warner Bros. Entertainment Inc.
Michael ist es, der alles über den Haufen wirft, als er Brian gegenüber in Tränen ausbricht und gesteht, dass er und Justin von Brians Krebs wissen. Brian fühlt sich so bloßgestellt, dass er vor Wut blind wird. Er setzt Justin kurzer Hand vor die Tür und leidet im Stillen vor sich hin. Da Michael den Scherbenhaufen in gewissem Sinne zu verantworten hat, versucht er es auch wieder in Ordnung zu bringen, indem er Justin erklärt, was in Brian vor sich geht, nachdem er diesen besucht hat. Brian wollte um keinen Preis in der Opferrolle landen, bemitleidet zu werden, ist für ihn der größte Horrer auf der Welt. Als jemand, der sich selbst so sehr über Körperlichkeit definiert, glaubt er, dass durch die Krankheit nichts mehr von ihm übrig sei, was Justin bei ihm halten könnte. Also trat er die Flucht nach vorne an und warf seinerseits Justin aus dem Haus, um wenigstens Herr der Lage zu bleiben. Was darauf folgt, ist der Höhepunkt der Staffel und meines Erachtens auch der größte Schritt in Justins Entwicklung. Er setzt sich gegenüber Brian durch! Dabei kommt es sogar zu einer kleinen körperlichen Auseinandersetzung, aber Justin ist fest entschlossen und macht Brian klar, dass sie Partner sind und eine Krebsdiagnose mit Sicherheit nichts an seinen Gefühlen für ihn ändert. Mit aller Heftigkeit stellt Justin klar, dass jeglicher Widerstand Brians zwecklos sei. Und Brian gibt nach.
It's supposed to rekindle the fire in your life gate.
Und Justins Durchsetzen und Brians Realisieren, dass er aufgrund seiner Krankheit nicht verlassen wird, öffnen tatsächlich Schleusen. Brian leidet an einer psychischen Blockade, die eine Erektion verhindert, denn immer wenn er körperlich werden möchte, sieht er vor seinem inneren Auge blutige Szenarien seiner OP. Diese körperliche Dysfunktion ist für ihn eine nie gekannte, persönliche Niederlage, die ihn normalerweise dazu bringen würde, sich wieder in sein Schneckenhaus zurückzuziehen und seine Verzweiflung in Schroffheit gegenüber Justin zu kanalisieren. Diesmal aber ist es anders. Erstmal nimmt er ohne jeglichen Fluchtversuch Hilfe von Justin an, indem er einen chinesischen Heiltrunk zu sich nimmt, den dieser ihm besorgt hat, obwohl er nicht an dessen Wirksamkeit glaubt. Und dann geschieht etwas – seit dem Rekonstruieren der Nacht des Überfalls – zum ersten Mal: Brian spricht darüber, was in seinem Innersten vorgeht. Er steht zwar auf, bringt ein wenig Sicherheitsabstand zwischen sich und die intime Situation und schaut Justin auch nicht in die Augen, aber er erzählt, welche Visionen ihn quälen und dass er sich am liebsten vergraben möchte. Und als Justin ihm folgt und ihm liebevoll und aufmunternd die Schultern massiert, schüttelt er ihn nicht ab. Ob es dann schließlich die wüste Auseinandersetzung mit seiner Mutter ist, die ihm eröffnet, der Krebs sei die Strafe Gottes für das Ausleben seiner Homosexualität, oder der chinesische Zaubertrank, irgendwie entlädt sich Brians Energie wieder in einer Erektion und Brian hat nichts Eiligeres zu tun, als Justin erleichtert und überglücklich in seine Arme zu schließen und die Gunst der Stunde mit ihm in vollsten Zügen zu genießen.
Just because you and the rest of them disqualified me doesn't mean I did.
© Warner Bros. Entertainment Inc.
Anschließend nimmt Brian ebenso wie Justin früher in der Staffel den Kampf mit seinem inneren Dämonen auf. Die Angst, aufgrund der Krankheit nicht mehr er selbst zu sein, bezwingt Brian, indem er wie Justin zuvor seine persönliche Talsohle durchwandert. Während es bei Justin der Maßnahme bedurfte, seinen Angreifer Chris Hobbs nachempfinden zu lassen, was Angst ist, muss Brian sich selbst leiden lassen, um seine innersten Kraftreserven zu mobilisieren und sich und allen anderen zu vergegenwärtigen, dass der Krebs ihn nicht besiegt hat, sondern dass er gestärkt und entschlossener denn je aus dieser Sache herausgekommen ist. Dies beweist er eindrucksvoll, als er die Wohltätigkeitsfahrradtour von Toronto nach Pittsburgh mit gebrochener Schulter bewältigt. Zunächst spricht ihm aus lauter Sorge jeder seiner Freunde inklusive Justin die Fähigkeit ab, das durchzustehen, aber als Justin sieht, wie wichtig es Brian ist, sich selbst etwas zu beweisen, bewundert er ihn dafür und unterstützt ihn dabei. Er will sogar ohne zu zögern seine Karriere hintenanstellen und ein Gespräch in Hollywood mit einem möglichen Produzenten für die Verfilmung des "Rage"-Comics absagen. Brian aber, der Justin zum einen nicht im Weg stehen möchte und zum anderen weiß, dass es hier etwas ist, was er mit sicher selbst ausmachen muss, bringt Justin dazu, Hollywood nicht abzusagen.
I want you to move back in. - Huh? - I said I'd like it if you and I were to live together.
Während Brian zum einen mit Michaels Hilfe, zum anderen angetrieben durch Visionen von einem ihn anfeuernden Justin seinen inneren Dämonen bei dieser Tortour einer Radtour bezwingt, gibt es eine erneute zeitversetzte Paralle bei Brian und Justin, denn Justin findet sich in Hollywood zum ersten Mal auf einer Welle des selbst erarbeiteten Erfolges wieder, wie Brian es kurz zuvor mit dem Aufbau seiner Firma erlebt hat, und trifft die Entscheidung, für eine Weile in Hollywood zu arbeiten. Zunächst aber erfährt Justin zuhause von Brian, dass dieser beim Durchwandern der Talsohle einige Entscheidungen getroffen hat, die in erster Linie darin bestehen, nicht mehr auf seiner Unabhängigkeit zu bestehen. Vor allem bittet er Justin, wieder bei ihm einzuziehen und noch enger zusammen zu sein, und das gerade an einem Punkt, an dem Justin dabei ist, seine Abhängigkeit von Brian abzulegen.
Fazit
Abgesehen von dem Intermezzo mit Ethan, das vor allem eine Trotzreaktion war, war es immer die größte Erfüllung für Justin, mit Brian zusammen zu sein, während sich die Beziehung seitens Brian eher aus einem Zugeständnis gegenüber Justin entwickelt hat. Nun ist Brian in dieser Staffel durch die Hölle und zurück gegangen, hat aber gleichzeitig auch alles erreicht, was er erreichen wollte, und erkennt nun, was er an Justin hat und dass es sein eigener Wunsch ist, Justin an seiner Seite zu haben und zwar ernsthaft und dauerhaft. Justin wiederum, der ebenso mit dem düstersten Kapitel seines Lebens abgeschlossen hat, erkennt parallel, dass es noch andere Dinge auf der Welt gibt als Brian und dass er die Wahl hat. Seine große Liebe zu Brian steht hier absolut außer Frage, aber er kann nun entscheiden, den bequemeren Weg zu gehen und sich Brians Timing anzupassen oder – sich Brians Gefühle für ihn nun wieder ein großes Stück sicherer – seinen eigenen Weg zu gehen, der ihn erstmal nach Hollywood führt.
Nicole Oebel - myFanbase
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