Queer as Folk
Brian & Justin - Staffel 5 (Teil 2)
To be a couple both people have to want the same things, to move in the same direction. If they can't or won't, they really have nowhere to go.
© Warner Bros. Entertainment Inc.
In der anschließenden Phase machen beide ihre wohl größten und entscheidenden Entwicklungsschritte durch. Justin war lange Zeit abhängig von Brian, vor allem emotional, und Brian gestattete sich selber nicht, sich und Justin seine Gefühle einzugestehen. Justin ließ sich wiederholt auf die Beziehung nach Brians Vorstellungen ein, weil er bereit war, aus Liebe sich selbst aufzugeben. Er schätzte Brians Ehrlichkeit und Offenheit und lernte, wieviel dies wert ist, wenn Betrug und heimliches Fremdgehen generell zum Alltag zu gehören scheinen. Dennoch wurde ihm der gemeinsame Lebenstil mit den häufig wechselnden Partnern mehr und mehr zur seelischen Belastung, nicht zuletzt auch, weil dies einfach ein Risiko darstellt, für das ihm der Gegenwert nicht mehr ausreichend erschien. Und nachdem Justin sich über Jahre, nicht zuletzt auch durch Brian, ein gesundes Selbstbewusstsein aufbauen und seinen Willen frei entfalten konnte, trennt er sich lieber von Brian, da er weiß, dass er Brian dieselbe Ehrlichkeit schuldig ist. Er sieht keine Zukunft mehr in der Beziehung trotz seiner großen Liebe zu Brian, denn er hat eingesehen, dass die Liebe allein nicht zu einer dauerhaften, gesunden Beziehung ausreicht, wenn der andere nicht dieselben Ziele verfolgt.
All I could think was, please don't let anything happen to him.
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Brian hingegen genießt die Beziehung nach seinen Vorstellungen mit Justin und ist völlig vor den Kopf gestoßen, als Justin seine Forderungen nach Monogamie und Ehe stellt. Er beharrt auf seinem Grundsatz, sich niemals fest binden bzw. heiraten zu wollen und treibt Justin somit aus dem Haus. Aber wie zuvor vermisst er Justin schrecklich und beginnt nun zum ersten Mal, dieses Gefühl zuzulassen und daraus Schlüsse zu ziehen. Er merkt, dass er die ständigen Eroberungen gar nicht mehr so nötig hat. Es braucht aber noch den Moment der überwältigenden Angst, Justin bei dem Bombenanschlag für immer verloren zu haben, um Brian den Abgrund überwinden zu lassen, denn erst dadurch fühlt er das Bedürfnis, Justin seine Liebe zu gestehen. Die drei Worte, auf die Justin fünf Jahre gewartet hat. Die Wirkung dieser Szene ist unbeschreiblich, Brian spricht es dreimal aus, erst mit leiser heiserer Stimme, dann etwas bestimmter und dann nochmal in einen Kuss gehaucht, dass man es beinahe nicht mitbekommt. Justin ist sprachlos und kann nur einen kleinen Laut hervorstoßen, aber in seinem Gesicht liegt eine Überwältigung, die man nicht in Worte fassen kann.
As strongly as I was opposed to the idea, now that I'm behind it I'm as fervently and passionately committed.
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Einmal entfesselt, sind Brians Gefühle nicht mehr zu bremsen. Ihm ist klar geworden, dass er Justin glücklich machen will und er überzeugt ihn sogar davon, ihn trotz aller althergebrachter Ablehnung der Institution der Ehe gegenüber zu heiraten. Justin nimmt den Antrag überglücklich an und lässt damit außer Acht, was er noch kurz zuvor erkannt hat, nämlich dass ein Abrücken von den gegensätzlichen Standpunkten hinsichtlich Ehe für jeden von ihnen ein sehr großes Opfer bedeuten würde. Brian ist hier nun endlich bereit, dieses Opfer zu bringen, um mit Justin zusammen sein zu können, aber Justin spürt, dass Brian dadurch nun an den Punkt gerät, sich selbst aufzugeben, und Justin weiß aus eigener Erfahrung, dass sie damit keine gesunde Beziehung aufbauen. Also sagen sie die Hochzeit ab und entscheiden sich gemeinsam, dass Justin das Angebot wahrnimmt, nach New York zu gehen, um dort seine Künstlerkarriere in Gang zu bringen.
Whether we see each other next week, next month, never again, it doesn't matter. It's only time.
Brians enormer Schritt auf Justin zu, mit ihm die Ehe eingehen zu wollen, war das letzte Puzzleteil, das Justin fehlte, um wirkliches Selbstvertrauen zu haben, während es für Brian der Moment war, sich von seiner Vergangenheit und seiner Angst vor Nähe zu lösen. Sie sind also in diesem Moment beide zum ersten Mal wirklich frei und wirklich gleichberechtigte Partner. In diesem Moment können sie ihre wahre Beziehung beginnen. Für Justin bedeutet dies, zu erkennen, dass sie keine Ringe und Ehegelübde brauchen, um sich ihrer Liebe sicher sein zu können, und für Brian heißt dies, dass er Justin gehen lassen kann, ohne Angst haben zu müssen, ihn dadurch zu verlieren.
That I would give him anything, I would do anything, I'd be anything to make him happy.
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Es mag schwer sein, die letzten Szenen von Brian und Justin als Happy End zu genießen, einfach weil Brian Justin seinen Schmerz über die bevorstehende räumliche Trennung zum ersten Mal recht deutlich zeigt und weil Justin im Gegenzug so tapfer ist. Auch sieht man Brian in der letzten Einstellung allein – wenn auch tanzend – und es wäre soviel schöner und einfacher, wenn man die beiden am Ende glücklich zusammen sehen könnte. Aber im Grunde braucht man das nicht, denn denkt man einen Schritt weiter, so ist es doch naheliegend, dass Brian das Babylon wieder aufbaut, einfach um für sich selbst und seine Freunde den Schrecken des Bombenanschlags zu überwinden und den alten Zustand wieder herzustellen, sich dann aber aufmacht und mit seiner Firma zu Justin nach New York zieht, der Stadt in die er eh schon seit Jahren gehen wollte, zumal er erkannt hat, dass er alles für Justin tun würde. Sein Sohn Gus ist nicht mehr in Pittsburgh, nichts bindet ihn mehr an die Stadt, da gibt es für mich keinen Zweifel, dass Brians Zukunft mit Justin in New York liegt. Macht man sich also ein wenig vom Abschiedsschmerz, der einen am Ende einer so mitreißenden Serie überkommen kann, frei, so sieht man, dass hier über fünf Jahre und viele Umwege eine sturmerprobte Beziehung entwickelt wurde, aus der am Ende eine ebenso liebe- wie respektvolle, erwachsene und feste Bindung entstanden ist, die eine echte Zukunft hat.
We don't need rings or vows to prove that we love each other. We already know that.
Fazit
Brian Kinney ist eine Figur wie aus einem Oscar-Wilde-Roman. Schönheit, Jugend und Angst vor Verlust derselben bestimmen ebenso sein Leben wie Genußsucht und Zynismus. Seine Einstellung zu Liebe und Ehe könnte beinahe wortwörtlich aus "Das Bildnis des Dorian Gray" stammen, wo es heißt: "When one is in love, one always begins by deceiving one's self, and one only ends by deceiving others" und "Marriage makes a life of deception absolutely necessary for both parties." Die zynische Haltung ist bei Brian allerdings kein Ergebnis der Langeweile wie bei Wildes englischem Hochadel des späten 19. Jahrhunderts, sie resultiert vielmehr aus einer Kindheit voller Entbehrung. Die Devise, es nicht nötig zu haben, zu lieben oder geliebt zu werden, ist reiner Selbtschutz.
Aber Brian schafft es, sich selbst und diese zynische Devise zu überwinden, indem er dem jungen, naiven, offenherzigen Justin Eintritt in sein Leben gewährt und sich berühren lässt. Justin spielt keine Spielchen und macht sich selbst nicht zum Geheimnis. Er trägt sein Herz auf der Zunge, weiß genau, was er will und handelt zielstrebig danach. Und er will Brian, zunächst um jeden Preis, denn er glaubt, dass seine Liebe für beide ausreicht. Doch je mehr Justin fordert, desto mehr ist Brian auch nach und nach bereit mitzugehen. Durch das ständige Fordern und Gefordertwerden im Zusammensein mit Brian reift Justin, und Brian lernt, dass Hingabe nicht gleichbedeutend ist mit Selbstaufgabe. Hier wurde ein Paar erschaffen, wie es in der TV-Welt kein zweites gibt.
Nicole Oebel - myFanbase
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