Queer as Folk
Brian & Justin - Staffel 5
Who the hell would come back to Pittsburgh after L.A.? I'm not gonna blame him, he's having the time of his life.
Justin entscheidet sich, von Brian bestärkt, nach Hollywood zu gehen. Auf Brians Seite war da sicherlich ein gewisser Anteil Selbstlosigkeit im Spiel, im Grunde aber vor allem sein übliches Prinzip, niemandem im Weg stehen und keine Opfer verlangen zu wollen. Durch die räumliche Distanz rutscht Brian aber in die schwächere Position innerhalb der Beziehung, er ist der Zuhausegebliebene, der auf den anderen wartet und mit dem aufregenden Leben in Hollywood nicht konkurrieren kann. Zumindest sieht Brian das so und verliert ganz schnell wieder die Zuversicht hinsichtlich der Beziehung. Die räumliche Trennung nimmt zunächst einen Zeitraum von wenigen Monaten ein, und schon in der kurzen Zeit vermisst Brian Justin so sehr, dass er sich ein Flugticket kauft, um ihn zu besuchen. In dem Moment aber, wo er erfährt, dass Justin seinen Aufenthalt aufgrund der Arbeiten verlängert, hört und sieht Brian nichts mehr. Er wird völlig aus der Bahn geworfen und hält sich selbst für Schnee von gestern. Da er noch immer nicht von dem Konzept der Liebe als Grundlage einer Bindung zwischen zwei Menschen überzeugt ist, weiß er nicht, worauf er sich stützen soll, als Justins Rückkehr in eine ungewisse Ferne rückt. Wenn sie nicht hier und jetzt zusammen sein können, was bleibt dann übrig? Er ist nicht in der Lage zu erkennen, dass die räumliche Trennung keine Absage an ihre Beziehung bedeutet. Er schließt von sich auf Justin und redet sich ein, er käme an Justins Stelle überhaupt nicht mehr zurück, also werde Justin auch nicht mehr zurückkommen. Und ein Nachlaufen kommt für ihn ja grundsätzlich nicht in Frage, also lässt er seinen Plan des Überraschungsbesuchs bei Justin sofort fallen.
There's still one thing Pittsburgh has that Hollywood doesn't.
Für Justin aber hat die räumliche Trennung nicht das Geringste mit seinen Gefühlen für Brian zu tun, und er ist zu Recht ein wenig enttäuscht, dass Brian auf sein "Ich vermisse dich!" in alte Muster verfällt und vergleichsweise abweisend reagiert. Justin verarbeitet wie üblich seine Gefühle im "Rage"-Comic und daraus wird klar, wie sehr er Brian vermisst. Das Kommunikationsproblem der beiden ist in einer Konfliktsituation so groß wie eh und je. Justin äußert vorsichtig ein Gefühl, Brian ist zu unsicher und gleichzeitig zu stolz, um angemessen darauf zu reagieren, und deshalb hält Justin alles weitere zurück. Dennoch kommt es früher als erwartet zu Justins Heimkehr, denn das Filmprojekt wird eingestellt, aber weder das, noch die Tatsache, dass Justin Brian zuhause beim Sex mit einem anderen antrifft, kann irgendwie seine Freude darüber trüben, Brian wiederzusehen. Und auch Brian stellt sich erstaunlich schnell wieder um und öffnet die für Justin geleerte Schublade, was zeigt, dass er die Hoffnung auf ein Zusammenleben alles andere als aufgegeben hatte. Ein fader Nachgeschmack bei Brian, zweite Wahl zu sein, bleibt hier aber bestehen, selbst wenn Justin ihm versichert, dass er das einzige war, was zur Vollkommenheit seines Glücks in Hollywood gefehlt habe.
A couple that plays together stays together.
In der nächsten Zeit verstehen sich die beiden dennoch sehr gut und Brian hat kein Problem mehr mit der Nähe. Er bietet Justin sogar an, in seiner Firma zu arbeiten, was dieser zwar ablehnt, weil er auf eigene Füßen stehen will, was aber für Brians Bereitschaft spricht, zusammen zu leben und zu arbeiten, was sogar für die meisten Paare, die weniger miteinander durchgemacht haben, tabu ist. Erneut haben aber verschiedene äußere Einflüsse unterschiedliche Wirkung auf Brian und Justin. Lindsay und Melanie machen eine schwere Krise durch und trennen sich, und Brian wird von Lindsay in den häßlichen Sorgerechtsstreit mit Melanie und Michael um deren Tochter mit hineingezogen, was selbstverständlich bei Michael dazu führt, dass er sich von seinem besten Freund betrogen fühlt. Gleichzeitig werden Michael und Ben immer häuslicher, was zusätzlich zu den Spannungen zwischen Brian und Michael dazu führt, dass Michael sich immer mehr in eine andere Richtung entwickelt und sich dadurch ihre Freundschaft verändert. Auf der anderen Seite erleben Brian und Justin ein paar leidenschaftliche Stunden mit einem anderen Paar, das seit zehn Jahren glücklich zusammenlebt. Sie erklären, dass ihr Erfolgsrezept auf einer offenen Beziehung basier, wie Brian und Justin sie führen. Monogamie habe bei ihnen nicht lange funktioniert, da sie Abwechslung brauchten und diese am liebsten zusammen suchten.
Marriage is a doomsday machine destined to self-destruct. Fortunately however, for you and I, we'll be spared such a dismal fate.
Brian fühlt sich durch diese Ereignisse immer mehr in seiner Ansicht bestärkt, dass Monogamie und Ehe die Menschen einschränkt, sie verändert, bis sie nicht mehr sie selbst sind, worunter nicht nur sie selber zu leiden haben, sondern auch ihr Umfeld. Er kennt es aber auch nicht anders. Er stammt aus einem lieblosen Elternhaus, wo der Vater ihm eintrichterte, dass er ihn niemals haben wollte, und ihn schlug, wenn er betrunken war, während die Mutter zwar versuchte, die Kinder vor den Schlägen zu bewahren, aufgrund der jahrelangen Demütigung aber innerlich versteinerte und ihren Kindern auch keine Liebe mehr schenken konnte. Justin hingegen kann auf eine vergleichsweise harmonische Kindheit zurükblicken mit Eltern, die ihn geliebt haben und insofern steht sein Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen auf einem ganz anderen Fundament. Er steht dem Scheitern der Ehe von Melanie und Lindsay mit Bedauern und Migefühl gegenüber und empfindet Michaels und Bens Eheleben und Häuslichkeit als etwas Vertrautes. Allerdings gibt er Brian in dieser Zeit durch nichts zu verstehen, dass er mit ihrer Art der Beziehung nicht zufrieden wäre, ganz im Gegenteil. Eine der zärtlichsten, intimsten und verspieltesten Szenen der beiden entsteht, als sie beim Duschen genau über das Thema Ehe sprechen. Sie haben eine kleine Kabbelei über das Beenden der Sätze des Partners und Justin beißt Brian spielerisch ins Kinn. Wieder beim Thema angekommen fasst Brian zusammen, dass die Ehe dazu verdammt sei, sich selbst zu zerstören, sie beide aber glücklicherweise von diesem düsteren Schicksal verschont bleiben werden, woraufhin Justin seinen Kuss leidenschaftlich erwidert.
One little gesture easily overlooked but the meaning is clear. It's started. It's begun.
Für Brian kommt es daher mehr oder weniger aus heiterem Himmel, als ihm die nächste "Rage"-Ausgabe in die Hand gedrückt wird, in der Rage und J.T. heiraten. Bislang war jede Ausgabe in ihrer Handlung dem echten Leben Brians und Justins nachempfunden, insofern weiß Brian ganz genau, was nun von ihm erwartet wird. Er befindet sich selber aber gerade an einem ganz anderen Punkt in seinem Leben, denn er sieht sich den ersten Anzeichen gegenüber, von der jüngeren Generation ersetzt zu werden. Für Brian kommt dies einem Identitäsverlust nahe und es stellt eine echte Katastrophe für ihn da. Justin kann dafür nicht sehr viel Verständnis aufbringen, was von außen betrachtet nachvollziehbar ist, aber der Versuch, Brians Problem abzuwiegeln, fällt ein wenig herablassend aus, was bei Brian postwendend eine Trotzhaltung auf den Plan ruft. Und in dieser Situation kann Justin seinen Wunsch nach Monogamie und Häuslichkeit auch nicht mehr anders verpacken als als Vorwurf, dass selbiges in ihrer Beziehung eben derzeit noch nicht absehbar sei. Hier stehen zwei Männer voreinander und verstehen sich einfach nicht. Der eine verbeißt sich in einer Identitätskrise, weil er Angst vor Veränderung hat, und der andere braucht eine Aussicht auf Veränderung in der Zukunft, um Sinn in der Gegenwart zu sehen.
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