Reign - Review des Piloten

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Mit "Reign" stellt The CW in diesem Herbst ein durchaus ambitioniertes Projekt vor, wenn man bedenkt, dass ein historisches Sujet nicht unbedingt in die Zielgruppe des kleinen Networks passt und sich darüber hinaus kein großer, bekannter Name in der Schauspielerriege findet. Doch schon mit der ersten Folge wird das Konzept des Period Dramas offensichtlich, das die Geschichte der schottischen Königin Mary zwar in einem historischen Setting, aber dennoch unglaublich modern erzählt.

"Alliances can shift. Before they do, Mary needs to win the princes heart."

Das erste, was die Serienschöpfer absolut richtig gemacht haben, ist die Charakterisierung ihrer Protagonistin Mary. Die schottische Königin ist gleichzeitig mädchenhaft und erhaben, unbeschwert und verantwortungsvoll, selbstbewusst und verletzlich. Sie strahlt eine königliche Autorität aus und steht ohne Frage im Mittelpunkt des Geschehens, gleichzeitig wirkt sie nicht abgehoben, sondern sympathisch und geerdet. Mit Adelaide Kane wurde die Rolle ausgezeichnet besetzt – die Australierin, die einigen schon aus "Teen Wolf" bekannt ist, wirkt märchenhaft wie Dornröschen und bringt gleichzeitig die nötige Portion Frauenpower mit, um Mary nicht als naives Prinzesschen darzustellen. Obwohl immer wieder verdeutlicht wird, dass Mary als zukünftige Königin das Wohl ihres Landes als oberste Priorität setzen und ihr persönliches Glück zurückstellen muss, wirkt sie nicht fremdbestimmt, sondern sowohl in politischer, als auch persönlicher Hinsicht willensstark und durchsetzungsfähig. Den Autoren ist es gelungen, eine empathische und starke Frauenfigur zu erschaffen, die bereits in der ersten Folge die Sympathien des Publikums gewinnen kann.

Neben der Protagonistin bleiben die übrigen Figuren noch etwas blass, doch es werden genügend Handlungsstränge, Beziehungsgeflechte und Konflikte angelegt, um eine spannende Staffel zu versprechen. Besonders hervorzuheben ist die Romanze zwischen Mary und Francis – auch wenn bei Francis noch einige widersprüchliche Motive vorhanden sind, so ist die Chemie zwischen Adelaide Kane und Toby Regbo ("Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1") absolut bezaubernd! Durch die Flashbacks zu den gemeinsam verbrachten Jahren in ihrer Kindheit wird ihre gegenseitige Anziehung schön aufgebaut, gleichzeitig kommt durch Francis' Halbbruder Bash (Torrance Coombs, "Die Tudors") eine dritte Figur ins Spiel, die für die nötige Spannung in der Liebesgeschichte sorgen wird. Und dann wäre da natürlich noch die Prophezeiung von Nostradamus, dass Marys Verbindung zu Francis dessen Tod bedeuten wird. Von vorn herein steht also bereits fest, dass das Paar, mit dem der Zuschauer nach den ersten Szenen mitfiebert, unter keinem guten Stern steht.

Das verspricht großes Drama und einiges an Intrigen, um die füreinander Bestimmten auseinander zu bringen: Francis Mutter Catherine (Megan Follows, "Heartland") legt damit schon in der Pilotfolge los, indem sie Mary kurzerhand im Schlaf vergewaltigen lassen will, um eine Ehe zwischen den beiden Teenagern indiskutabel zu machen – auch am französischen Hof wird also nicht mit Samthandschuhen, sondern mit knallharten Bandagen gekämpft. Als Sahnehäubchen für das turbulente Hofleben gibt es übrigens auch noch eine mysteriöse, vermummte Gestalt, die durch das Schloss geistert und Mary nützliche Tipps mit an die Hand gibt. Doch ob diese unsichtbare Helferin wirklich nur das Beste für die schottische Königin im Sinn hat, bleibt nach der Warnung, die Mary bezüglich dieses vermeintlichen Geistes bereits bei ihrer Abreise aus dem Konvent erhalten hat, noch ungewiss.

Über das inhaltliche hinaus zeichnet sich "Reign" besonders durch die ästhetische und moderne Umsetzung aus: Die Kostüme sind zwar historisch inspiriert, könnten aber gleichzeitig auch auf jedem Haute-Couture-Laufsteg mithalten – auch in visueller Hinsicht setzt sich also die gelungene Verbindung von Historie und Moderne fort. Gedreht wird die Serie in Kanada und Irland und beeindruckt mit atemberaubenden Landschaftsbildern, tollen Kulissen und immer wieder überraschend kreativen Kameraeinstellungen. Das absolute Highlight ist allerdings der Soundtrack der Serie: Schon der Titelsong "Scotland" von den Lumineers deutet die musikalische Richtung an, dass zur Untermalung des Period Dramas tolle, neue Songs genutzt werden, die perfekt in die moderne Erzählweise der Serie passen.

Fazit

Das Konzept von "Reign" geht in der Pilotfolge voll auf: "Gossip Girl" trifft auf "Marie Antoinette" und mit der Mädchenclique um Mary sowie dem Schlossgeist kommt auch noch eine Prise "Pretty Little Liars" dazu. Die historische und dennoch moderne Umsetzung macht extrem viel Spaß und die bislang angelegten Figurenkonstellationen werden genau im richtigen Maß angelegt, um den Zuschauer ins Geschehen zu ziehen und die Lust auf mehr zu wecken. Charismatische Darsteller, ein originelles Ambiente und eine gehörige Portion Drama – ein absolut gelungener Auftakt, den hoffentlich auch die Zielgruppe des kleinen Senders zu würdigen weiß.

Lena Stadelmann - myFanbase

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