Queer as Folk - Review

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"Queer as Folk" zählt zu den wohl ehrlichsten, schonungslosesten und direktesten Serien, die die TV-Welt (bisher) zu sehen bekam. Ohne Scham, Zurückhaltung und unangemessene Euphemismen zeigt diese revolutionäre Serie uns den scheinbar ganz normalen Alltag der homosexuellen Gesellschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Themen

Foto: Queer as Folk - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Queer as Folk
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Schöne – wenn auch viel diskutierte – Themen wie Hochzeit, Adoption und Familiengründung homosexueller Paare werden in "Queer as Folk" ebenso angemessen thematisiert wie homosexueller Sex, HIV, Drogen und Diskriminierung. Besonders letzteres stellt eines der immer wiederkehrenden Hauptthemen der Serie dar. Oftmals bleibt dem fassungslosen Zuschauer nach entsprechenden Szenen nur eine Frage übrig: "Ist das, was ich gerade gesehen habe tatsächlich eine realistische Darstellung der Situation? Werden homosexuelle Mitglieder der Gesellschaft tatsächlich so behandelt in der 'freien' Nation, die angeblich so stolz auf ihre gesellschaftliche Vielfalt ist?" Denn oftmals fällt es (gerade dem deutschen Publikum) schwer zu glauben, dass Homosexuelle tatsächlich mit einem solchen Hass und einer solchen intoleranten Missgunst zu kämpfen haben.

Es ist wohl jenes Thema der Diskriminierung, welches jeden Zuschauer der Serie dazu bringt, mit den Charakteren mitzufühlen und sich ernsthafte Gedanken über die heutige (amerikanische) Gesellschaft zu machen. Aber auch andere Inhalte der Serie sorgen für einigen Wirbel und die verschiedensten Reaktionen unter den Zuschauern, die durch "Queer as Folk" erstmals mit – beinahe schon an Pornographie grenzenden – direkten Sexszenen zwischen zwei (oder manchmal auch mehr) Männern/Frauen in einer TV-Serie konfrontiert werden.

Besonders bemerkenswert ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass die Macher der Serie sich nicht davor scheuten, auch die heikleren Themen Aids und HIV anzusprechen. Dies macht "Queer as Folk" zu einer vollkommen Serie, die einige Tabus bricht, um uns eine realitätsnahe Serie zu bieten, bei der sich ein jedes Mal das Einschalten lohnt.

Die Charaktere

Foto: Randy Harrison, Queer as Folk - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Randy Harrison, Queer as Folk
© Warner Bros. Entertainment Inc.

"Queer as Folk" bietet die wohl größte Vielfalt an Charakteren, die mir in einer Fernsehserie je begegnet ist. Sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere sind sehr facettenreich dargestellt, sodass es als Zuschauer alles andere als schwer fällt mit jedem einzelnen der Charaktere mitzufiebern und mitzuleiden. Man beschränkt sich nicht auf das stereotype und klischeehafte Bild des tuntigen Frisörs, sondern zeigt auch Männer, die ebenso gut für heterosexuell gehalten werden könnten. Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen der – großen Charaktervielfalt kann man sich mit jedem der Charaktere, mal mehr und mal weniger, identifizieren und da dies nicht nur auf homo- sondern auch auf heterosexuelle Zuschauer zutrifft, finde ich, dass den Machern der Serie an dieser Stelle ganz besonderes Lob ausgesprochen werden muss.

Von der schillernden, fabulösen und ganz dem typischen Klischee entsprechenden Partyplaner-Queen über den promisken, erfolgreichen Werbefachmann bis hin zu dem unscheinbaren Steuerberater wird uns in "Queer as Folk" alles geboten und obwohl im Mittelpunkt der Serie eigentlich fünf schwule Freunde stehen, bekommen sowohl lesbische, als auch heterosexuelle (wenn auch nur sehr wenige) Charaktere ihre angemessenen Storylines.

Hinzu kommt, dass es den Autoren immer wieder gelingt, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen den Storylines der einzelnen Charaktere zu halten. Kein Charakter kommt zu kurz und jeder einzelne hat am Ende der fünften Staffel mindestens ein großes, viele Episoden einnehmendes und den Zuschauer fesselndes Ereignis durchlebt.

Gepaart mit den revolutionären Themen der Show wird mit dieser Charaktervielfalt der Superlative somit die perfekte Grundlage für eine durch und durch unterhaltsame Serie geschaffen.

Die 5. Staffel

Foto: Gale Harold, Queer as Folk - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Gale Harold, Queer as Folk
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die fünfte und letzte Staffel der Serie ist gleichzeitig die wohl außergewöhnlichste. Obwohl uns auch in den Staffeln eins bis vier einiges geboten wurde und es nie langweilig wurde, so sticht die fünfte Staffel doch extrem heraus und beinhaltet einige Szenen, die für das unschuldige Fangemüt schon fast zu viel sind.

Während die Zuschauer in den ersten vier Staffeln zwar immer wieder aufs Neue mit spannenden, schockierenden, aber auch amüsanten Storylines beglückt wurden, so wurde es nie zu viel des Dramatischen. "Queer as Folk" bot stets eine gesunde Mischung aus dramatischen, wunderschönen und lustigen Momenten. In Staffel fünf jedoch wird alles, was in den letzten vier Jahren aufgebaut wurde, durcheinander geworfen und anfangs kommt man aus den dramatischen Schockmomenten gar nicht mehr heraus. Dies ist auch der Grund, warum ich anfangs ein wenig von der finalen Staffel enttäuscht war bzw. dem Geschehen mehr als skeptisch gegenüber stand.

Nachdem am Anfang der Staffel beinahe alle Beziehungen der Charaktere untereinander langsam aber sicher zu Bruch gehen (Michael und Brian; Brian und Justin; Melanie und Lindsay (und Michael); Ben, Michael und Hunter) und wir die wohl grässlichsten Streitszenen der fünfjährigen "Queer as Folk"-Geschichte erleben, schlägt diese düstere und verzweifelte Stimmung etwa zur Mitte der Staffel hin ins Gegenteil um, sodass es als Fan wieder Spaß macht, zuzuschauen und die familiäre Atmosphäre zu genießen.

Durch diese fünfte Staffel wurde mir erst bewusst, wie sehr mir eigentlich die ersten vier Staffeln gefallen haben. Die meisten Serien bauen meiner Meinung nach viel zu viele Schicksalsschläge und dramatische Ereignisse in eine Staffel ein. "Queer as Folk" ist da anders. In fünf Staffeln wurden die Zuschauer beispielsweise mit nur einem einzigen Todesfall (Vic) konfrontiert. Zwar passiert in regelmäßigen Abständen auch vieles, was die Zuschauer mitfiebern und am Ball bleiben lässt, doch wurde es mit diesem Drama nie übertrieben und keiner der Charaktere hat eine durch zu viele Schicksalsschläge unrealistisch wirkende Laufbahn einschlagen müssen.

Fazit

Revolutionär, provokant, fesselnd und mitreißend – diese vier Wörter beschreiben "Queer as Folk" in meinen Augen am besten. Die Serie schafft es, durch realitätsnahe und glaubwürdige Geschichten rund um den Alltag der Hauptcharaktere über alle fünf Staffeln hinweg zu begeistern und obwohl es zunächst nicht so aussieht, wird am Ende der finalen Staffel doch noch (fast) alles gut, sodass man beruhigt mit der Serie abschließen kann.
Und wenn jemandem noch nicht danach ist, abzuschließen, so gehört "Queer as Folk" glücklicherweise zu der Art Serie, die man sich immer und immer wieder von Anfang bis Ende ansehen kann.

Jenny B. - myFanbase

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